Ich habe lange…

…mit mir gerungen. Schwänzen ist so gar nicht meine Art. Zumal die Hebamme nur für die Kursstunden Geld bekommt, die von der Gebärenden auch unterschrieben wurden. Von schlechtem Gewissen geplagt machte ich mich gestern also wieder tapfer auf den Weg ins Kugellager.
Und das, und hier möchte ich um besondere Anerkennung meiner Unerschrockenheit bitten, obwohl uns die Hebamme letzte Woche bereits angekündigt hatte, was uns diesmal blühte – Wehensingen.

Das ist nicht lustig.

Hört auf zu lachen.

Manche nennen es auch “tönen”. Und während ich mir noch vorstellte, wie wir einem Opernchor gleich gemeinsam die Arie der Violetta schmettern, entpuppte sich das Tönen als simples Hervorpressen von Vokalen unter krampfhaftem Bemühen währenddessen auszublenden, was man da gerade tut.
Und ratet mal, wer anfangen durfte? Richtig. Frau Venus, die so vorwitzig neben der Tür sitzt (Zugeständnis an meinen stetig im Zaum gehaltenen Fluchtreflex), durfte sich als erstes einen Vokal aussuchen (man kann auch Konsonanten singen, aber das ist was für Forgeschrittene). Ich entschied mich für ein langweiliges A. Und stimmte ein Aaaaaahhhhhh an worauf hin die ganze Gruppe einstimmen sollte, dies aber, da noch unentschlossen, ob man sich dieser Peinlichkeit hingeben könne, nur sehr zögerlich tat. Mit dem Ergebnis, dass ich und die Hebamme einander zu-aaaah-ten und der Rest der Gebärmütter kicherte. Ich war stolz auf mein A und froh, dass mir irgendwann die Puste ausging und mein A verebbte. Dann erfuhr ich, dass die Übung aus zwei Teilen besteht. Hat man unter der Wehe das A ausgehaucht, hole man durch die Nase Luft und sucht sich den zweiten Vokal selbst aus. Ich überlegte beim Einatmen fieberhaft, welchen Ton ich wohl von mir geben könnte, aber das Alphabet erschien mir plötzlich zu beschränkt und so wählte ich ratlos und hektisch, weil man ja nicht unbegrenzt einatmen kann, ein Beeeee und fühlte mich gleichzeitig wie im Analphabetenkurs der Volkshochschule.
Ich hatte schon die Befürchtung, dass die Übung noch einen dritten Teil beinhaltete, der von mir das singende Rückwärtsbuchstabieren von “Geburtsvorbereitungskurs” forderte, aber nein, das nächste Goldkehlchen war an der Reihe und wählte ein nicht weniger langweiliges Ooooohhhh. Und so aaahten und ooohhhten wir uns durch den Abend. Wir sollten uns nämlich bewusst sein darüber, dass wir während der Geburt keineswegs an uns halten müssten. Nein, wir dürften durchaus Laut geben, die Hebamme und die Ärzte dürften uns hören. Wir müssten nicht die Zähne zusammen beißen. Ach. Mal ganz im Ernst. Noch habe ich nie ein Kind zur Welt gebracht, aber wenn mir nach Aaaah und Oooh zumute ist, dann ist das Empfinden der Hebamme in dem Moment vermutlich meine letzte Sorge. Wir werden sehen. Vorbereitet bin ich ja. Aaaaaaaaaaaaaaaaahhhhh…

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