Die Venus arbeitet!

Liebes Leben…
ich hatte völlig vergessen, dass Geldverdienen so anstrengend ist.
Nun gut. Mein erster Tag im Verlag also. Ich öffne hoffnungsfroh und motiviert die Tür, schaue in verwunderte Gesichter, sage laut und fröhlich: Hallo, ich bin die Neue. Und was sagen die? Was, wir dachten Sie kommen erst morgen?
MORGEN? HÄ? Nix morgen. Da hatte der Chef wohl was auf dem Kalender verwechselt. Er MEINTE Montag und SAGTE zu den anderen, ich käme am 15. . Nun ja. Egal. Ich habe heute bergeweise Magazine durchgeblättert und eine statistische Auswertung begonnen, unterbrochen vom verzweifelten Versuch, eine Parkkarte fürs Parkhaus zu organisieren. Ich hatte um elf Uhr zu meinen neuen Kollegen gesagt, dass ich mich nun mal aufmachte, um diese Karte abzuholen. Das Parkhaus ist ungefähr dreihundert Meter vom Verlag entfernt. Um Viertel vor zwölf war ich dann wieder zurück… Der arme Parkhauswärter war nämlich schätzungsweise 115 Jahre alt, schielte abenteuerlich aus seiner Kabine heraus und wollte mir erst gar nicht glauben, dass ich wirklich bei dem Verlag arbeitete. Als ich ihn dann doch überzeugen konnte, mir ein solches Kärtlein auszuhändigen, musste ich natürlich erst ein paar Fragen beantworten. Wie ich heiße. Wo ich wohne. Straße? Hausnummer? Ab wann ich denn dort parken möchte? (Warum sollte ich wohl heute eine Parkkarte holen, wenn ich erst nächstes Jahr dort parken wollte…? ) Und dann kam das beste: Der Drucker druckte nicht. Und der alte Knabe rastete ganz unfein aus und guckte mich grimmig an, weil ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass er stetig das Fax ein- und aussteckte und dabei blöde auf das Druckerdisplay guckte und sich wohl wunderte, warum das Ding nicht ausging… Ich wollte ja nur helfen. Wir sind dann so verblieben – nach fast eine Dreiviertelstunde – dass ich die Karte mitnehme und bezahle (10 Euro, dass ich sie überhaupt bekomme und 24,36 Euro, damit ich noch einen halben Monat parken darf. Ab dem nächsten Monat zahlt der Chef dann die Hälfte. Tja. Sonst gibt's gar nicht soviel zu erzählen. Ich habe milde gelächelt, wenn ich mails bekommen habe von meiner Chefin, zu deren Bearbeitung mir noch einige Grundkenntnisse des Redaktionssystems fehlen und trotzdem mein Bestes gegeben und ein bisschen experimentiert. Die Kollegen scheinen alle ganz nett zu sein. Nächste Woche gehe ich schon auf einen Auswärts-Termin nach Bischofsgrün. Ist glaub' ich irgendwo bei Bayreuth. Ich sag's ja: Geldverdienen ist anstrengend…  

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