Bekanntschaften

Ich entschloss mich heute irgendwann während meiner Mittagspause, mir etwas zu essen zu holen und mich dann wieder auf die schattige Bank am Münster zu verkrümeln. Als ich zurück kam, war die Bank besetzt. Mit einem Rentner mit Indianerschmuck und Strohhut.
Weil er sich recht platzsparend hingesetzt hatte, fragte ich, ob ich mich dazu setzen dürfe.
Und irgendwann kamen wir ins Plaudern.
Jetzt weiß ich zwar immer noch nicht, wie er heißt, aber ich weiß, dass seine gesamte Familie auf dem Finanzamt gearbeitet hat, dass er mittlerweile in Rente ist, im hiesigen Wanderverein aktiv ist, nächste Woche an den Lago Maggiore fährt, keine Angst vor der Altersarmut hat, ein eigenes Häuschen besitzt, zwei Kinder und vier Enkel hat, von denen die Älteste in Freiburg Germanistik studiert, dass er im Herbst mal wieder nach Heidelberg fährt und dass seine Tochter in Stuttgart am Gymnasium war. Aha.
Aber irgendwie war es eine nette, zwischenmenschliche Begegnung. Die Gesellschaft ist gar nicht so anonym, wie es immer heißt. Nicht auf der Bank am Münster.

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