Mein Leben und ich: Szenen einer Ehe, Folge 5: Der Grill!

Mein Mann ist ein Herdentier. Im Grunde sind wir uns da recht ähnlich, was sich für eine harmonische Ehe generell als zuträglich erweist.
Diese Harmonie äußert sich in vielen Gebieten, unter anderem auch dabei, dass wir beide gerne Gäste haben. Wobei uns der Zustand des Gäste-habens voneinander grundlegend unterscheidet. Während die Aufgabe meines Mannes sich dabei auf “Hey, habt ihr Lust am Samstagabend zu Grillen?” beschränkt, obliegt es mir, dafür zu sorgen, dass die durch eine solche Aussage in Gang gesetzte Kaskade an Aufgaben bewältigt wird. Sprich – Schatzi sagt “lass uns Grillen” und ich kümmere mich um das was, das wo und das wie. Die Nebensächlichkeiten also.

Zurück zu letztem Samstag. Während jener Aufruf zum outdoor-Kochen bei mir also eine routinierte Maschinerie, bestehend aus Abklärung der Gästezahl, Auswahl von Grillgut, Wälzen von Rezeptbüchern und Anrichten von Salaten in Gang setzte, hatte mein Mann seinerseits die Idee, diesmal fundamental in den Ablauf der Vorbereitungen einzugreifen: “Ich kaufe einen neuen Grill!”
Dieser Gedanke ist nicht neu, er reift bereits seit einigen Monaten, wenn nicht gar Jahren in ihm heran, erreicht grundsätzlich während der Sommermonate die höchste Dichte und flaut gegen Winter wieder ab. Die bloße Phantasterei um jenes neue Equipment formierte sich just letzten Samstag jedoch zu einer handfesten Kaufabsicht.
Am Samstagvormittag machte sich mein Schatz also auf den Weg dorthin, wo Männerträume wahr werden, was für Männer eine Art Vorzimmer des Paradieses sein muss – er ging in den Baumarkt.
Und erlitt Schiffbruch. Nicht genug damit, dass ein anderer Jäger auf dem weiten Feld der Grills schneller war und den Letzten seiner Art vor Hases Nase weggekauft hatte – im zweiten Baumarkt versagte zu allem Überfluss auch noch die EC-Karte.
Derart zurückgeworfen kehrte der enttäuschte Jäger müde und verdrießlich ins heimische Küchenchaos zurück, goss ein Füllhorn an Verwünschungen und Flüchen über meinen Käsewürfeln und mir aus, die ich, wie es von einer liebenden Ehefrau erwartet wird, den unverschämten Konkurrenzkäufer mitverfluchte und Magnetismus im Hinblick auf dessen Gefährlichkeit für die Funktionalität einer EC-Karte sofort ebenfalls als Teufelszeug anerkannte, und beschloss trotzig, den alten Grill zu benutzen.

Ich hätte es eigentlich wissen müssen.
Die Gäste kamen pünktlich um halb sieben. Mein Mann war schon zu Hause, immerhin, und hockte im Wohnzimmer auf dem Fußboden in kurzen Hosen und verschwitztem T-Shirt. Umgeben von diversen Schrauben, Muttern und Stiften, einem Verlängerungskabel nebst innig damit verbundenem Akkuschrauber, inmitten einer expressionistisch anmutenden Landschaft aus Styroporteilen, Kartons, leeren Plastikfolien und Blechteilen. Auch wenn die Dimensionen der Schachtel hätten vermuten lassen, dass sich mein Mann versehentlich im Kaufrausch eine Fertiggarage nebst Sonnenkollektoren, Dachbegrünung, gepflasterter Einfahrt und Basketballkorb hatte aufschwatzen lassen, war dem bunten Aufdruck zufolge eindeutig ein Grill in der Kartongarage enthalten, der dem Namen “outdoor kitchen” zumindest größenmäßig absolut gerecht wurde.
Während die hungrigen Besucher also artig auf der Couch Platz genommen hatten, wohnten sie einem unvergleichlichen Schauspiel in mehreren Akten bei, dessen Hauptdarsteller mein Mann und der Grill sein Antagonist waren. Das Drehbuch bestand aus einem Schriftstück mit mehreren dünnen Seiten voller kryptischer Zeichnungen mit Pfeilen und Zahlen und es erscheint unnötig zu erwähnen, dass mein Mann, wie alle Männer, in einem solchen Fall eher dem Improvisationstheater zugeneigt ist, als sich an schnöde Vorgaben zu halten.
Unter den staunenden Augen des Publikums, flankiert vom zarten Knurren mehrere Mägen entstand so tatsächlich Stück für Stück ein Grill.
Unter stehenden Ovationen wurde der Held, der einen gewissen Besitzerstolz nicht verbergen konnte, frenetisch gefeiert und nur eine Stunde nach Eintreffen der Gäste ergab sich das erste Steak zischend in sein Schicksal.
Ach ja. Me

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