Ich, die Kampfpilotin…

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“Pendler haben den selben Stresspegel im Straßenverkehr, wie ein Kampfpilot im Einsatz”

– das ist die Weisheit, die mir das Rundfunkgerät meines Kampfjets Automobils heute morgen mitteilte. Und tatsächlich. Ich kann es bestätigen. Nicht immer zwar, denn meist erweise ich mich als besonnene Fahrerin mit einer an Stoizismus grenzenden Ruhe und Gelassenheit. Aber manchmal, MANCHMAL weckt das Gependel und das nicht mal eines Fahranfängers würdige Verkehrsgebaren meiner … äh… Bundesstraßen-Mitbewerber das Tier in mir und ich ergieße eine Flut von Flüchen, vorgetragen im lieblichen Tonfall eines Presslufthammers über mein Lenkrad. Hinterher finde ich es meist ein wenig albern, da die Adressaten meiner Verwünschungen ja eh nichts davon mitbekommen, außer dass sie einer kleinen Frau in einem gelben Auto angesichtig werden, die die Augen aufreißt, wild in ihrem Auto herumfuchtelt und den Mund auf und zu macht wie ein Karpfen auf dem Trockenen. (Es sei denn, ich hatte mal wieder vergessen, dass das Cabriodach offen ist.)
Heute morgen auf jeden Fall ward das besagte Tier mal wieder wachgekitzelt durch eine Polizeisperre, die die einzige Einfahrtsstraße in die Stadt meiner Arbeitsstätte gesperrt hatte aus nicht erkenntlichem Grund. Gut, man hat ein Mähfahrzeug den Randstreifen bearbeiten sehen, aber ich will einfach nicht glauben, dass die Straße MORGENS IM BERUFSVERKEHR wegen MÄHARBEITEN GESPERRT WIRD, WO MAN DIESES SCHEISSGRAS DEN GANZEN TAG NOCH MÄHEN KÖNNTE.
Eine solche unvermittelt auftretende Sperrung, die dem Fahrer eine spontane Entscheidung abverlangt, führt morgens zwangsläufig zu Chaos. Viel zu eingefahren, im wahrsten Sinn des Wortes, ist für die meisten die morgendliche Strecke, als dass sich eine Änderung dieser ohne Vorwarnung und ohne konkrete Alternativen bewerkstelligen ließe. Es kam wie es kommen musste. Die Kolonne bremste auf ein Mindestmaß an Geschwindigkeit ab, grade so, dass der erste Gang noch seinen Dienst tat. Schlich um den Kreisverkehr herum. Wurde bei der gesperrten Ausfahrt noch ein bisschen langsamer, um das unheilvolle blaue Blinken auf den Fahrzeugen der Exekutive länger auskosten zu können und sich der Undurchlässigkeit der Sperrung nochmals zu vergewissern. Entschloss sich zögernd und ratlos, in die nächste Abfahrt einzubiegen, da alles andere die ebenso ausweglose Umkehr nach Hause bedeutet hätte. Und schlich. Fortan. Mit 50 Sachen über die Bundesstraße. Unschlüssig. Irritiert. Wehmütig.
Es war einer der Momente, in dem Ortskundige vergessen, dass sie solche sind und sich hilfesuchend den gelben Richtungsschildern zuwenden, als hätte man sie durch ein imaginäres schwarzes Loch in die Innenstadt von Rom zur Mittagszeit katapultiert.
Langer Rede, kurzer Sinn. Ich kam irgendwann an. Gefühlte 15 rote Ampeln und eine halbe Stunde später als gewöhnlich.
Morgen nehme ich meinen Kampfjet. Und wehe, da fliegt so ne Gurke vor mir.

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