Rückblick…

…auf die wohl aufregendste Zeit meines Lebens…

Geburtsberichte sind meist voller Pathos, Pein und Peinlichkeit. Daher diese Episode nur in wenigen Worten, für alle, die wissen wollten, wie’s denn jetzt war. Wir hatten am Mittwoch, 31. Oktober, den Termin zum Einleiten morgens um halb neun. Ich war seltsamerweise die Ruhe in Person. Auch noch, als wir bis um elf warten mussten, weil etliche Notfälle dazwischen gekommen waren. Nach einer Eingangsuntersuchung bekam ich um zwanzig vor zwölf eine wehenauslösende Tablette, die um zwölf bereits anschlug. Soweit so gut. Dann erwies sich mein Muttermund allerdings als störrisch und wollte sich nicht um alles in der Welt von den zwei Zentimetern, die er bereits offen war, trennen. Ich badete mit Jasminöl, bekam Zäpfchen, aber nichts half. Als es nach über vier Stunden hieß, wir seien etwa bei zweieinhalb Zentimetern, war das der erste Dämpfer. Die Wehen nahmen Fahrt auf und ich blieb hoffnungsfroh und veratmete brav, was ich konnte. Als es aber nach neun Stunden mittlerweile recht knackiger Wehen hieß, wir seien jetzt bei knapp drei Zentimetern, brach meine anfängliche Zuversicht zusammen und ich begann mich zu verkeampfen. Und plötzlich waren die Wehen nicht mehr zu veratmen. Mir wurde speiübel und ich hatte Mühe, den Würgereiz zu unterdrücken. Die Hebamme hängte mich an eine Glukoseinfusion und piepte den Anästhesisten an, weil ich um eine PDA gebeten hatte, ohne die ich es eigentlich schaffen wollte… Was dann kam, war eine Stunde, die ich heute wie einen Film in Erinnerung habe. Weil meine Wirbelsäule krumm und in sich verdreht ist, musste sich das erste Anästhesistenteam nach etwa zwanzig Minuten geschlagen geben. Ich hing in dieser Zeit auf dem Rand des Kreißbettes und konnte den Wehen nichts mehr entgegenhalten. Hinterher erklärte mir die Ärztin, dass ich einen Wehensturm hatte, denn ich hatte keine Pausen mehr, sondern eine Dauerkontraktion. Der Oberarzt wurde dann aus dem Bett geholt und auch der machte mir wenig Hoffnung, dass das klappen würde, immerhin muss der Katheter zwischen den Wirbeln durch und meine sind wohl stark verknöchert. Gefühlte zehn Einstiche später atmete es hinter mir dann aber hörbar auf. Der Oberarzt hatte eine winzige Lücke gefunden und die PDA wirkte. Ich durfte mich eine Stunde lang ausruhen und spürte ab Bauchnabel abwärts meinen Körper kaum noch, was zwar gruselig war, aber auch wieder ganz angenehm. Um drei Uhr nachts setzten Presswehen ein, um zehn vor vier war unser Kind dann endlich da. Eine kurze Schrecksekunde gab es für mich nur noch. Als mein Mann, die Ärztin und die Hebamme gleichzeitig sagten, oh, die Hand! Unser Kind hatte nämlich die Hand auf einer Wange liegen und kam zur Welt, wie Superman fliegt…
Die folgenden Tage in der Klinik waren geprägt von einem absoluten Glücksgefühl, von Erschöpfung, manchmal Unsicherheit und Verzweiflung, aber meistens von riesigem Stolz. Und von der Erkenntnis, dass Hebammen eine Mischung aus Engel und Feldwebel sind. Das beste war, endlich nach Hause zu dürfen mit dem kleinen Wesen, das die Kinderärztin als fitten, vitalen Säugling bezeichnete. Der kleine Wurm liegt jetzt neben mir, schläft seelig mit erhobenen Armen und ist wohl die beste Entscheidung unseres Lebens.
Danke Euch, für die vielen lieben Wünsche!

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