Das wäre Ihr Plan gewesen…

Geplant war folgendes:
Aufstehen gegen acht, Kind wickeln und anziehen und füttern. Kaffee trinken und Zeitung lesen. Gegen neun duschen und fertig machen, bis elf putzen und staubsaugen. Von elf bis halb zwölf einkaufen, essen, Geschenk für Gatten verpacken. Gegen halb drei kann dann der liebe Mittwochnachmittagskaffeebesuch kommen.

Passiert ist dann folgendes.
Aufgestanden gegen acht, Kind gewickelt, angezogen und gefüttert. Kaffee getrunken und Zeitung gelesen. Das Telefon klingelt. Eine Mitmutter, die neu in der Stadt ist und Anschluss sucht. Wir unterhalten uns über Gläschen und selbstgekochten Brei, über Gemüsekisten-Abos und über Babytee. Worüber ich niemals mit anderen Müttern sprechen wollte man so spricht halt mit anderen Müttern. Es klopft in meiner Leitung. Ich würge die Mitmutter ab und habe eine alte Freundin am Ohr. Sie ist grade mit dem zweiten Kind schwanger und wir reden über selbstgekochten Brei, Babytee und die bevorstehende Taufe. Wir legen auf und ich gucke auf die Uhr. KURZ VOR ELF! Ich sitze noch im Schlafanzug vorm kalten Kaffee. Das Kind guckt mich interessiert an. Ich flitze unter die Dusche. Gerade als ich nass bin klingelt das Telefon. Ich dusche zu Ende, föhne meine Föhnfrisur und schiele auf das Telefondisplay. Meine Mama. Ich rufe zurück. Sie wollte nur mal hören, wie’s mir so geht. Gut geht’s mir, ich komme leider zu nix. Nein, ich bin nicht gereizt. Ja, dem Kind geht es gut. Es ist halb zwölf. Ich nehme das Kind mit ins Bad und fange an, die Dusche zu putzen. Ich habe gerade nasse Füße und wienere mich über die Fliesen, als das Kind diesen sinnierenden Gesichtsausdruck bekommt. Ich ahne das Schlimmste und tatsächlich wabern unschöne Düfte durchs Bad. Das Kind fängt an zu jammern. Ich trockne mich ab und eile zum Wickeltisch. Ich habe Hunger. Von gestern ist noch was übrig, was mir meine mama liebevoll verpackt mitgegeben hatte. Das Essen ist aber nirgends. Jedenfalls nicht im Kühlschrank. Genaugenommen kann ich mich auch nicht entsinnen, es dort hineingestellt zu haben. Aber wo ist es dann? Richtig. Es steht noch im Auto. Das Kind ist maulig und kündigt ebenfalls Hunger an. Ich mache also ein Fläschchen. Mein Bauch knurrt vorwurfsvoll. Dann endlich ist das Kind zufrieden und schläft ein. Ich eile zum Auto. Hole mein Essen, esse es leise ein Zimmer weiter. Aus dem Topf. Einen Teller aus dem Schrank neben dem Kind zu holen, würde unnötig Krach machen. Zwei Minuten später ruft meine Tante an. Es ist gleich zwei. Um halb drei kommt der liebe Mittwochnachmittagskaffeebesuch. Ich habe weder eingekauft noch geputzt. Das Kind ist zwei Stunden lang maulig, bis der Besuch wieder geht. Jetzt ist alles gut. Aber ich habe keine Lust mehr, zu putzen. Leben mit Kind. Vergiss Pläne.

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