Das war aber einfach…

Ich bin von meinem letzten Job vielleicht ein bisschen versaut geprägt worden. Jedenfalls was das Wissen um Bürokratie in Deutschen Amtsstuben angeht. Anträge, Formulare, Anträge für Formulare und Formulare für die Ausstellung eines Antragformulars – nichts, was ich nicht mit stoischer Gelassenheit und preußischer Genauigkeit ausgefüllt hätte.

Wenn man mich also losschickt, zwei Fahrzeuge bei der Zulassungsstelle umzumelden, wappne ich mich. MIt Formularen und Anträgen. Ausgefüllt mit stoischer… ihr wisst schon.

Weil das Cabrio über den Winter nicht bewegt wird und auch der familieneigene Wohnwagen nur im Garten herumsteht, machte ich mich heute morgen auf (auf den letzten Drücker am Letzten des Monats, so klar), beide mit einem Saisonkennzeichen zu versehen. Anrufe und Mails bei zwei Versicherungsgesellschaften hatten mir vorher die benötigte elektronische Versicherungsbestätigung gebracht, ich hatte die Nummernschilder im Korb, dazu meinen Ausweis und Führerschein, eine Vollmacht vom einen Halter und die andere Halterin im Schlepptau, dazu ein SEPA-Lastschriftmandat für die Kfz-Steuer für beide Fahrzeuge. Und trotzdem hatte ich das blöde Gefühl, es fehle noch ein wichtiges Dokument. Irgendwas fehlt beim ersten Mal ja immer.

Eingerichtet auf längere Wartezeit war ich froh, dass das Kind gleich die Spielecke für sich entdeckt hatte und dort eine Weile zufrieden vor sich hin malte. Aber es sollte ganz anders kommen. Nicht nur, dass ich so gut wie gar nicht warten musste und keine Zeit hatte, das heimelige grün-graue Ambiente besser auf mich wirken zu lassen. Ich hatte gerade tief Luft geholt, um der freundlichen Dame mein Anliegen näher zu erklären, meine Vollmachten auf den Tisch zu legen und meinen Ausweis aus dem Geldbeutel zu nesteln, da hieß es: “Danke, das langt.”

Ich bin ja gewiss kein Freund von Überbürokratie, aber ich war einigermaßen verblüfft, dass ich ohne Ausweis und ohne Führerschein und ohne meinen Namen überhaupt zu nennen zwei Fahrzeuge ab- und ummelden konnte, die gar nicht auf mich zugelassen sind. Bei einem reichte sogar der Fahrzeugschein und das Kennzeichen.

Natürlich scheint es wenig sinnvoll, eine Karriere als kriminelle Auto-an-und-abmelderin einzuschlagen (immerhin kostet das Abmelden knapp sechs Euro), aber hey: Immerhin weiß ich jetzt, dass es geht. Wenn also mal jemand sein Auto um-ab-angemeldet haben möchte und keine Zeit dafür hat – gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr würde ich das dann einfach übernehmen. Mein unschuldiges Lächeln reicht als Legitimation nämlich VÖLLIG aus.

2 Antworten auf „Das war aber einfach…“

  1. Ich sach Dir – die Ämter werden so richtig tough! Bei uns gibts schon länger “Bürgerbüros” – wo man ALLES erledigen kann (also nicht mehr hier der Ausweis, da die Zulassung – wahllos alles in der Stadt verteilt….ne ne). Seit einer Weile kann man da dann auch noch Online Termine vereinbaren und kommt dann unverzüglich ohne Wartezeit dran. Und seit ganz kurzer Zeit zeigen die auf der Webseite der Behörde auch noch an, wie lange aktuell ohne Termin die Wartezeit in den jeweiligen Bürgerbüros dauert. Nachdem mein eigenes Büro ungefähr in Spuckweite zu einem dieser Bürgerbüros liegt, nutzte ich – terminlos – die Anzeige “Null Minuten Wartezeit” aus und flitzte in Sachen Ausweis und Perso rüber.
    Und – es war auch so – 0 Minuten Wartezeit. Zahlen kann man per Karte an jedem Arbeitsplatz (keine Anstehen an irgendeiner Kasse mehr).

    Ich habe dann beide Ausweise in weniger als 5 Minuten beantragt und bezahlt gehabt.

    Und fertig waren die dann nach 10 Tagen.

    So fällt ein echtes Feindbild in sich zusammen.

    Denn freundlich waren sie auch noch. 😉

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