Es gibt Dinge, die braucht kein Mensch. Hustenschnupfennebenhöhlen zum Beispiel. Was bei der Kleinsten begann, setzte sich ungnädig beim Gatten und letztlich auch bei mir fort. Wir alle husten, röcheln, schniefen und rotzen um die Wette. Am fittesten ist natürlich das Kind, das heute trotzdem den Kindergartenstart verpasste, weil wir es ausschlafen ließen. Muss auch mal sein. (Und weder ich noch mein Mann fühlten uns heute morgen in der Lage, den Weg zum Kindergarten zu bestreiten. Bazillen voraus.) Was wir nicht bedachten – zwei schlappe Erwachsene und ein fittes UND ausgeschlafenes Kind sind eine denkbar anstrengende Kombination. Vor allem, wenn das Kind seit dem Aufstehen nur eines will – basteln. Un-be-dingt-jetzt-so-fort.
Ich wäre ja nicht Mutter des Jahres (hüstel), wenn ich nicht mit den letzten, nicht verrotzten Gehirnwindungen alles Bastelmaterial zusammen getragen hätte, das nicht schon den Umzug in mein neues Bastelparadies geschafft hat. Allerdings – zunächst schien mir die Auswahl ausgesprochen beschränkt. Wir hatten Unmengen von Klopapierrollen, ein bisschen grünes Tonpapier, Schere und Kleber, Kulleraugen, diverses Geschenkband und Washi-Tape. Einen Zwerg konnte man damit nicht basteln, befand das Kind, weil wir ihm keine rote Zipfelmütze aufsetzen konnten. Und ein Zwerg mit grüner Mütze ist kein Zwerg. Auch nicht beim basteln.
Ich betrachtete eine Weile meine übriggebliebene Washi-Tape-Sammlung und zupfte das letzte Taschentuch aus der Kartonbox, um meine Nase zu putzen. Und irgendwie macht Not dann doch erfinderisch und wir bastelten – sonnenklar – Vogelhäuschen.
Die Klopapierrollen haben wir in Gemeinschaftsarbeit mit buntem Washitape umwickelt. Aus dem grünen Tonpapier hat das Kind nach meiner Schablone zwei Kreise ausgeschnitten, die wir eingeschnitten, zum Kegel gedreht und festgeklebt haben. Aus der leeren Tempobox (die pink war) haben wir zwei Vögele ausgeschnitten und ihnen Augen aufgeklebt.
Zum Schluss bekam jedes Häuschen noch ein Schleifchen aufs Dach geklebt. Unsere kleinen Werke sind weder zu etwas zu gebrauchen, noch ein Zeugnis feinmotorischen Könnens. Aber sie zeigen mir – erstens braucht ein Kind nicht viel, um beschäftigt zu sein und zweitens – es ist ganz schön cool, sich mit seinem eigenen Kind an den Tisch zu setzen und sich eine Schere, eine Tube Kleber und ganz viel Fantasie zu teilen. Manchmal, wenn ich merke, dass meine Tochter nach mir kommt, weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Das heute war definitiv ein Grund zum Lachen. Und dann ist auch die schlimmste Rüsselpest nur noch halb so wild.
PS: Klorollen – was macht ihr damit? Es sind nämlich immer noch ein paar verlixt viele übrig.
Bei uns sorgen die leeren Klopapierrollen für Ordnung in der Kabelschublade 🙂