Mamas, ihr rockt!

Grippe oder nicht, so recht wissen wir das auch nicht. Im Nachhinein war es einfach ein heftiger Virus, der erst das Tochterkind und dann mich hinterher flachgelegt hat die letzten beiden Wochen. Wenn man so auf dem Weg der Rekonvaleszenz auf dem Sofa herumlungert, hat man verdammt viel Zeit, die Wollmäuse unter dem Fernsehschrank zu betrachten und übers Leben zu sinnieren. Sollte Euch der folgende Exkurs also ein wenig jammerig erscheinen, seht drüber hinweg. Oder zieht ein eigenes, positives Fazit für Euch, das wäre mir eigentlich am liebsten.

Denn möglicherweise müsste ich mit dem Ergebnis meiner persönlichen Nabelschau anfangen – es richtet sich an alle Einfach-Zweifach-Vielfachmamas da draußen und lautet: Ihr macht das großartig.

Ihr macht einen verdammt harten Job, der nicht vergütet wird und keinen Feierabend kennt. Das ist nicht fair, aber es ist die Realität. Und so richtig merkt man erst, dass das gut geölte Uhrwerk normalerweise perfekt funktioniert, wenn es eben mal nicht mehr funktioniert. Mich hat das Fieber tagelang richtig lahmgelegt, ich musste mich zum Duschen hinsetzen, weil ich so wackelig war und hatte keine Energie für gar nichts. Dabei habe ich noch ein tolles Netzwerk aus Omas und Familie, die zumindest den Einkauf für mich erledigt und das wieder genesene Kind bespaßt haben. Trotzdem sah ich den Waschkorb überquellen, die Bügelwäsche wachsen, besagte Staubmäuse die Weltherrschaft übernehmen. Nach drei Tagen hatte ich mich in mein Schicksal eingefunden und vergeudete keinen unnötigen Gedanken mehr an sollte-müsste-bräuchte. Bei mir hat es dazu über 39 Fieber gebraucht. Bin ich bekloppt? Womöglich. Vielleicht bin ich auch einfach nur eine zu 70% berufstätige Mama, die sich nur schwer eingestehen kann, dass ihre Energie und ihr Tag begrenzt sind.

Aber selbst wenn die Defizite mittlerweile wieder aufgearbeitet sind, nagt es an mir. Ich habe gemerkt, wie wenig ich loslassen kann, wie schlecht ich die Kontrolle auch mal abgeben kann. Ob das gut oder schlecht ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich ticke wohl einfach so. Ich kann nicht Fünfe grade sein lassen, wenn ich eigentlich staubsaugen sollte. Ich kann mich nicht neben den vollen Waschkorb setzen und ignorieren, dass Arbeit auf mich wartet. Weil mich der Zustand nicht zur Ruhe kommen lässt. Und normalerweise ist das auch kein großer Akt, ich räume auf, sauge Staub, kümmere mich um die Wäsche und gut. Aber wann ist es eigentlich genug? So richtig fertig ist man ja nie.

Eben damit lerne ich zu leben. Fertig ist man eh nie. Das kann nerven, es kann aber auch bedeuten, dass man zwischendurch durchaus mal Pause machen kann, denn das Hamsterrad dreht sich zuverlässig weiter. Wenn mich der Virus also eines gelehrt hat, dann dass die Welt auch staubig rundläuft. Dass es dringend notwendig ist, sich Inseln zu schaffen im Alltag. Nicht, um sie prokrastinierend auf der Couch zu verbringen, sondern etwas zu tun, was mir Freude macht. Eine halbe Stunde am Klavier sitzen zum Beispiel. Schwimmen gehen. Freunde treffen. Mich mit meinem Mann und einer Tasse Kaffee hinsetzen, bewusst, nicht zwischen jetzt und gleich.

Das mag jetzt nix Neues sein. Es gibt sicher genug Blogbeitragen von gestressten Müttern, die alle denselben Inhalt haben: Achtsamkeit, Bewusstsein, Ruhe finden. Wenn es nur nicht so verdammt schwierig wäre, das mit dem Lockerlassen. Also nochmal, ihr unbezahlten Krankenschwestern, Streitschlichterinnen, Köchinnen, Putzfrauen, Entertainmentbeauftragte, Taxifahrerinnen, Terminjongleurinnen, Pausenbroteschmierinnen, die ihr jeden Tag Sportsocken aus Hosenbeinen friemelt, Kartoffeln schält, Geburtstagsgeschenke besorgt, einem anspruchsvollen Job nachgeht und dabei nicht den Koller kriegt: Ihr leistet verdammt viel. Und wenn ihr das mal vergesst zwischendurch, weil es einem auch nie jemand sagt, dann lest Euch das einfach noch ein paar mal durch: Ihr seid super und kaum ein Mann würde Euren Job klaglos wuppen. Mamas, ihr rockt.

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