Ausbrechen…

…würde ich manchmal gerne. Einfach ausreißen. Dem Trott für einen Tag den Rücken kehren. Vor allem frühmorgens hab ich dieses drängende Verlangen. Wenn ich mit offenem Dach in der Sommersonne vorbeifliege an sich im Wind wiegenden Getreidefeldern. Wenn ich ganz am Waldrand noch zwei Rehe erspähe, die im gestreckten Galopp wieder in den Schutz des Waldes fliehen. Wenn mir die übrigen Ausfahrten des Kreisverkehrs so viel verlockender zu sein scheinen, als die, die ich jeden Morgen nehme.
Einfach mal anders abbiegen. Andere Häuser, andere Straßen sehen. Und dann nicht mehr aufhören, zu fahren. Wie sieht so ein Morgen in der Schweiz aus? In den Alpen? In Frankreich? In Italien?
In diesen Augenblicken scheint es mir das Köstlichste überhaupt zu sein, wo anders zu sein als hier. Einfach weiterzufahren. Weg. Nicht, weil es mir hier nicht gefällt, sondern weil ich das alles jeden Tag sehe.

Der Welt einen Tag abluchsen. Dem geordneten Gefüge für ein paar Stunden die Zunge herausstrecken.
Einen Kaffee zu trinken am Bodensee. Einen Waldspaziergang zu machen in einem Wald, dessen Lage ich noch nicht einmal kenne. Einfach anhalten, wo es schön ist. Leuten beim Arbeiten zusehen. Das geschäftige Treiben einer Stadt am Morgen zu beobachten mit einer Tageszeitung und einem Kaffee in der Hand.

Und keiner, der mich dabei stört.
Ich glaube, der tägliche Trott hemmt meine Kreativität. Wieviel spontaner könnte ich guten Ideen nachgehen, wenn ich nicht in meinen eigenen Stundenplan eingeschnürt wäre…

Aber vielleicht bewahrt mich dieser Zeitrahmen auch davor, völlig abzuheben? Würde ich überhaupt etwas auf die Reihe kriegen, wenn ich keinen festgelegten Plan hätte? Würden die Dinge funktionieren, wenn ich sie tun könnte, wann immer ich möchte?

Vermutlich nicht. Aber es geht ja auch nicht um einen Dauerzustand. Sondern um einen Tag. Einen einzigen Tag…
Versteht das irgendjemand?

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