Die Fliegenfrau. Ihr erinnert Euch? Liebe Wendy, mit diesem Tipp hast Du ganz schön was losgetreten. Um eins vorweg zu nehmen – die Flylady schickt mir sehr viele mails, jeden Tag, seit etwa drei oder vier Wochen. Ich lese sie alle mehr oder weniger aufmerksam. Die Erfahrungsberichte und Lobeshymnen anderer „Betroffener“ zugegebenermaßen nur flüchtig.
Während also die ersten Mails der Fliegenfrau in mein Postfach trudelten, fühlte ich mich unterfordert.
Im Grunde denke ich, dass sich ihr Programm an weitaus schwerere Fälle richtet. Denn tagelang bestand meine einzige Aufgabe darin, meine Spüle zu polieren und mich morgens anzuziehen. Das mit dem Waschen und Zähneputzen habe ich schon vorher prima auf die Reihe gekriegt. Aber darum geht es auch gar nicht. Ich merke, wie sich die Sache mit dem Spüleausreiben verselbstständigt hat. Ich wische automatisch morgens und abends alles sauber. Auch die Waschbecken. Eigens dazu hängt seit kurzer Zeit ein Mikrofaserlappen neben dem Waschbecken an meinem unbenutzten Handtuchhalter. Denn: Wenn der Lappen schon da hängt, ist es kein großer Akt.
Dann kamen die ersten etwas anspruchsvolleren Aufgaben hinzu. Zum Beispiel sich täglich zwei Minuten einem „Hotspot“ zu widmen. Ich las die mail. Und spontan fielen mir ganz viele Hotspots ein. Meine Gedanken kreisten um die Schublade in der Küche, in der Stifte, Briefmarken, Zettel, Blöckchen, Batterien, Stifte, Kugelschreiber, Bleistifte, STIFTE ALLER ART befinden. Dann dachte ich an den Schrank im Flur. Schuhputzzeug ist da drin. Schwimmbrillen. Große Schals und Capes. Aber wirklich ordentlich ist anders. Ich dachte an die Hausapotheke, an die Unterschränke im Bad, an die Kommode im Esszimmer. Und stellte mit Unbehagen fest, dass mich die Vielzahl der zu ordnenden Hotspots ein bisschen gruselte.
Und als ich gerade sagen wollte – ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, sagte die Fliegenfrau: Zwei Minuten. Wirklich nur zwei Minuten. Ich schob das trotzdem erstmal auf. Und dachte nach. Die Fliegenfrau hatte etwas angestoßen, was mir selbst gar nicht bewusst war. Mir steht nicht mein chaotisches Wesen im Weg, sondern mein eigener Perfektionismus. Ich stelle mir vor, wie es perfekt wäre. Dann sehe ich den Ist-Zustand. Und mir vergeht jegliche Lust, anzufangen (obwohl es gar nicht so lange dauern würde). Aber zwei Minuten… das schien mir machbar. Und diese zwei Minuten im Flurschrank setzen eine ungeheure Energie frei. Seit knapp zwei Wochen räume, sortiere und ordne ich mich durch jeden einzelnen Schrank und jede Schublade dieser Wohnung. Stundenlang. Viele sind gar nicht so wild. Unterwäsche, Socken, Schals, Mützen, Schokoladenvorräte, Servietten, Knöpfe, Handtücher, Bettwäsche, Shampoos, Schnürsenkel… was auch immer mir in die Finger kommt, wird auf Herz und Nieren geprüft. Ist es noch haltbar/ganz/brauchbar? Hänge ich dran oder kann es weg? Ist es am richtigen Platz? Denn das, so ist mir mittlerweile bewusst geworden, ist ganz wesentlich für mich. Jedes Ding braucht seinen Platz. Als ich die Unterschränke im Bad ausgeräumt und mit Körbchen bestückt neu einsortiert hatte, fand ich Shampoos in Reisegrößen und Pflaster. Pflaster fand ich auch im Flurschrank, in einer Küchenschublade und in der Hausapotheke. Dort gehören sie eigentlich hin und da sind sie jetzt auch. Kleine Shampoos und Duschgels hingegen fand ich auch im oberen Regal der Hausapotheke. Es war also nicht wirklich schlimm chaotisch, nur eben zu großzügig verteilt auf mehrere Plätze. Je weiter ich fortschreite, desto einfacher wird alles. Jedes Stück, das ich in die Hand nehme, fällt plötzlich ins Bild wie ein Puzzlestück an den richtigen Platz. Ich habe mir die Freiheit genommen, jeden Tag genau die Ecke aufzuräumen, auf die ich Lust hatte. Heute eine Kommode im Esszimmer, morgen eine Schublade im Flur, übermorgen eine im Bad. So ist mir die Sache nie eintönig oder langweilig geworden. Mein Flurschrank ist mittlerweile komplett umgekrempelt. Zwei Schubladen sind sogar leer geworden. In meinem Bastelschrank waren wirklich nur Bastelsachen, aber die Fächer waren chaotisch befüllt. Ich habe heute zwei Stunden lang Bastelpapier gesichtet und Filz auf Hosenbügel gehängt, Stifte und Pinsel sortiert und Washitape in Schachteln gepackt. Wenn jedes Etwas seinen Platz gefunden hat, kommt für mich das Highlight: Ich beschrifte die Körbchen und Schachteln. Für mich ist es nämlich eine Hemmschwelle, etwas in eine Box zu geben, auf der etwas anderes steht. Mit diesem Trick versuche ich, das Chaos in Zukunft fern zu halten. Sehr hilfreich und inspirierend waren für mich die Videos von Alejandra Costello (einfach mal googeln), wobei ich die Dame in vielen Bereichen völlig überorganisiert finde. Aber so’n bisschen abgucken schadet ja nie.
So bin ich also immer noch dran, Schränke und Schubladen auszuräumen und den Inhalt neu zu ordnen. So aufgeräumt und strukturiert war diese Wohnung wohl noch selten.
Wer also jetzt auch Lust aufs Aufräumen bekommen hat, dem lege ich Folgendes ans Herz:
Mit winzigen Schritten anfangen, es verselbstständigt sich.
- Nicht aufgeben, selbst wenn das Chaos am Anfang erstmal größer werden sollte.
- Kisten oder Säcke zum Ausmisten bereitstellen. Ebenso Schachteln und Körbe zum neu Einräumen.
- Beschriften.
Wenn ihr mögt, zeige ich Euch demnächst in loser Folge meine neuen Lieblingsplätze in der Wohnung. Aber erst – liebe Wendy, danke noch mal für die Anregung. Sie hat mich zu meinem Jahresmotto 2015 gebracht – minimieren und reduzieren statt anhäufen und konsumieren.
Ich hab Dich schon vermißt – aber jetzt weiß ich ja, womit Du Deine Zeit verbracht hast (außer mit Weihnachten feiern).
Ja – die Fliegenfrau – das hat was gell. Nicht daß man alles machen muß oder soll. Aber sie kriegt einen damit, daß man wirklich nur Mini-Häppchen erledigen soll. 2 Minuten – oder 5 Minuten. Und mit Eieruhr und wirklich was anderes danach machen.
Es gibt einige Sachen, die ziehe ich auch superkonsequent durch – ich putze IMMER Dusche (Glasabtrennung und Armaturen) und Waschbecken im Bad sofort wieder blank. Denn es gibt kaum etwas, was ich mehr hasse als “Bad gründlich putzen”. Seit ich brav nach jeder Nutzung alles trocken reibe muß ich schlicht nicht mehr Bad gründlich putzen. Weil es sich einfach nicht in eine Tropfsteinhöhle verwandelt.
Woran ich mich auch halte (das schaffe ich ganz gut): Kein Weg umsonst. Wenn ich schon sowieso in den Keller gehe, kann ich auch etwas mitnehmen, was dahin soll. Oder etwas ins Arbeitszimmer bringen, was dort hingehört.
Oder wenn ich die Mobilfunkrechnung ausdrucke, kann ich sie auch SOFORT lochen und abheften, statt sie aus dem Drucker zu nehmen und hinzulegen (wo sie im Stapel untergeht).
Leider bin ich bei manchen Sachen nicht so konsequent – aber immerhin – ich habe gelernt, was schon “Babysteps” bringen – und wenn nötig kann ich da schon zügig was zustande bringen.
Nein – ich bin nicht zur Superhausfrau mutiert und es sieht nie wie “Schöner Wohnen” bei mir aus sondern wie “Wendy wohnt hier”.
Aber wenn unverhofft jemand vorbeikommt, dann kann derjenige mir willkommen sein, ohne daß erst ein Räumkommando durch muß ;-D
Ich bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht!