Ich bin ein Listenmensch. Langjährige Blogleser wissen das ja. Pack es auf ne Liste – ich arbeite es ab. Weil ich mich ja am besten kenne, habe ich nach diesem Prinzip diese Woche Adventskalender fertig gemacht, unser ungenutztes Wohnzimmer aufgeräumt, Schreibkram abgearbeitet, Artikel und Gastartikel geschrieben UND UND UND. Allein die Sache mit den Weihnachtsgeschenken ist immer noch ein unerledigter Posten auf der Liste. Ich weiß, noch ist es nicht drängend. Aber wer will sich schon mit hunderten anderen Leuten ratlos auf den letzten Drücker durch Läden drängeln? Ich ja eher nicht. Heute morgen also gewährte mir ein von den zwei besten Omas der Welt zwei kinderfreie Stunden und ich machte mich auf die Socken. So mittelerfolgreich. Für meinen Mann zum Beispiel suche ich etwas, das es offenbar nur in meiner Fantasie (und auf amerikanischen Interior-Blogs) gibt. (Aus Gründen kann ich das hier nicht näher erläutern, Feind liest mit.) Freundinnen und Kinder von Freundinnen sind übrigens bedacht, da war ich heute morgen ganz gut dabei. Und nachdem ich dann noch schnell Lebensmittel einkaufen war und in der Apotheke und der Drogerie vorbeigeflitzt bin, pflückte ich das Kind wieder aus Omas Spielecke.
A propos Drogerie: Letzte Woche ist mir zweimal etwas passiert, worüber ich mich hinterher geärgert habe. Das erste Mal in der eben genannten Drogerie. Dort gibt es drei Kassen, eine links, zwei rechts hintereinander. Ist viel los in dem Laden und möchten viele Kunden gleichzeitig bezahlen, ist die Wer-steht-wo-an-Situation schon mal ein bisschen unübersichtlich. Ich stand also eher rechts, vor mir trippelte eine Frau Mitte 50 von einem Fuß auf den anderen und vor ihr stand eine alte Dame auf den Gehwagen gestützt etwa in der Mitte zwischen allen Kassen. Als die Kassiererin auf der rechten Seite in die Runde rief, man möge bitte auch auf der linken Seite anstehen, die Kollegin komme grad, blieb die ältere Frau einfach stehen, weil sie ganz offensichtlich nicht verstanden hatte, worum es geht. Die Frau vor mir blaffte sie von hinten völlig unvermittelt an, ob sie denn jetzt wisse, wo sie hinwolle und als die Dame nicht reagierte, schob sie sich einfach an ihr vorbei und legte ihre Ware aufs Band. Ich war zu sprachlos um zu reagieren, aber ich tippte der Dame auf die Schulter und sagte ihr, sie solle sich doch einfach rechts anstellen. Was sie dann auch tat und sich bedankte. Wie kann man bitte so dreist sein und alte Leute, die ganz offensichtlich überfordert sind, einfach so überrollen? In welcher Ellenbogengesellschaft leben wir? Ich ärgere mich immer noch, dass ich der Dränglerin nicht deutlich die Meinung gesagt habe. Aber meistens bin ich in solchen Situationen einfach sprachlos. (Mir ist dann auch nichts mehr eingefallen, als mich die Kassiererin fragte, ob der Großpack Inkontinenzhöschen auf dem Band mir gehöre.)
Beim zweiten Mal standen wir mit Hannah bei einem Luftballonkünstler auf einer Messe an. Das Kind reckte den Hals und wollte gucken, was die beiden hinter dem Tresen da zauberten und wir erklärten ihm, dass man sich hinten anstelle und warten müsse, bis man dran kommt. Ich hatte den Satz kaum beendet, da schob ein Vater seinen Sohn neben uns an den Schultern vorbei mit den Worten “Da drängelst Du Dich jetzt mal ein bisschen durch.” Der Vater war zu schnell weg und das Kind wollten wir nicht anmeckern, denn das konnte nichts dafür. Als dann der nächste Opa seine Enkelin an der Schlange vorbeilotste und gleich einen Luftballon in Auftrag geben wollte, platzte der Mutter vor uns der Kragen, noch bevor ich etwas sagen konnte. Der Opa verzog sich mosernd und die Kinder stellten sich in eine Reihe.
Ich bin bestimmt nicht überstreng, aber es gibt Regeln für den Umgang mit anderen, die ich meiner Tochter beibringe. Wenn ich sehe, dass andere Eltern ihre Kinder bewusst zum Drängeln animieren, verstehe ich auch, woher die Leute kommen, die alte Frauen in der Drogerie aufs Abstellgleis schieben.
So. Meckern beendet. Weiter im Text. Als ich die Kleine dann in den Kindersitz setzte, machte meine linke Schulter irgendwie ihr eigenes Ding, knackte einmal leise und war danach plötzlich unbeweglich. Der geneigte Leser mag sich lieber nicht vorstellen, wie ich mehr oder weniger einhändig nach Hause fuhr (keine Sorge, ich war schon noch fahrtüchtig, aber es hat halt weh getan). Zuhause war ich froh, dass ich umsichtige Mutter gestern vorgekocht hatte, so dass wir uns ganz schnell etwas aufwärmen konnten.
Aber siehe da: einen nur-ganz-kurz-Mittagsschlaf und eine ordentliche Portion einmassiertes Schmerzöl später haben sich die Muskeln zwischen Schulter und Schlüsselbein irgendwie wieder beruhigt und der Arm kann wieder Blogeinträge tippen helfen. Übrigens: Sich mit der besten Freundin über die besten Wäremsalben und Schmerzgels per whatsapp auszutauschen, ist so ne Art Rentnertalk Neuländer Art.
Unser Tag wird jetzt ausklingen mit einem gemütlichen Abendessen mit lieben Leuten. Ich würde Euch ja gerne nach einem Tipp für das Dingsda für meinen Mann fragen, aber geht ja nicht. Aber wenn ihr mir Eure liebste Rheumasalbe empfehlen möchtet, hätten wir auch ein prima Gesprächsthema.