Mr. Lohse from se deutsche Rörren-AG

Das Tolle an meinem Job ist ja, dass ich immer wieder neue Menschen kennen lernen darf.
Darunter sind mitunter schräge Vögel. Einen ebensolchen traf ich gestern. Seines Zeichens Vermieter.
Ein potentieller neuer Mitarbeiter war mit seiner Frau aus England angereist, um sich hier ein wenig umzusehen. Immerhin müsste die Gattin ihren Job aufgeben, das Eigenheim müsste verkauft und die vierjährigen Zwillinge ebenso nach good ol’ Germany umgetopft werden wie die Eltern. Da will man schon mal gucken, wie das da so ist. Wir haben also eifrig Häuser besichtigt und gestern Nachmittag auch eine riesige Wohnung in der Innenstadt.
Bereits am Telefon hatte mir Mr. Lohse gesagt, dass sein Englisch außerordentlich gut sei und dass er sich freue über die Gelegenheit einer sprachlichen Trainingseinheit.

Nun. Eine Trainingseinheit war es indes. Hauptsächlich für unsere Geduld.
Die Wohnungsbesichtigung begann mit der ausführlichen Erläuterung der Funktionsweise des Fahrstuhls. Dieser, man höre und staune, öffnet automatisch die Fronttür (“se … opening door”) und bewegt sich wie durch Magie in den richtigen Stock, wenn man nur den richtigen Knopf drückt (“sehr ju bress se batten of your stock and sen wi go ab”)
Natürlich ist so ein Aufzug heutzutage ein ungeheuer sicheres Transportmittel. Es gibt nämlich einen Alarmknopf. Sehr beruhigend. “Elliweiters kän bi verrrri dändscher…rus… wenn ju will be stop bei mistäik… ju don’t häff matsch… brihsing… brähsing…bries… air…” Wir schauten erwartungsgemäß erschrocken. Und er setzte noch einen drauf. “Juschulli… ju DON’T bress se batten wis se clock on!” (er meinte die Glocke)”Only in kehs ju nihd help!” (Ahso!) “Sen ju will häff after 20 seconds a connection to Stuttgart and samwon helps ju!” Es entstand eine Pause, in der er uns beifallheischend der Reihe nach ansah. Wir nickten begeistert, in der Annahme, der Mensch am Ende der Leitung in Stuttgart sei dann eigens für unser Entertainment zuständig, bis Hilfe kommt. Dolle Sache.

Die Wohnung war sehr groß und Herr Lohse ließ es sich nicht nehmen, in jedem Raum ein paar Besonderheiten hervorzuheben. “Hier we häff a wasching pleis. I told ju, sis apartment ist verri speschl.” Er grinste verschmitzt. (In der Tat, wer hat schon ein Handwaschbecken nebst Spiegel, gefliester Rückwand und Handtuchhalter im Wohnzimmer?) Wir gingen weiter in eine Art Wintergarten. “Sis is se Loggia. Ju no? Loggia. Itz itäliän. Ei spihk also italian verri well. LOGGIA! L-O-G-G-I-A! Wi kol it wintergarten Itz wie Kindergarten. Only wis a wi. a wi. ju no. a dabel… w.” Ich ergänzte: “Double u”. Er warf mir einen leicht empörten Blick zu. “Siss”, er drehte sich um seine eigene Achse und machte eine ausschweifende Armbewegung, “…was se room of se servant”. Das englische Paar schaute sich an. Unsicher, ob es wohl auf die Schnelle noch Hausangestellte auftreiben könnte, die im Wintergarten wohnen wollten. Herr Lohse verschränkte die Arme auf dem Rücken, schaute aus dem Fenster und wippte von den Ballen auf die Ferse und zurück. “Sehr ju kan sii a brandschutzmauer. Sis was verri popjula ..äh.. in…se past teim. When feiers wehr mohr popjula… feiers, ju no? Wis biiiig fleims. and hot. and… feiers halt. Wis sis … ma..äh…walls sei kept se feiers … in … se…only… behind. So däd not all se ährea was börned.” Die Engländer nickten und beeilten sich aus dem Zimmermädchenzimmer ins nächste Zimmer voranzugehen. Herr Lohse eilte hinterher, überholte beide und öffnete beinahe alle Türen eines Einbauschranks. “Siss, Lady, is for juh!” Er wurde ganz aufgeregt. “Siss is nämlich for se hausweif! You no, lady, in a big apartment ju häff to clihn everidei. For all wenn ju häff kids. Änd siss is se pleis for se brasches and se backets and se clihning ekwipment.” Frau Engländerin schaute zerknirscht, rang sich ein Lächeln ab und nickte.
Als wir fast durch waren und sich das Paar herzlich für seine Mühe bedankte und sein Englisch lobte, kamen wir noch ein wenig ins Plaudern. “Ju no… I was a bissnessmän in Sri Lanka.. Ei wörkt äss a fäschndiseiner for ten jihrs.. in Sria Lanka. Änd sen in Päris.” Wir drei schauten fast synchron auf den etwas fleckigen, hellgrauen Jersey-Pulli und weiter hinab auf die ausgebeulten Jeans. “Ser I hätt (!)”..(strenger Blick, erhobener Zeigefinger…”tu lörn se inglish längisch…guisch…guitsch. Änd ei also spihk itäliän. Änd nou eim lörning celtic. Bikors I reit a buk abaut se celts..celtics…celtic pipel. Änd ei häff tu dogs.” Wir bewegten uns unauffällig in Richtung der Ausgangstür. “I häff won of sem from Spain. It was a street dog”, führte er aus und zu mir gewandt “ganz toller Hund. Sehr schwierig. Aber ganz toll.” “Ju no, ei weik ab evvveri morning at feifsörti and go wis se dogs.” Die Engländer lächelten gequält und nickten. “Ei rrrekomend ju tu lörn se dscherman längwitsch. Ju are matsch more … welcomt if ju spihk dscherman wis se dschermens.” Wir bestiegen den Elliweiter und ich drückte schnell auf den EG-batten. “Ju no”, die Engländern nickten in Dauerschleife immer weiter, “wi häff only good parties hier in sis haus.” Der Engländer horchte auf. “Parties?” “NO, plihs, no loud parties hier! Sis propperti is kombeind wis bissness. Iff ju häff laut parties hier…” “Nein, ich glaube das war ein Missverständnis”, mischte ich mich ein. “Er hat Sie schon richtig verstanden. He means it’s a nice and quiet house.”
Alle drei schauten erschöpft. Wir schüttelten einander alle Hände und versprachen uns zu melden.
Herr Lohse blieb neben der Eingangstür stehen und winkte uns nach “Häff a neis day and a ..äh… come back!”
Der Engländer meinte trocken – “This was… very… educational.”
Irgendwie glaube ich nicht, dass die beiden Herrn Lohses nächste Mieter werden…

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