Keine Sorge, das wird kein langatmiger Jahresrückblick. Wer meine Schreibfrequenz im vergangenen Jahr verfolgt hat, weiß, dass langatmig sicher das falsche Attribut ist.
Ich gelobe sicherheitshalber auch keine Besserung, denn wenn ich 2019 schlicht keine Zeit und Muse zu bloggen hatte, könnte das 2020 auch so bleiben. Es könnte auch ganz anders werden, aber wer weiß das schon.
Doch nochmal zurück zum vergangenen Jahr. Es gibt da etwas, woran ich Euch teilhaben lassen will. Eine Erkenntnis, die mich am vorletzten Tag des Jahres recht unvermittelt getroffen und geflasht hat.
Da ich grundsätzlich kein Fan guter Vorsätze zum 1. Januar bin, hatte ich mir – richtig – nichts vorgenommen fürs neue Jahr. Und dann entdeckte ich Anfang Februar eine Fitness-App auf meinem Handy, die meine tägliche Strecke aufzeichnete. Und die war wesentlich – und ich meine wirklich WESENTLICH – kürzer, als das was ich mir immer so vorgestellt hatte.
Ich beschloss also, mehr Bewegung in meinen Alltag zu integrieren und spazierte morgens eine Runde durchs Dorf. An Tag eins begeisterte es mich restlos. An Tag zwei konnte ich gar nicht abwarten, endlich in die ungenutzten Turnschuhe zu schlüpfen und loszugehen. An Tag drei begann ich mich irrsinnig sportlich zu fühlen.
Mittlerweile überlegte ich abends schon, wann ich wohl am nächsten Tag am ehesten aus dem Haus käme. Wenigstens für eine halbe Stunde. An Tag fünf schaute ich auf die Uhr beim gehen und legte einen Zahn zu. “Ich walke regelmäßig”, erzählte ich jedem ungefragt. An Tag sieben fragte ich mich, wohin das wohl führen soll. Und ich beschloss, mit einer App zu laufen – runtastic, heute adidas running.
Doch ich wäre nicht ich, hätte ich dauerhaft Spaß daran gehabt, sinnlose Runden ums Dorf zu drehen. Also setzte ich mir ein Ziel. “Ich laufe dieses Jahr 1000 Kilometer”, verkündete ich. Und erntete Hohn, Spott und viele lächelnde Menschen.
Als ich am 30. Dezember 1001,1 km auf meinem Tacho hatte, hatte sich das Lächeln in heimliche Bewunderung verwandelt. Ich hatte gute Phasen, ich hatte schlechte Phasen, ich war eine Woche im Krankenhaus und ausgeknockt, wir hatten Platschregen und Sommerhitze, Sturm, Schnee und Dürre.
Und ich bin trotzdem gelaufen. 202 mal bin ich in die (mittlerweile neuen) Laufschuhe geschlüpft habe mir (die mittlerweile angeschafften) Sportklamotten angezogen und bin los. Daheim, in Slowenien, in Sachsen, im Sauerland, am Bodensee – ich war das ganze Jahr über unterwegs.
Dabei ist eine Menge passiert: Nicht nur, dass mir 20km heute nichts mehr ausmachen, dass ich Muskulatur aufgebaut und Stress abgebaut habe, dass ich fast nie mehr erkältet bin und mich grundsätzlich fitter fühle. Das alles ist ein positiver Nebeneffekt. Viel entscheidender war für mich aber die Erkenntnis, dass ich selbstgesteckte Ziele erreiche. Dass ich zäh und zielgerichtet bin, dass ich es den vielen Zweiflern einfach gezeigt habe. 1000 Kilometer sind von der Schwäbischen Alb bis Dänemark.
Die Kunst dabei war nicht, möglichst große Strecken auf einmal zu wuppen, möglichst jeden Tag schneller zu werden. Die Kunst war, immer wieder nein zum Sofa und ja zur Strecke zu sagen. Dranzubleiben. Heute ist die Lauferei so in meinem Alltag angekommen, dass ich mir ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen kann. Es hat mich zielstrebiger gemacht, bissiger im positiven Sinn – und natürlich auch fitter.
Und das Schönste: Ich habe viele in meinem Umfeld zum mitlaufen animiert. Meine Lauf-Freundesliste ist aufs Dreifache gewachsen, als hätte ich einen kleinen Hype ausgelöst. Mein Ziel für 2020 sind 1111 Kilometer und 175 Stunden Bewegung. Vermutlich werde ich beides übertreffen, aber erstmal ist der Weg das Ziel.
Und sonst so? Das Tochterkind ist mit einer spektakulären Jagd auf Mr. X sieben Jahre alt geworden und mittlerweile ein Schulkind, ich noch immer sehr glücklich im Job und auch der Rest ist positiv. Und was nicht positiv ist, wird positiv gedacht.