Vom Resteessen und Resteschaffen … + Fruchtschnitten zum Reinlegen

Vor Weihnachten und Silvester ist mein Kühlschrank vollgestopft mit Vorräten. “Brauchen wir für später”, sage ich fingerklopfend jedem, der verbotenerweise nach etwas greift, das Bestandteil eines fix eingeplanten Rezepts ist.

Nach Silvester wendet sich das Blatt. Ich trage meiner Familie wahlweise Reste vom Buffet nach oder biete einzelne Zutaten an, die aus unerfindlichen Gründen doch keine Verwendung gefunden haben. Würde der Winter noch mit mehr Schnee daherkommen als ohnehin schon (und wer mich kennt, weiß, dass Schnee und ich nicht die besten Freunde sind) und die Supermärkte müssten dicht machen, hätten wir zumindest noch bis Mitte Februar Diverses, um ganz neue Menüs zu kreieren. Auch wenn es ganz hübsch aussieht, so von drinnen betrachtet: Ich hoffe trotzdem inständig auf Tauwetter, wofür mich der skifahrende Teil der Familie hasst. Aber man kann halt nicht alles haben.

Warum erzähl ich Euch das? Datteln! Bei meiner sizilianischen Backaktion hatte ich Datteln übrig. Zu wenige, um das Rezept noch einmal zu machen, zu viele, um sie einfach so zu essen. (Dem Kind hatte ich hoffnungsvoll eine angeboten, aber nach ungefähr 3 Millisekunden war klar, dass die Sechsjährige kein Dattelfan ist. Dafür hat sie ihr Grimassen-Repertoire um ein “angewidert” erweitert.) Für einen Dattel-Aufstrich zu wenige, Datteln im Speckmantel sind für den Vegetarier keine Alternative. Was also zu tun? Ich stöberte ein Weilchen in Rezeptvorschlägen und hatte gestern die Erleuchtung. Ich liebe Fruchtriegel. Datteln sind eine 1-A-Grundlage dafür.

Das Rezept

Oblaten mit 7cm Durchmesser, eine große Handvoll Datteln, eine große Handvoll weicher Cranberries und eine kleine Handvoll Cashews. Ich habe die Zutaten (bis auf die Oblaten, just saying) in den Thermomix gegeben, 15s bei Stufe 5. Probiert einfach bei Eurer Küchenmaschine aus, wie lang ihr braucht, bis die Masse eine streichfähige Konsistenz hat. Sie darf ruhig noch feinstückig sein.

Die Fruchtmasse habe ich zu kleinen, walnussgroßen Kugeln geformt und sie auf eine Oblate gedrückt. Feuchte Hände erleichtern das Formen, ist aber trotzdem eine klebrige Sache (aber lohnt sich!). In die Oblate on top habe ich mit einem scharfen Küchenmesser ein Sternchen geschnitten, damit man das dunkle Fruchtmus sieht. Und weil’s einfach hübsch aussieht.

Die Fruchtschnitten knabbern sich wunderbar zum Frühstück, ich nehme sie auch ins Büro mit, weil sie mir aus meinem 15.30Uhr-Tief helfen. Jedenfalls bilde ich mir das ein.

Lasst es Euch schmecken! Und btw – kennt jemand ein gutes Rezept für eine halbe Tüte Cashews?

Gute Vorsätze adé – der ultimative Guide für mehr Produktivität

Keine andere Nacht ist so prädestiniert für gute Vorsätze wie die Nacht des Jahreswechsels. Im neuen Jahr werde ich mehr Sport machen, das Auto öfter stehen lassen, meine Steuererklärung aber ganz sicher früher machen – you name it, I know it. Habt ihr Euch etwas vorgenommen fürs neue Jahr? Dann müsst ihr jetzt tapfer sein: Das war völlig für die Katz. Denn was passiert mit 99 Prozent der guten Vorsätze? Sie sind spätestens im Frühling vergessen. Und das ist völlig logisch, denn gute Vorsätze sind eine Ermahnung des Gewissens, ein ständiges Vorhalten von Unzulänglichkeiten, eine Aufzählung der Dinge, die EIGENTLICH richtig wären aber oh so lästig.

Ich sag Dir was, was Du vielleicht nicht gerne hörst. Aber da musst Du durch. (Oder hör schnell auf zu lesen!) Vergiss gute Vorsätze, denn außer ein schlechtes Gewissen zu fabrizieren, tun sie nichts für dich. Wie jetzt, alles einfach schleifen lassen, keine Verbesserung anstreben? So war das nicht gemeint. Das Ding ist doch aber: Die “guten Vorsätze”, die wir uns vornehmen fürs neue Jahr, sind Angewohnheiten, die uns nicht gut von der Hand gehen, die Überwindung kosten, die den inneren Schweinehund auf den Plan rufen.

Der unsexy Trick …

Und um das zu überwinden, brauchst Du keinen guten Vorsatz von außen, sondern eine Fähigkeit, die du längst in Dir trägst, die aber so unsexy ist, dass wir nicht gerne über sie sprechen: Disziplin. Ich bin nach meinem letzten Post gefragt worden, ob ich bei 70 Prozent Job und Kind und Haushalt überhaupt noch Zeit für mich hätte. Ja, die habe ich. Das faszinierende ist nämlich: Hat man viel Zeit für zehn Dinge, braucht man die komplette Zeit, wird grade so fertig und ist frustriert, weil keine Freizeit übrig bleibt. Hat man einen straffen Plan, in dem diese zehn Dinge abgehakt sein sollten, schafft man sie genau so gut auch in der kurzen Zeit. Weil man fokussiert arbeitet und Aufgaben konzentriert erledigt.

Wie sieht das bei mir konkret aus? Mein Waschkorb überläuft nicht, weil ich routinemäßig eine Maschine anstelle und verräume, sobald die Menge beisammen ist, ob ich Lust dazu habe oder nicht. (Jetzt musste ich grad grinsen, wenn ich nämlich auf LUST warten würde, hätte meine Familie übermorgen nichts mehr zum Anziehen.) Die Spülmaschine wird ausgeräumt, sobald sie fertig ist, ich staple kein Geschirr in der Spüle. Den Espresso nach dem Essen trinke ich, NACHDEM ich die Küche wieder aufgeräumt habe. Essensreste wandern in den Kühlschrank, Pfannen werden gespült, die Spüle ausgerieben.

Größere Aufgaben wie Badputz oder Großeinkauf erledige ich montags und freitags, weil ich an diesen Tagen in der Regel frei habe. Die Disziplin dazu wurde mir nicht gerade in die Wiege gelegt (ich sehe meine Mama heftig nicken), ich habe sie mir im Lauf der Jahre erarbeitet und jetzt ist sie einfach da und fällt mir leicht. Wenn ich das kann, kannst Du das auch.

Wo kommt die Motivation her?

Und was mache ich, wenn ich mal so gar keinen Bock habe? Das soll tatsächlich vorkommen. Meistens setze ich mich auf die Couch, esse ein Stück Schokolade und bemitleide mich ungefähr zwei Minuten selbst. Und dann stelle ich mir den riesigen Berg aus Kinderunterhosen und Socken in zusammengelegter Form vor, ordentlich in den Schränken verstaut. Und weiß genau, dass es eine Sache von 30 Minuten ist, bis der erwünschte Zustand erreicht ist. Keine Mammutaufgabe, kein unlösbares Tagwerk. Unsere Alexa kann zwar keine Wäsche falten, aber sie unterhält mich wenigstens nebenbei mit Musik (laut, hilft!) Mittlerweile ist mir die Diszplin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir die Frage nach dem Aufschieben kaum noch stelle.

Glaubst Du Deinen Ausreden?

Denn seien wir mal schonungslos ehrlich: Das meiste, was dieser innere Schweinehund so vorbringt, sind lahme Ausreden. Ich hab doch gestern erst, ich kann ja später noch, es ist gerade so gemütlich auf der Couch. Glaub mir, ich kenne das Gefühl. Aber immer, wenn der Hund grade Luft holt und anfangen will, seine durchaus guten Argumente abzufeuern, sagt die Stimme der Disziplin zu ihm (Ich stelle sie mir ein bisschen wie Fräulein Rottenmaier vor): “Was glaubst du eigentlich wer du bist? Ich entscheide selbst.”

Mag sein, dass das ungewohnt ist. Möglicherweise kostet die erste deutliche Ansprache große Überwindung. Du musst auch gar nicht gleich am ersten Tag das Haus entrümpeln und alles blitzblank wienern. Wenn Du aber einmal am Tag dem inneren Schweinehund den Mund verbietest und etwas durchziehst, worauf Du eigentlich keinen Bock hattest, dann wird er tatsächlich immer leiser. Ist Dein Waschkorb voll? Geh Wäsche waschen. Willst Du ein paar Pfunde loswerden? Zieh dir Sportsachen an und geh um den Block. Jetzt, das Wetter ist völlig egal. Willst Du den Vorratsschrank entrümpeln? Hol Dir einen Müllsack und fang bei einem Regal an. Wer entscheidet, Du oder der sabbernde, lethargische Köter in Deinem Kopf? Sieh diese Dinge nicht als leidige Pflicht, sondern übernimm Verantwortung und hör auf, sie auf die Umstände abzuwälzen (aber gleich kommt meine Lieblingsserie … – das Zauberwort heißt Mediathek!)

Weg mit ungeliebtem Zeug!

Und apropos das Haus entrümpeln – ich habe mir angewöhnt, mich von Dingen zu trennen, die für mich keine wesentliche Bedeutung haben. Ich sage nur Tupperschublade, Schokofondue und Bettwäsche. Geh in Deinem Kopf mal Deine Schränke durch – wieviel Zeug verwaltest Du, stapelst es von links nach rechts und benutzt es dabei nie? Weg damit. Tafelläden, Kleiderkammern oder der nächste Flohmarkt sind willkommene Abnehmer.

Und wenn Du am Ende jedes Tages auch nur eine winzige unangenehme Aufgabe trotz inneren Widerstands bewältigt hast, dann sei stolz auf Dich und tu Dir was Gutes. Genieß ein Schaumbad im Kerzenlicht und stoß auf Dich und Deine innere Kraft an. Das Gegenteil von Disziplin ist nämlich Lethargie. Und ganz ehrlich – dagegen ist Disziplin aber sowas von sexy.

Einen motivierten Start wünsch ich Dir!

2018? Da bin ich rausgewachsen.

“Das klemmt”, sagte Hannah neulich und zog mit unleidigem Gesichtchen an ihrem Pulliärmel. Ich betrachtete mein großes Mädchen verdutzt und musste lachen. Einer ihrer liebsten Pullis war klammheimlich zu klein geworden, die Ärmel lagen spack an und unter den Armen … naja, klemmte es eben. Wir sortierten also aus. Einen halben Nachmittag lang. Aus einem gut gefüllten Kleiderschrank wurde ein sehr überschaubares Sortiment.

Je mehr einstige Lieblingsstücke in den großen Karton wanderten, desto mehr kam ich ins Grübeln. Nicht nur meine Tochter ist aus Dingen hinausgewachsen, auch ich. Nur nicht körperlich (puh!).

Mein Job

Hinter mir liegt das erste komplette Jahr zurück im Beruf. Ich weiß, dass ich in Sachen Kinderbetreuung privilegiert bin mit zwei fitte Großelternpaaren. Trotzdem haben wir das auch als kleine Familie gut hinbekommen. Und nicht zuletzt hat mich diese Aufgabe enorm geprägt, gestärkt, wachsen lassen. Ich liebe meinen Job, ich habe tolle Kollegen, ich bin sehr dankbar, dass ich genau da (wieder) gelandet bin, wo mein Herz hingehört. Im Juni ist mir nach monatelanger Recherche (ich habe das Investigative für mich entdeckt) ein doppelseitiger Artikel gelungen, mit dem ich mich auf Anraten von Chef und Kollegen auf Preise beworben habe.

Ich rechne mir keine Chancen aus, die Luft ist dünn ganz oben und jeder weiß, wie undankbar der vierte Platz ist. Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir irgendwo zum Zug kommen – aber ich ziehe allein aus dem Wissen um meine Ausdauer und um meine Fähigkeiten enorm viel Energie und Mut, weiterzumachen. Nicht zuletzt habe ich genau wegen dieser Recherche mein Pensum von 60 auf 70 Prozent aufgestockt und diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.

Meine Familie

Nicht nur auf mich bin ich stolz, sondern auch auf meinen Mann und mein Kind, die meinen Job und seine oft widrigen Arbeitszeiten mit Verständnis und Geduld mittragen. Apropos Geduld: Die ist auch bei Mama gefragt. Die Kurze steckt mitten in der Zahnlückenpubertät, die Diskussionen mit ihr sind wesentlich anstrengender als mit jedem noch so hartnäckigen Informanten, der hinter jedem behördlichen Pups einen handfesten Skandal wittert. Gerade war sie noch gut gelaunt und hat fröhlich im Auto geplappert, da wandert Pluto ins dritte Haus des Saturn und – zack – über dem Kind hängen schwarze Wolken und es donnerwettert gegen die blöden Eltern, die sie sowieso nicht mehr lieb hat und überhaupt und TROTZDEM. (Zwei Minuten später ist übrigens alles wieder vergessen. Ich habe trotzdem ein bisschen Angst vor der echten Pubertät. Just saying.)

Und ein bisschen Wehmut schwingt bei allem zudem mit – denn das letzte Kindergartenjahr ist angebrochen, nächstes Jahr um diese Zeit habe ich eine Erstklässlerin hier sitzen. Zeit wird’s, denn das Kind rechnet schon erstaunlich gut im Zehnerbereich und fängt an zu lesen und zu schreiben. Aus jeder Umbruchphase geht eben auch eine Entwicklung nach vorn hervor.

Mein Äußeres

Stichwort Umbruch: Ich bin optisch dieses Jahr zurück nach blond geswitcht. Mein kurzer Abstecher nach schokoladenbraun war eine Phase, die mir irgendwann zu langweilig wurde. Während blond zu braun so gar kein Problem war, war der Rückweg ein wenig karottig. Aber mitterweile ist die Blondine wieder perfektioniert und trägt den Schopf länger als lang zuvor. Mal sehen, wie lange ich sie wachsen lassen mag. Im Moment ist mir nicht nach Schere. Länger und schöner als je zuvor sind wohl auch meine Nägel. Seit ein paar Wochen trage ich gelverstärkte Nägel in schlichtem French-Design und liebe es sehr. Vielleicht ist auch das ein Zeichen von Veränderung – mir ist mehr denn je nach femininen Schnitten und klassischen Farben. Der kleine Punk hat die Lady in sich entdeckt. (Böse Zungen würden sagen, das bringt das Alter mit sich. Aber die Löcherjeans und die Highheels sind nach wie vor treue Begleiter, nimm das, Alter!)

Mein Inneres

Und sonst so? Ich habe – auch durch meinen kommunikativen Beruf – viele tolle Menschen kennen gelernt, die mein Leben reicher machen. Mein Mann und ich haben es geschafft, uns hin und wieder kinderlose Freiräume zu schaffen für einen Kaffee oder ein Essen auswärts. Zu Weihnachten gab es nichts Materielles, sondern Zeit miteinander – Karten fürs Vitra-Designmuseum für mich, Konzertkarten für Nena für ihn.

Wenn mich jemand fragt, was 2019 besser laufen könnte – ich bin dankbar, wenn es einfach so gut bleibt, wie 2018 war. Ich habe dieses Jahr viel über mich gelernt. Ich bin ein Stück weit kompromissloser geworden, gebe mich nicht mit grau zufrieden, wenn ich schwarz oder weiß will. Ich kommuniziere klar was ich will und erwarte nicht, dass andere Menschen meine heimlichen Wünsche erahnen. Das führt nur zu enttäuschten Erwartungen. Ich glaube im Rückblick, ich bin in meiner Haltung zu Dingen klarer geworden und habe auf mein Bauchgefühl zu hören gelernt. Ich habe meine Stärke und mein Potenzial in diesem Jahr erfahren, beides lässt mich nicht größenwahnsinnig werden, sondern gibt mir das Vertrauen, dass ich zu vielem in der Lage bin, wenn ich es wirklich will. Dinge passieren ohne meinen Einfluss, aber ich mit ihnen umgehe, entscheide ich ganz alleine.

Soll also alles so bleiben? Aber nein! Ich habe viel vor. Kleinigkeiten, Großigkeiten. Ich möchte unbedingt einmal selbst Sushi machen und überhaupt mehr und Neues in der Küche ausprobieren. Ich möchte reisen und den Geburtsort meiner Oma im heutigen südlichen Slowenien besuchen. Die erste Reise ist schon gebucht, allerdings nur zwei Tage: Im März geht’s mit meiner Mama nach Mailand. Italien geht immer. Ich freue mich sehr. Und ansonsten? Weiter wachsen.

Und vor allem möchte ich im Dezember 2019 sagen können – ich bin aus dem Jahr rausgewachsen. Kommt ihr mit?


Wie ich einmal in eine Buchhandlung ging und ohne ein Buch wieder herauskam …

…oder andere Münchhausengeschichten. Denn tatsächlich liebeliebeliebe ich Buchhandlungen und besitze noch weit mehr Bücher als Schuhe. Und das will nun echt was heißen. Aber wie sagt Oscar Wilde so schön:

You can never be overdressed or overeducated.

Seit ich wieder arbeite, also seit knapp zwei Jahren, haben mein Lieblingskollege und ich eine schöne Tradition entwickelt: Wir gehen einmal die Woche über Mittag zusammen essen. Unser Stammitaliener hat sizilianische Wurzeln und kocht Gerichte aus seiner Heimat. Die Tageskarte ist so kurz wie köstlich und manchmal fällt mir die Wahl echt schwer. Zu meinen Leibspeisen gehören auf alle Fälle Pasta alla Norma und Pasta alla putanesca. Aber ich schweife ab (wie immer, wenn es ums Essen geht): Unsere Tradition besteht nämlich nicht nur aus Spaghetti, Tiramisu und Espresso, sondern auch aus einem sich anschließenden Besuch unseres Lieblingsbuchladens.

Auf einer recht kleinen Verkaufsfläche schafft es der Buchhändler unseres Herzens immer wieder, ein spannendes Sammelsurium für seine Kunden auszuwählen. Und weil hier gerade italienische Wochen sind (nein, Sie sind nicht bei Aldi Süd gelandet), zeige ich Euch meine beiden liebsten Italo-Krimis *, die ich – natürlich in Italien – geradezu verschlungen habe. Man glaubt ja nicht, wieviel man an einem Seetag schafft, wenn man weder Kochen noch nach der Wäsche oder der Familie gucken muss. Wenn ich groß bin, kaufe ich mir ein Schiff samt Kapitän und gebe als Meldeanschrift “irgendwo im Mittelmeer” an. Oder Palermo. Weil …

Der Autor, Stefan Ulrich, war als Italien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung vier Jahre lang in Rom zuhause (NEID!)  und hat mit “Die Morde von Morcone” und “In Schönheit sterben” zwei amüsante und kurzweilie Krimis geschrieben, aus denen man herauslesen kann, wie wohl sich der Schreiber in der Wahlheimat gefühlt haben muss.

Worum geht’s?

Giada Bianchi ist eine Lokalreporterin (I feel her), die sich und ihren Sohn allein über Wasser hält. Für eine Lokalzeitung in der Toskana schreibt sie Beiträge, nebenbei betreibt sie einen Kiosk in ihrer Heimatstadt. Als eine Prostituiertenleiche gefunden wird, die mit seltsamen Zeichen markiert ist, hält ganz Morcone den Atem an. Doch es bleibt nicht bei der Leiche. Und Giada bleibt auch nicht allein: Ein deutscher Rechtsanwalt, der sich mit seiner Frau ein Haus in der Maremma gekauft hatte und dort nun alleine sein Singledasein bejammert, wird unversehens in die Ermittlungen – und in Giadas Privatleben – involviert. Das Ende – ich verrate nichts, aber es war spannend.

Und so bleibt es auch im Nachfolger “In Schönheit sterben”, den ich aus Unwissenheit zuerst gelesen hatte, was aber nicht stört, da beide Bücher zwar aufeinander verweisen, aber gut auch einzeln gelesen werden können. Der zweite Teil spielt hauptsächlich in der ewigen Stadt Rom und dreht sich um gefährlichen Narzismus und um die Einmaligkeit von Kunst. Giada gerät ins Visier einer verschworenen Gemeinschaft und muss um ihr Leben fürchten – klar, dass Robert Lichtenwald, der prinzipientreue deutsche Strafrechtler, ihr zu Hilfe eilt.

Wer also noch eine Blitzidee für untern Baum braucht  – ich kann Euch beide Bücher ans Herz legen. Sie lesen sich flott und unterhalten. Mehr braucht’s manchmal einfach nicht.

Wer sich hingegen die ganze Zeit gefragt hat, was das für seltsame Kekse sind: Leider leckere. Ich habe nämlich eine halbe Woche mit ihrer Vor- und Zubereitung verbracht (Hand hoch, wer stand schon mal morgens um sieben fluchend vor der Arbeit in der Küche um “ichhabedasRezeptnichtzuendegelesen-Fehler” auszubügeln??) und hatte inständig gehofft, sie wären einfach nicht lecker, damit ich sie guten Gewissens nie wieder machen muss. Klarer Fall von denkste.

Damit es Euch nicht geht wie mir, eins gleich vorneweg: Ja, Füllung UND Teig müssen über Nacht in den Kühlschrank. Ein Fakt, der meine Backaktion weitere 24 Stunden hinausgezogen hat. Aber egal. Für die unfassbar leckeren sizilianischen Cuccidati braucht ihr:

Ein halbes Kilogramm Mehl, 250g weiche Butter, einen Teelöffel Backpulver, 230g Zucker, ein Päckchen Vanillezucker, zwei Eier, 100g gemahlene Haselnüsse und 100 ml Milch.

Die Zutaten zügig zu einem geschmeidigen Teig verkneten und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Ich sag’s lieber zweimal. 🙂

Für die Füllung braucht ihr:

200g getrocknete Feigen, 80g entkernte Datteln, 100g geröstete Mandeln, 100 Walnüsse, 75g Honig, ein wenig Zitronen- und Orangenabrieb, drei Teelöffel Orangensaft, einen Teelöffel Zimt und eine Prise gemahlene Nelken.

Ich habe all das im Thermomix geschreddert, wer keinen hat, hackt die Zutaten mit einem guten Messer klein und vermengt sie mit dem Saft. Auch diese Mischung muss über Nacht durchziehen. Am nächsten Tag rollt ihr den Teig aus und schneidet zehn Zentimeter breite Streifen. In die Mitte kommt die Füllung, dann wird die Rolle eingeschlagen. Ihr schneidet mit einem scharfen Messer 3cm breite Streifen ab und legt sie mit der Schnittseite nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech. Sie werden bei 180Grad Ober-/Unterhitze 13-15 Minuten gebacken und noch heißt mit einer O-Saft-Puderzuckermischung bepinselt. Und dann genossen. Mit oder ohne Lektüre dazu. 

*enthält Werbung, aber unbezahlt

La vita é dolce

Das Beste zuerst: Dailydress ist wieder zum Leben erwacht und vermutlich freut sich niemand so sehr darüber wie ich! Ein halbes Jahr war hier Sendepause, ein halbes Jahr in dem viel passiert ist. Zu viel, um alles zu erzählen, deswegen fang ich bei einem der schönsten Ereignisse der vergangenen Tage an: Wir waren im Urlaub. Und aus eben jenem Urlaub am Mittelmeer (acht Tage lang Sonne satt bei fast 20 Grad) habe ich viele Eindrücke und Inspirationen mitgebracht. Aufgesogen wie ein Schwamm.

Besonders gut gefallen haben mir auf der Route unseres Schiffs die italienischen Häfen Genua, Rom und Palermo. Das Licht, die Menschen, die Wärme – nicht vergleichbar mit deutscher Mittelgebirgsatmosphäre. Versteht mich nicht falsch, ich fühle mich auch daheim wohl, aber die Sehnsucht nach dem Meer ist unstillbar. Weil ich weder das Meer, noch die Temperaturen oder die Menschen einpacken konnte, habe ich versucht, das Gefühl zu konservieren, das mich auf dieser Reise begleitet hat. Kurz nach der Ankunft daheim ist mir dann ein Zitat über den Weg gelaufen:

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.

Es ist nicht von Tucholsky, aber trotzdem sehr wahr.

Und genau aus dieser Sehnsucht heraus hätte ich noch stunden- und tagelang durch fremde Gassen streifen können, in kleinen Bars einen caffé trinken oder Cannoli essen. Auch wenn die italienischen Verkehrsregeln aus Hupen, Schimpfen und Gestikulieren bestehen (“Vaffanculo!!”) pulsiert dort das Leben auf eine ganz besondere Art, die mir hier manchmal abgeht. Aber nicht nur Italien war wunderschön, auch Malta, Frankreich und Spanien haben diesen besonderen Flair, den die Nähe zum Meer wohl einfach mit sich bringt.


Auf meinem Speiseplan stehen seit dem Urlaub daher viel Fisch und viel Pasta. Urlaub mag eine begrenzte Zeit sein, aber Lebensfreude und Genuss beginnen im Kopf. Und schließlich kann ich beim Betrachten meiner liebsten Bilder wenigstens nochmal ein bisschen die salzige Luft riechen und mich an das Gewusel auf der Piazza Navona oder am Fontana di Trevi zurückversetzt fühlen.

Wen wundert es daher, dass ich ein ganz großartiges Last-Minute-eigentlich-schenken-wir-uns-nichts-Geschenk für Euch vorbereitet habe, das mit der italienischen Küche zu tun hat?

Ihr braucht dazu ein gut verschließbares Glas, eine leistungsstarke Küchenmaschine und fünf Minuten Zeit. Und folgende Zutaten:

80g getrocknete Tomaten, 2 kleine Lorbeerblätter, 1 TL Pfeffer, 2 TL Fenchelsamen, 50g Röstzwiebeln, 1 Sternanis, 2 TL edelsüße Paprika, 2 TL Oregano, 1 TL Salz, 2 EL Rosmarin (getrocknet). Wer einen Thermomix hat, gibt die Zutaten in den Mixtopf für 10 Sekunden auf Stufe 10. Alle anderen mahlen, mörsern oder zerkleinen einfach solange, bis die Mischung feinkörnig ist und sich gut abfüllen lässt. Mit frischgeriebenem Parmesan auf heißer Pasta ist die Mischung ein Gedicht!

Ich hoffe, ihr habt eine entspannte Vorweihnachtszeit und lasst Euch nicht stressen. Man sollte sich generell mehr Nudeln als Sorgen machen. Lebensweisheit auf Glückskeksniveau. Bitte, gerne. Schön, wieder hier zu sein!

Die Freiheit der Verantwortung

Facebook ist ein schlimmer Zeitfresser. Manchmal verirre ich mich in Profilen und Gruppen und frage mich nach ein paar Minuten, wie ich nur dahin geraten bin. Aber manchmal stolpert man in den feeds anderer Leute auch über nette Dinge. Und manchmal sogar über Posts, die einen nachhaltig beeindrucken.

So las ich neulich bei einer Freundin ein Sprichwort, das wohl aus Polen kommt. (Wer’s besser weiß, immer raus damit.) Immer, wenn man sich bemüßigt fühle, die Situation zu retten, wenn man sich unwohl fühlt das Bedürfnis verspürt, irgendwie regulierend, ausgleichend eingreifen zu müssen, solle man sich stattdessen schlicht sagen: “Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.”

     

Ich habe geschmunzelt und weitergescrollt. Bis ich mich wenige Tage später in einer Situation wiederfand, in der ich genau das Gefühl hatte. Ich wollte Harmonie herstellen, mich einbringen und anstrengen, dass die schlechte Stimmung nicht eskaliert und es zum Streit kommt. Und genau da fiel mir dieses Zitat wieder ein. “Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen.”

Ich tat also ganz genau – gar nichts. Ich zog mich zurück, hielt mich raus, fokussierte mich völlig auf mein Innenleben. Sorgte für mich. Hielt die schlechte Stimmung von mir ab. Fuhr die Schutzschilde hoch. Und siehe da – die Situation eskalierte nicht. Im Gegenteil. Weil ich mich konsequent weigerte, mich mit runterziehen zu lassen, verbesserte sich die Stimmung ganz von selbst wieder.

In diesem Zusammenhang ist mir eines bewusst geworden – ich kann nicht für das Glück anderer sorgen, ich bin mit mir selbst schon ausgelastet. Ich kann auch mein Kind nicht jeden Tag glücklich machen. Aber ich kann es durch mein Vorbild lehren, wie man von innen heraus einfach glücklich ist.

Diese Erkenntnis gärte ein paar Tage in mir. Es schien mir viel zu einfach, als dass ich da nicht hätte früher drauf kommen können. Aber seither hat sich vieles in meiner Haltung geändert. Ich bin nicht nur was meine Gefühle angeht mein ganz eigener Zirkusdirektor. Ich trage noch für viel mehr Verantwortung. Und während ich immer wieder auch von anderen Müttern höre “ich bin für alles alleine zuständig, an mir hängt der Haushalt, die Kinder rühren keinen Finger, ich muss mich um alles kümmern, mein Mann hält sich aus allem raus”, höre ich dabei vor allem – Verantwortung ist eine Belastung.

Es ist aber anders – wer für etwas verantwortlich ist, hat die Freiheit, es zu gestalten. Ich bin zum Beispiel für meinen Haushalt verantwortlich. Das heißt, ich führe ihn so, wie es mir gefällt. Ich dekoriere, ich koche, ich räume Schränke ein, um, auf, ganz allein wie es mir passt. Wenn ich der Meinung bin, dass wir das beste, köstlichste Frühstück mit frischem Obst und einem ausgedehnten Kaffee an einem Montagmorgen haben sollten, wer sollte mir vorschreiben, dass es so etwas nur sonntags gibt? Wenn ich der Meinung bin, dass ich jede Woche frische Blumen in allen Räumen verdient habe – dann kauf ich sie mir. Wobei eines wichtig ist: Diese Art von Freiheit ist eine Haltungssache und hat nichts mit finanziellen Mitteln zu tun. Es müssen keine Blumen vom Gärtner sein. Zurzeit explodiert die Natur, ein paar frische Zweige in hohe Gefäße verteilt kostet nur einen Spaziergang und ein bisschen Zeit.

Was wäre die Alternative? Wenn ich nicht ganz bewusst lebe, dann wird für mich gelebt. Der Wäscheberg wird überdimensional und erdrückt mich, am Ende wasche ich aus dem Zwang der leeren Schränke heraus. Es gibt zu essen, was eben noch da ist, weil ich nicht bewusst und mit Verstand eingekauft habe. (Oder noch schlimmer – das meiste verdirbt im Kühlschrank und muss weggeworfen werden.) Termine bekomme ich von außen aufs Auge gedrückt, ich gehe mit Menschen Kaffeetrinken, die mir nur von ihren Problemen erzählen und von mir hören wollen, dass ich alles gleich langweilig/anstrengend/belastend finde. Will ich das? Ganz sicher nicht. 

Stattdessen nehme ich die Verantwortung an und betrachte sie als großartige Möglichkeit, mich und meine Persönlichkeit auszuleben. Ich halte den Haushalt stets auf dem Laufenden (weil keiner im Dreck und im Chaos leben sollte, darunter erstickt auch die Lebensfreude), ich sage auch mal nein, wenn ich zu Treffen keine Lust habe. Und ich nehme meinen Alltag so in die Hand, dass er läuft, wie ICH es mir vorstelle.

Zur inneren Freiheit gehört übrigens auch, Entscheidungen für sich allein zu treffen. Und das ist so befreiend. Wenn draußen die Sonne vom Himmel knallt und alle, aber auch wirklich alle der Meinung sind, man müsse sich jetzt in den Garten setzen, gefälligst, ist mir das sowas von egal. Wenn mir der Sinn danach steht, meine Schränke auszumisten, dann mach ich das.

Ich habe noch nie so sehr das Gefühl gehabt, ich selbst zu sein, wie zur Zeit. Auch wenn der Spruch echt abgedroschen ist, es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Und wenn es mir gut geht, sorge ich automatisch dafür, dass es meinem Umfeld gut geht. Sollte euch also in Zukunft etwas auf den Magen schlagen, überlegt erst, ob es Euch überhaupt tangiert. Und wenn nicht – nicht mein Zirkus, nicht meine Affen. Es funktioniert!

Die wunderschönen Bilder sind in Kirchheim unter Teck entstanden. Wer ein Faible für Fachwerk hat, sollte der Stadt unbedingt einen Besuch abstatten!

War nie wirklich weg …

Eine kurze Nachricht auf facebook nur und doch hat sie mich berührt – eine mir persönlich unbekannte Leserin (hallo Mia, Du weißt, dass Du gemeint bist!) hat mich neulich abends angeschrieben und gefragt, wie es mir geht. Dafür, genau dafür liebe ich dieses gar nicht so anonyme Internet. Es ist tatsächlich jemandem aufgefallen, dass es hier eine ganze Weile ziemlich ruhig war. Liebe Mia, Du hast mir damit eine große Freude gemacht. (Ich habe tatsächlich jedem am Tisch erzählt, dass ich einen Leser habe, der mich vermisst!) Wie großartig ist das denn?

Woran meine Blogabstinenz liegt, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin von Grund auf ein sehr mitteilungsbedürftiges Wesen. Freunde aus dem Leben 1.0 dürften an dieser Stelle mit dem Kopf nicken. (Ich liebe Euch übrigens!) Ich hatte auch viele Blogpostgedanken und Erlebnisse, aber nichts davon hat es ins digitale Tagebuch geschafft.

Ein paar Neuigkeiten gibt es vielleicht doch, ein paar Erkenntnisse jedenfalls.

Zum Beispiel die, dass Frauen manchmal ziemlich heldenhaft sind. Genau das dachte ich neulich, als ich im Auto unterwegs war. Es gelingt uns, den Haushalt im Griff zu haben, dafür zu sorgen, dass Milch im Kühlschrank ist und die Turnschuhe des Kindes im Turnbeutel, wir denken an Arzttermine, besorgen rechtzeitig Geburtstagsgeschenke, erledigen Besorgungen, haben einen Kopf voll mit 2957 Schubladen, die alle sorgsam gepflegt werden. Die Wäsche wird gewaschen, das Auto getankt, das Kind gebadet, Elternabende, Arbeitstermine und Einkäufe erledigen wir quasi en passant.

So gut und nützlich dieses System im Alltag ist, ich habe dabei eines gemerkt: Im Kopf bin ich immer schon zwei Schritte weiter. Sitz ich morgens beim Kaffee, bin ich gedanklich in der Redaktion. Schreibe ich dort an einem Artikel, denke ich an die Recherche für den nächsten. Esse ich zu Mittag, bin ich mit dem Kopf im Nachmittag, sitze ich abends im Gemeinderat, überlege ich, ob es noch für einen Einkauf reicht und was wir morgen essen. Als ich in dieser Woche unverhofft einen Tag frei hatte, hatte ich große Pläne. Zumindest wollte ich mir am Vorabend solche für die freie Zeit machen. Und schlief darüber völlig geplättet ein. So wachte ich also am Mittwochmorgen auf und das leicht panische Gefühl beschlich mich, mir gar nichts für den Tag vorgenommen zu haben. Und das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich manchmal echt bescheuert bin. 

Zwar ist der Begriff Achtsamkeit in aller Munde und ich hätte jederzeit behauptet, ein achtsamer Mensch zu sein, aber was das wirklich bedeutet, wurde mir an diesem Morgen im Bett schlagartig bewusst. Und so verbrachte ich den Tag immer bei Punkt null. Nicht bei zwei oder drei, sondern ganz im Moment. Am Abend hatte ich mehr erledigt, als ich mir je auf eine to-do-list geschrieben hätte.

Unter anderem habe ich zum Beispiel Schränke ausgemistet. Die Erkenntnis, dass wir von allen Dingen einfach viel zu viel haben, ist mir nicht neu. Aber ich habe begonnen, sie kategorisch umzusetzen. Von zwei vollgestopften Regalfächern voller Bettwäsche sind drei Sets übrig geblieben. Gewaschen und in Klarsichtboxen verstaut und beschriftet erfüllen sie mich mit so viel Glück, dass ich am Mittwoch mehrmals am Tag die Schranktür geöffnet und hineingelinst habe. Je weniger man sich um Dinge kümmern muss, die einem die Schränke und das Leben füllen, desto leichter fühlt sich das Leben auch an. Achtsamkeit ist im Grunde nichts anderes, als Wertschätzung der Dinge, die man hat. Und Ordnung ist nichts anderes als Selbstliebe, denn ich bin es mir wert, in einem sauberen, ordentlichen und schönen Zuhause zu leben. Zur Feier des Tages habe ich mir abends beim Gärtner meines Vertrauens einen großen Strauß der schönsten Rosen gekauft. Ihr Anblick erfreut mich seither, mindestens so sehr wie der meines Schrankinhalts.

Ein bisschen ähnlich beschreibt es Marie Kondo in ihrem gehypten Aufräumbuch. Und obwohl ich zutiefst davon überzeugt bin, dass ihre Art zu denken sehr viel mit Zwangserkrankung zu tun hat, stimmen wir in einem Punkt überein: Es lebt sich besser, wenn man nur die Dinge aufbewahrt, die man benutzt und oder schätzt. Weil ich von mehreren Seiten aber gefragt worden bin, ob ich zum Putzteufel zu mutieren gedenke, habe ich mir aber sicherheitshalber ein paar Folgen dieser britischen Serie angeguckt. Ihr könnt ganz beruhigt sein: Ich bin von obsessiv gaaanz weit weg. (Es gibt eine Frau, die zweimal täglich ihre Badewanne mit Bleiche behandelt, ganz gleich, ob sie benutzt wurde oder nicht. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht. Echt.)

Und sonst so? Ich habe mein Arbeitspensum auf 70 Prozent erhöht, wovon ich mir 10 Prozent daheim einteilen kann, wie ich es mag. Zum Beispiel habe ich gestern einen Artikel fertig gemacht und heute ein paar mails verschickt.

Das Kind hat zwei Wackelzähne, wird aber keine Zahnlücke bekommen, weil dahinter schon die nächsten wachsen.

Ich bin zwischendurch ein Jahr älter geworden und zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser lang-aufblieben-Scheiß echt nix mehr für mich ist. 🙂

Wir haben Ostern am Bodensee verbracht und es war der entspannteste Wochenendausflug aller Zeiten und ich habe noch nie so gut auswärts geschlafen, wie in diesen beiden Nächten. Auch Entschleunigen will gelernt sein.

Insofern winke ich allen tapferen Weiterlesern an dieser Stelle zu, es gibt mich noch, ich glaube, ihr werdet wieder öfter von mir lesen. So ihr möchtet.

Und manchmal geht auch mir …

… die Puste aus.

Es war ein bisschen ruhig hier die letzten Tage, was definitiv an Leben 1.0 lag. Das Kind musste durch sämtliche Beurteilungen/Untersuchungen geschleust werden, die das Vorschulalter so mit sich bringt. (Auf einem Bein hüpfen, komische Fantasiewörter nachsprechen und richtig gucken können machen einen wohl schulfit.)

Ich hab am Wochenende gearbeitet und mit meiner Arbeit gehadert. Nicht mit meiner Arbeit generell, sondern mit dem, was nach über zehn Stunden dabei rauskam. Heute morgen war mein Fazit ein bisschen bitter – ich hätte mir meine Zeitung nicht abgekauft. Weil ich mich nicht so sehr für Hauptversammlungen fremder Vereine und noch weniger für Fasnet interessiere. Andere, bessere Planung könnte diese Nullnummer in punkto lesenswert vielleicht verbessern.

Womit ich noch hadere: Mit meinem Kalender. Die freien Wochenenden sind bis Mitte März so rar wie Sonnenblumen in der Antarktis. Geburtstage, Tagungen, Wochenenddienst, noch mehr Tagungen. Ich bin nicht so gerne im Funktions-Modus unterwegs. Lieber wäre mir, ich könnte über mich mal wieder frei verfügen. Das Frühjahr ist aber jedes Jahr so bei uns. Und es geht vorbei.

Jetzt habe ich aber noch was anderes für Euch – nämlich 20 neue Antworten auf 20 neue Fragen.

61. Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?

Hm. Ich stelle es mir ganz gerne vor, aber so richtig überzeugt bin ich tief drinnen nicht.

62. Auf wen bist du böse?

Auf niemanden. Zumindest nicht dauerhaft. Hass ist ein Gefühl, das mir völlig fremd ist. Jemanden, den ich so wenig leiden kann, den beachte ich schlicht nicht.

63. Fährst du häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln?

Nein

64. Was hat dir am meisten Kummer bereitet?

Alles was mein Kind betrifft, was nicht läuft, wie es soll. Wenn es um Hannah geht, kann ich die Rationalität selten aufrechterhalten.

65. Bist du das geworden, was du früher werden wolltest?

Ja. Ganz eindeutig ja.

66. Zu welcher Musik tanzt du am liebsten?

Egal, hauptsache es guckt keiner.

67. Welche Eigenschaft schätzt du an einem Geliebten sehr?

An einem Geliebten? Gehört der zur Standard-Ausrüstung? Oder ist ein geliebter Mensch gemeint? Dann natürlich den ganzen Menschen, sonst würde ich ihn ja nicht lieben.

68. Was war deine größte Anschaffung?

Mein Cabrio.

69. Gibst du Menschen eine zweite Chance?

Schwierige Frage. Ich glaube schon. Je nachdem, was vorgefallen ist, bei manchen Dingen kann ich danach zwar wieder “normal” sein, aber manchmal bleibt einfach ein Riss.

70. Hast du viele Freunde?

Definiere viele. Ich habe keinen riesigen Freundeskreis. Die wahren Freunde kann ich an einer Hand abzählen. Reicht völlig.

71. Welches Wort bringt dich auf die Palme?

Da gibt’s eigentlich keins. Zur Zeit vielleicht die Kombination “ich will aber …”

72. Bist du schon jemals im Fernsehen gewesen?

Jawollja! Das war ne lustige Geschichte. Wir wohnen hier im Erdbebengebiet und ich habe meinen Kollegen vor zwei Jahren mal wohl als relativ Erste gesagt, dass die Erde bei uns gewackelt hat. Kurz danach rief der SWR an und fragte, ob ich Lust hätte, eine kurze Sequenz für die Landesschau zu drehen. Ich hatte noch nie so eine aufgeräumte und ordentliche Küche wie für diesen Dreh. Wir nennen es jetzt auch nicht mehr profan Küche, sondern SWR-Kochstudio. Übrigens fanden alle total witzig, dass ich das Frühstück simuliert habe und dabei Highheels anhatte. Als ob ich JEMALS etwas anderes beim Frühstück tragen würde. Ich bitte Euch.

73. Wann warst du zuletzt nervös?

Vorhin. Hannah hatte Schuleignungsuntersuchung. Und obwohl ich weiß, dass mein Kind das alles wunderbar meistert, sitze ich doch daneben und halte die Luft an.

74. Was macht dein Zuhause zu deinem Zuhause.

Das Schlichte und Aufgeräumte ohne viel Deko und ohne Farbenmischmasch. Ich mag immer mehr ruhige und klare Linien.

75. Wo informierst du dich über das Tagesgeschehen?

Als Redakteurin quasi überall. Twitter, Facebook, News-Seiten, Fernsehen, Internet allgemein. Was lokal passiert, weiß ich eh. Ich schreib ja drüber.

76. Welches Märchen magst du am liebsten?

Die meisten Märchen sind nicht besonders schön. Kinder werden ausgesetzt oder gefressen oder schlecht behandelt. Die Prinzessin auf der Erbse ist ganz niedlich.

77. Was für eine Art Humor hast du?

Oh. Einen trockenen angeblich. Ich kann auch über Nonsens lachen. Und vor allem über mich.

78. Wie oft treibst du Sport?

Ganz ehrlich – nie.

79. Hinterlässt du einen bleibenden Eindruck?

Wie soll ich das beurteilen. Ich hoffe es.

80. Auf welche zwei Dinge kannst du nicht verzichten?

Auf das Internet und auf Schokolade und auf Kaffee. Ok, das sind drei Dinge, aber denen hänge ich wirklich.

Kartoffelsuppe nach Gusto der Familie

Füße auf dem Bauch, Ellbogen in den Rippen, kleine Hände im Gesicht. Dazu Hustenanfälle immer dann, wenn Mama am Einschlafen war. Eltern wissen, wovon ich spreche. Kranke Kinder im Elternbett machen die Nächte nicht sehr erholsam. Wir haben eine solche hinter uns und nachdem das Tochterkind freiwillig (!) dem Kindergarten fernbleiben wollte, wusste ich, dass sie sich wirklich nicht so gut fühlt. Also haben wir heute morgen Fünfe grade sein lassen und aus vorhandenen Resten ein Mittagessen gezaubert, das so lecker war, dass ich es gerne mit Euch teile.

Weil meine beiden gestern die Skihütte der mütterlichen Küche vorgezogen haben, hatte ich eine große Portion selbstgemachtes Petersilien-Kartoffel-Pürree übrig. Außerdem im Kühlschrank: vier braune Champignons und ein kleines Gärtchen Kresse sowie Saiten für die Nicht-Veggies dieser Familie (aka alle außer mir).

Ich habe zunächst etwa 400ml Gemüsebrühe aufgesetzt und zum Kochen gebracht. Dann habe ich löffelweise das Pürree dazu gegeben und “aufgelöst”, bis ich eine cremige Suppe hatte. Am Schluss habe ich noch etwas frische Sahne dazugegeben.

Für die Nicht-Vegetarier meiner Familie gab es Saiten in Scheibchen geschnitten als Topping. Für mich gab es in feinen Scheiben angebratene Champignons und frische Kresse obendrauf. (Und für das Kind von allem ein bisschen, sie könnte ja was verpassen.)

Lasst es Euch schmecken bei diesem usseligen Wetter!

Mein Leben und ich: 20 Fragen von der Mülltrennung übers Weltall bis in mein Schlafzimmer!

Happy Saturday ihr Lieben, ich freue mich schon die ganze Woche darauf, endlich wieder 20 Antworten über mich selbst raushauen zu dürfen. Die Woche war streng getaktet, bis gestern Abend hatte ich sechs Abende in Folge Termine oder Einladungen. Wenn mich also heute jemand sucht – ich bin die, die den ganzen Abend mit Chips einem Obstteller vor der Glotze hockt und nichts tut.

Aber erstmal gibt’s ein paar Fakten für Euch:

1000 Fragen an dich selbst – #3

41. Trennst du deinen Müll?

Aber klar! Wir hier trennen in Biomüll, Restmüll, Papiermüll und füllen den gelben Sack. Am schnellsten voll ist grundsätzlich der Biomüll (das Leben als Vegetarier bringt viele Schalen mit sich!) und die Papierablage.

42. Warst du gut in der Schule?

Hm. In ganz jungen Jahren fand ich das mit dem Lernen so nebensächlich wichtig. Ich war nie schlecht und war nie besonders gut, immer so guter Durchschnitt. Dann hat mich zum Ende der Realschule der Ehrgeiz gepackt und habe zwei Jahre lang Preise eingeheimst.  Auf dem Gymnasium schließlich habe ich an mir selbst gezweifelt und trotzdem noch ganz passabel abgeschlossen. Die letzte schulische Ausbildung habe ich mit 24 begonnen und mit 26 als Jahrgangsbeste mit einem Schnitt von 1,1 beendet. Ich würde also sagen: Gut in manchen Schulen. 🙂

43. Wie lange stehst du normalerweise unter der Dusche?

Es ist ja ganz erstaunlich: Wenn ich daheim dusche, dann dauert das schon mal länger. Das heiße Wasser und der duftende Schaum und das heiße Wasser und meine müden Knochen und das heiße Wasser … you get it. Sind wir beim Campen und ich dusche mit Duschmünze, bin ich in zweieinhalb Minuten fertig. Und frage mich, was um alles in der Welt ich daheim so lange unter der Dusche mache, so lange = mehr als zehn Minuten.

44. Glaubst du, dass es außerirdisches Leben gibt?

Irgendwie liegt das außerhalb  meiner Vorstellungskraft. Ich finde den Gedanken aber ganz schön.

45. Um wieviel Uhr stehst du in der Regel auf?

Redaktionen sind klassische Spätberufe. Ich muss nicht um acht an meinem Schreibtisch sitzen, weil die Welt sich da erst ganz langsam zu drehen beginnt. Es reicht locker, wenn ich um zehn aufschlage. Das kommt mir insofern entgegen, als dass mein Kind ein Langschläfer ist und wir selten vor halb zehn im Kindergarten aufschlagen. Insofern klingelt mein Wecker zwischen sieben und halb acht, vor acht stehe ich aber selten auf. Wenn die Kleine in die Schule kommt, werden wir an dieser Schraube gewaltig drehen müssen.

46. Feierst du immer deinen Geburtstag?

Ja natürlich! Geburtstage sind ein schöner Grund, zu feiern. Alter ist schließlich keine Zahl, sondern eine Geisteshaltung!

47. Wie oft am Tag bist du auf Facebook?

Allein schon jobbedingt quasi nebenbei immer.

48. Welchen Raum in deiner Wohnung machst du am liebsten?

Machen im Sinn von aufräumen und putzen? Oder mögen? Mögen tu ich am liebsten mein Esszimmer. Und meine Küche. Und das Schlafzimmer. Ich mag meine ganze Wohnung.

49. Wann hast du zuletzt einen Hund (oder ein anderes Tier) gestreichelt?

Die Katze meiner Klavierlehrerin letzten Montag. Das spannendste Tier waren aber sicher die Rentiere in Norwegen.

50. Was kannst du richtig gut?

Schreiben. Schreiben ist wie Atmen für mich. Das ist definitiv mein Leben und meine Welt.

51. Wen hast du zum ersten Mal geküsst?

Zählen meine Eltern mit? 🙂

52. Welches Buch hat einen starken Eindruck bei dir hinterlassen?

Da gibt es sicher viele. Ich erinnere mich aber gut, dass ich “Die Wüstenblume” mit angehaltenem Atem gelesen habe und ich die Geschichte der Frau auch später noch verfolgt habe, weil sie mich sehr berührt hat.

53. Wie sieht für dich das ideale Brautkleid aus?

Weiß, glitzernd, oben schmal unten weit mit Tüll und Tamtam. So wie meins damals.  Aber irgendwie ist jede Braut hübsch.

54. Fürchtest du dich im Dunkeln?

Als Kind bin ich nur singend in den Keller gegangen. Ich habe mir eingebildet, die Monster würden mich dann nicht erschrecken. Heute bin ich mir nicht sicher, ob die Monster nicht mehr Angst vor meinem Gesang hatten als ich vor ihnen. Ich habe keine Angst im Dunkeln, im Gegenteil, ich finde Dunkelheit manchmal sehr beruhigend.

55. Welchen Schmuck trägst du täglich?

Meine Silberkette mit dem Liebe-Anhänger oder Roségold-Schmuck, den ich von meinem Mann bekommen habe.

56. Mögen Kinder dich?

Ich hoffe doch! Meins zumindest! Ich glaube, ich bin eine gute Mischung aus “Das geht so nicht”-Strenge und “Komm, wir machen’s nochmal”-Blödeltante.

57. Welche Filme schaust du lieber zu Hause auf dem Sofa als im Kino?

Alles, was mit Action zu tun hat. Da kann ich umschalten oder losschreien oder aus dem Zimmer rennen.

58. Wie mild bist du in deinem Urteil?

Das ist eine interessante Frage. Ich denke, ich kann durchaus nachsichtig sein. Ich berücksichtige die Gesamtumstände. Wenn mich jemand anblafft, wäge ich ab, in welcher Situation mein Gegenüber ist. Weiß ich, dass er gerade selbst unter Strom steht oder Sorgen hat, bin ich nicht eingeschnappt. Wenn ich allerdings ungerecht behandelt werde, wehre ich mich. Und wenn ich mit etwas absolut nicht einverstanden bin und das sichere Gespür habe, die Sache zwischen mir und der anderen Person wird nix mehr, dann bin ich sehr konsequent. Ich kann einen gewissen unguten Zustand lange tragen, aber wenn ich fertig bin, ist das endgültig.

59. Schläfst du in der Regel gut?

Ja. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mein Mann die Kleine nachts immer vor mir gehört hat. Wenn ich schlafe, könnte man mich gegen die Wand lehnen und ich würde es nicht merken.

60. Was ist deine neueste Entdeckung?

Rezepte von Jamie Oliver in diesem tollen Kochbuch.