Gute Vorsätze adé – der ultimative Guide für mehr Produktivität

Keine andere Nacht ist so prädestiniert für gute Vorsätze wie die Nacht des Jahreswechsels. Im neuen Jahr werde ich mehr Sport machen, das Auto öfter stehen lassen, meine Steuererklärung aber ganz sicher früher machen – you name it, I know it. Habt ihr Euch etwas vorgenommen fürs neue Jahr? Dann müsst ihr jetzt tapfer sein: Das war völlig für die Katz. Denn was passiert mit 99 Prozent der guten Vorsätze? Sie sind spätestens im Frühling vergessen. Und das ist völlig logisch, denn gute Vorsätze sind eine Ermahnung des Gewissens, ein ständiges Vorhalten von Unzulänglichkeiten, eine Aufzählung der Dinge, die EIGENTLICH richtig wären aber oh so lästig.

Ich sag Dir was, was Du vielleicht nicht gerne hörst. Aber da musst Du durch. (Oder hör schnell auf zu lesen!) Vergiss gute Vorsätze, denn außer ein schlechtes Gewissen zu fabrizieren, tun sie nichts für dich. Wie jetzt, alles einfach schleifen lassen, keine Verbesserung anstreben? So war das nicht gemeint. Das Ding ist doch aber: Die “guten Vorsätze”, die wir uns vornehmen fürs neue Jahr, sind Angewohnheiten, die uns nicht gut von der Hand gehen, die Überwindung kosten, die den inneren Schweinehund auf den Plan rufen.

Der unsexy Trick …

Und um das zu überwinden, brauchst Du keinen guten Vorsatz von außen, sondern eine Fähigkeit, die du längst in Dir trägst, die aber so unsexy ist, dass wir nicht gerne über sie sprechen: Disziplin. Ich bin nach meinem letzten Post gefragt worden, ob ich bei 70 Prozent Job und Kind und Haushalt überhaupt noch Zeit für mich hätte. Ja, die habe ich. Das faszinierende ist nämlich: Hat man viel Zeit für zehn Dinge, braucht man die komplette Zeit, wird grade so fertig und ist frustriert, weil keine Freizeit übrig bleibt. Hat man einen straffen Plan, in dem diese zehn Dinge abgehakt sein sollten, schafft man sie genau so gut auch in der kurzen Zeit. Weil man fokussiert arbeitet und Aufgaben konzentriert erledigt.

Wie sieht das bei mir konkret aus? Mein Waschkorb überläuft nicht, weil ich routinemäßig eine Maschine anstelle und verräume, sobald die Menge beisammen ist, ob ich Lust dazu habe oder nicht. (Jetzt musste ich grad grinsen, wenn ich nämlich auf LUST warten würde, hätte meine Familie übermorgen nichts mehr zum Anziehen.) Die Spülmaschine wird ausgeräumt, sobald sie fertig ist, ich staple kein Geschirr in der Spüle. Den Espresso nach dem Essen trinke ich, NACHDEM ich die Küche wieder aufgeräumt habe. Essensreste wandern in den Kühlschrank, Pfannen werden gespült, die Spüle ausgerieben.

Größere Aufgaben wie Badputz oder Großeinkauf erledige ich montags und freitags, weil ich an diesen Tagen in der Regel frei habe. Die Disziplin dazu wurde mir nicht gerade in die Wiege gelegt (ich sehe meine Mama heftig nicken), ich habe sie mir im Lauf der Jahre erarbeitet und jetzt ist sie einfach da und fällt mir leicht. Wenn ich das kann, kannst Du das auch.

Wo kommt die Motivation her?

Und was mache ich, wenn ich mal so gar keinen Bock habe? Das soll tatsächlich vorkommen. Meistens setze ich mich auf die Couch, esse ein Stück Schokolade und bemitleide mich ungefähr zwei Minuten selbst. Und dann stelle ich mir den riesigen Berg aus Kinderunterhosen und Socken in zusammengelegter Form vor, ordentlich in den Schränken verstaut. Und weiß genau, dass es eine Sache von 30 Minuten ist, bis der erwünschte Zustand erreicht ist. Keine Mammutaufgabe, kein unlösbares Tagwerk. Unsere Alexa kann zwar keine Wäsche falten, aber sie unterhält mich wenigstens nebenbei mit Musik (laut, hilft!) Mittlerweile ist mir die Diszplin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir die Frage nach dem Aufschieben kaum noch stelle.

Glaubst Du Deinen Ausreden?

Denn seien wir mal schonungslos ehrlich: Das meiste, was dieser innere Schweinehund so vorbringt, sind lahme Ausreden. Ich hab doch gestern erst, ich kann ja später noch, es ist gerade so gemütlich auf der Couch. Glaub mir, ich kenne das Gefühl. Aber immer, wenn der Hund grade Luft holt und anfangen will, seine durchaus guten Argumente abzufeuern, sagt die Stimme der Disziplin zu ihm (Ich stelle sie mir ein bisschen wie Fräulein Rottenmaier vor): “Was glaubst du eigentlich wer du bist? Ich entscheide selbst.”

Mag sein, dass das ungewohnt ist. Möglicherweise kostet die erste deutliche Ansprache große Überwindung. Du musst auch gar nicht gleich am ersten Tag das Haus entrümpeln und alles blitzblank wienern. Wenn Du aber einmal am Tag dem inneren Schweinehund den Mund verbietest und etwas durchziehst, worauf Du eigentlich keinen Bock hattest, dann wird er tatsächlich immer leiser. Ist Dein Waschkorb voll? Geh Wäsche waschen. Willst Du ein paar Pfunde loswerden? Zieh dir Sportsachen an und geh um den Block. Jetzt, das Wetter ist völlig egal. Willst Du den Vorratsschrank entrümpeln? Hol Dir einen Müllsack und fang bei einem Regal an. Wer entscheidet, Du oder der sabbernde, lethargische Köter in Deinem Kopf? Sieh diese Dinge nicht als leidige Pflicht, sondern übernimm Verantwortung und hör auf, sie auf die Umstände abzuwälzen (aber gleich kommt meine Lieblingsserie … – das Zauberwort heißt Mediathek!)

Weg mit ungeliebtem Zeug!

Und apropos das Haus entrümpeln – ich habe mir angewöhnt, mich von Dingen zu trennen, die für mich keine wesentliche Bedeutung haben. Ich sage nur Tupperschublade, Schokofondue und Bettwäsche. Geh in Deinem Kopf mal Deine Schränke durch – wieviel Zeug verwaltest Du, stapelst es von links nach rechts und benutzt es dabei nie? Weg damit. Tafelläden, Kleiderkammern oder der nächste Flohmarkt sind willkommene Abnehmer.

Und wenn Du am Ende jedes Tages auch nur eine winzige unangenehme Aufgabe trotz inneren Widerstands bewältigt hast, dann sei stolz auf Dich und tu Dir was Gutes. Genieß ein Schaumbad im Kerzenlicht und stoß auf Dich und Deine innere Kraft an. Das Gegenteil von Disziplin ist nämlich Lethargie. Und ganz ehrlich – dagegen ist Disziplin aber sowas von sexy.

Einen motivierten Start wünsch ich Dir!

3 Antworten auf „Gute Vorsätze adé – der ultimative Guide für mehr Produktivität“

  1. Ja – ich hab mir auch an vielen Punkten gesagt “Du mußt manches nicht gern machen – Du mußt es nur einfach machen”. Und dann habe ich innerlich durchaus an manch unangenehmen Stellen ein bißchen vor mich hingeflucht und es einfach gemacht.

    1. Meine Mama sagte immer “wenn du keine Lust hast, dann tu’s ein bisschen gern und ein bisschen ungern und dann ist es getan”. Es hat mich so viel weiter gebracht. Ich wünsche Dir ein gutes neues Jahr!

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