Sherlock Holmes und die süßen Aprikosen

Würde man mich fragen, welche zwei Medien ich in meinem Leben für unabdingbar halte, so fiele meine Antwort eindeutig aus: Das Internet und Bücher aus Papier. So gerne ich mich schon morgens beim Kaffee online quer durch den Klatsch und Tratsch der Welt lese, so sehr liebe ich es, mich abends unter meine Decke zu kuscheln und noch ein paar Seiten in einem richtigen Buch zu lesen.

Nach der Entdeckertour auf dem Dachboden meiner Eltern neulich habe ich mir Sherlock Holmes mit ins Bett genommen (höhö). Ich habe mich spontan in die Sprache und Ausdrucksweise von Arthur Conan Doyle verliebt. Kein bisschen staubig und kompliziert, dafür flüssig und pointiert. Und weil ich am liebsten Dinge verschenke, die ich selbst großartig finde, habe ich meinem besten Freund Sherlocks gesammelte Abenteuer in ein Weihnachtspäckchen gepackt. Ich kann das hier erzählen, weil er das Päckchen schon vorweihnachtlich ausgepackt hat. Und was noch viel großartiger ist: Ich durfte einen der beiden Bände gleich ausleihen. Auf über 800 Seiten fiebere ich jetzt den Erzählungen von Sherlock Holmes entgegen.

Der intelligente Detektiv, der mit einer scharfen Beobachtungsgabe gesegnet ist und mit Dr. Watson, dem Erzähler, einen Komplizen mit Verstand an seiner Seite hat, ist so was von sympathisch! OK, seine Hauptlaster sind Zigarren, Zigaretten, Morphium und Kokain. Meins eher Schokolade. Trotzdem spricht er mir so oft aus der Seele:

Sherlock Holmes war an sich kein Freund gymnastischer Übungen, (…) erschien ihm doch zwecklose körperliche Anstrengung als Kraftvergeudung und er warf sich nur ins Geschirr, wenn ihn ein bestimmtes Ziel lockte.

(aus “Das Gelbe Gesicht”)

Vielleicht sollte ich mir manche Sätze einfach merken? Oft werde ich in meinem Job gefragt, woher ich was weiß. Auf die Frage, wie er zu seinen “merkwürdigen Schlussfolgerungen” gelangte, sagt Holmes beispielsweise (in “Der Mann mit der Schramme”):

Zu den vorliegenden bin ich dadurch gelangt, dass ich mich auf fünf Kissen setzte und eine gute Portion Tabak verrauchte.

Holmes ist Kunstfigur und hat nie wirklich gelebt. Er gehört nicht der Londoner Polizei an, sondern ist nur beratend tätig. Er handelt deswegen öfter nach seiner eigenen Moral und weniger nach Gesetzen und manchmal lenkt er die Geschicke auch ein bisschen mit:

Insofern trage ich zweifellos mittelbar die Schuld an des Doktors Tod, aber ich glaube kaum, dass sie mein Gewissen sonderlich schwer bedrücken wird.

(aus “Das getupfte Band”)

Wer jetzt noch gerne mehr von Sherlock Holmes wissen möchte, dem sei diese Doku ans Herz gelegt.

Ihr seht: Ich und Holmes, wir sind ganz dicke. Sollte ich  mich die nächsten Tage also hier ein bisschen rar machen, dann könnte es folgende Gründe dafür geben:

a) es ist Weihnachten

b) ich muss trotzdem arbeiten, auch zwischen Weihnachten und Silvester

c) wenn ich nicht arbeiten muss, stecke ich mit Holmes unter einer Decke

d) ich habe zuviele dieser köstlichen Schoko-Aprikosen gegessen und bin geplatzt.

Die sind nämlich die einfachste aber mit einer der köstlichsten Weihnachtsleckereien, die es bei uns fast jedes Jahr gibt. Geklaut habe ich das Rezept bei der Mama meiner besten Freundin, die diese Aprikosen jedes Jahr in der Adventszeit zauberte (und uns manchmal helfen ließ). Sie sind eine schöne Kindheitserinnerung und ich trage die Tradition gerne weiter. (Sie schmecken auch einfach verdammt lecker!)

Eigentlich darf sich das Prozedere nicht mal Rezept nennen, weil es zu simpel ist, aber trotzdem:

Ihr braucht eine Tüte getrocknete, geschwefelte Aprikosen, weiße, blanchierte Mandeln (ohne Haut) und dunkle Kuvertüre. Die Mandel drückt ihr fest in die Aprikose und tunkt das Ganze bis zur Hälfte in Kuvertüre. Auf einem Backpapier kann man warten, bis die Leckereien getrocknet sind, muss man aber nicht. 🙂

Die restlichen Mandeln habe ich einfach in der Kuvertüre gewälzt, mit ein bisschen Zimt bestäubt und ebenfalls trocknen lassen.

Ich werde mich jetzt notgedrungen von Sherlocks Geschichten losreißen und mich ein wenig um so weltliche Dinge wie Wäsche kümmern. Holmes hatte übrigens eine Haushälterin in der Baker Street. Die Welt ist einfach nicht gerecht.

Sechs Wörter und der Krimi, der daraus wurde

Sich Geschichten auszudenken, der Fantasie freien Lauf zu lassen und dann loszuerzählen – schon immer war das etwas, was aus mir herausmusste. Schreiben ist für mich, wie atmen für andere. (Ich atme auch, keine Sorge.) Besonders habe ich früher Aufsätze geliebt, die mit Reizworten arbeiteten. Ein paar Worte, anhand derer man sich eine Geschichte ausdenken musste. Meine Tochter (womöglich habe ich das Talent vererbt) liebt ihre Erzählsteine auch sehr, das Prinzip ist das selbe, nur visualisiert, weil sie noch nicht lesen kann.

Und jetzt? Jetzt hat sich Anja von der Kellerbande eine tolle Blogparade ausgedacht – sechs Worte, aus denen eine Geschichte werden soll. Liebe Anja, die Geschichten sind alle in meinem Kopf. Ich erzähle Dir (und allen anderen) jetzt einfach eine davon. Los geht’s!

“Bär – Schiff – Haus – Schirm – Baum – Telefon”. Kommissar Rudi Hartmann las die Worte laut vor. Als er seinen Blick von dem kleinen, zerknüllten Zettel hob, sah er in die Gesichter seiner Kollegen, die ihn mit großen Augen schweigend ansahen. Ganz hinten räusperte sich einer. “Ja bitte?” fragte Hartmann und machte eine einladende Geste. In der hintersten Reihe erhob sich ein junger Polizist. “Vielleicht … sind das … Hinweise?” stammelte er. Irgendjemand in dem grauen Raum, der nach Bodenpolitur, Akten und Feierabend roch, kicherte. „Sechs Wörter und der Krimi, der daraus wurde“ weiterlesen