Von Ratschlägen, Meinungen und Supermüttern

Ich habe das Thema schon öfter verbloggt und trotzdem scheint nie alles gesagt zu sein. Mütter sind schreckliche, egozentrische, klugscheißerische Alphatiere. Ich schließe mich da nicht aus. Denn jede Mutter hält ihren Erziehungsstil, ihr Konzept und ihr Kind für das Beste der Welt. Der feine Unterschied besteht lediglich darin, dass es Mütter gibt, die ihr Wissen für sich behalten und Mütter, die ihre Meinung ungefiltert und ungefragt hinausposaunen. Takt scheint eine Eigenschaft zu sein, die der liebe Gott nur sparsam verteilt hat.

Erst neulich wurde mir zu der Entscheidung gratuliert, mein Kind “selbst” zu erziehen. Tenor der Unterhaltung – wozu setzen Frauen Kinder in die Welt, wenn sie es mit einem Jahr abschieben in eine Kita. Mich lassen solche Äußerungen erstmal sprachlos zurück. Wer nimmt sich da das Recht heraus, Entscheidungen fremder Leute zu beurteilen? Auf meinen Einwurf, dass es sich sicher nicht jedesmal um eine gewollte Entscheidung handelt, sondern eine Vernunftentscheidung ist, hoben sich Augenbrauen. “Meinen Sie wirklich?” Äh… ja. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es junge Familien gibt, die auf beide Gehälter angewiesen sind. Dass es geliebte Kinder gibt, die nicht geplant waren. Dass es Frauen gibt, die gerne arbeiten UND gerne ein Kind haben. Warum teilen wir ein in richtig und falsch? Kann ein Lebensentwurf, der nicht so ist wie unserer, nicht genau so richtig sein? Und funktionieren?

Wenn ich gefragt werde, ob ich gerne bei meinem Kind bin, dann sage ich unumwunden ja. Was gibt es schöneres, als morgens um acht Mürbteig zu kneten, weil das Kind beim Frühstück spontan die Idee hat, Kekse zu backen? Ich genieße diese Zeit sehr, unsere kleine Zeitblase, in der wir tun und lassen können, was wir möchten. Im Januar geht der Kindergarten los, dann kommt auf uns alle ein neuer Abschnitt zu.

Dennoch würde ich mir niemals erlauben, mein Konzept als das einzig richtige zu empfinden. Es ist halt unser Weg. Und genauso schlimm, wie ich Mütter finde, die die Weisheit für sich gepachtet haben, finde ich Mütter, die immer bewundernd lächeln, wenn man ihnen auf Nachfrage erzählt, wie man das mit dem Kind so wuppt. Und dann kleine, spitze Bemerkungen fallen lassen, dass man es ja auch leicht habe mit dem pflegeleichten Kind/ der Oma im Haus/ dem wöchentlichen Omatag/ dem Einzelkind/ der zeitlichen Freiheit… Nur falls ein falscher Eindruck entstanden sein könnte – auch mein Kind kann eine kleine Zicke sein. Dass wir die Oma im Haus haben, ist ein großer Glücksfall. Dass ich einen Tag in der Woche völlig kinderfrei bin, ebenfalls. Dass wir ein Einzelkind haben, ist allerdings unsere bewusste Entscheidung gewesen, so wie Mehrfachmütter ja hoffentlich auch in freiem Willen zwei oder drei Kinder bekommen haben. Und dass ich mit meinem Kind eben keinen straffen Terminplan verfolge, sondern uns zeitliche Flexibilität einräume, war auch meine Idee.

Wenn mir Mütter dann erzählen, ihr Kind wäre ständig aufgedreht, dabei versuche man es ja schon bei Babyschwimmen, PeKip, Musikgarten, Krabbelgruppe und Eltern-Kind-Turnen auszupowern… dann kann ich nur lächeln und mit den Schultern zucken. Auch auf Einwände, Kindererziehung sei nicht Sache der Oma, sondern die Alleinaufgabe der Mutter, fällt mir nix ein. Dass andere Mütter andere Ansprüche an sich und an ihr Leben haben, liegt außerhalb meiner Verantwortung. BEI UNS funktioniert tatsächlich das meiste ganz ganz prima. Ohne Termine, ohne Stress, mit Omas und viel gemeinsamer Zeit. Dafür bin ich dankbar. Aber jeder ist für sein Leben allein verantwortlich.

Und würde mich jemand ernsthaft um einen Tipp bitten, würde ich sagen:

“Mama… Entspann dich. Gib Deinem Kind einen sicheren Rahmen und lass es Wachsen. Fördere es behutsam, aber pflastere es nicht mit Terminen zu, die es nicht braucht. Lass es seine eigene Neugier entdecken und gönn ihm auch mal Phasen der Langeweile. Wenn die Oma anklopft – gib die Kurzen auch mal ab, sie profitieren nicht nur von 24/7-Mamabetüdelung. Geh mit Freundinnen aus, bummel durch die Stadt, schau Dir in Ruhe ein Museum an oder stricke einen Pullover. Tu was für Dich und achte auf Deinen Akku. Und vor allem – nimm Dich und Deinen Weg nicht so wichtig.”

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