Liebes Kind,

Seit Du da bist, ist nichts mehr wie vorher. Ein paar Monate lang konnte ich nur ahnen, wie Du aussehen wirst. Ich freute mich über nächtliche Rippentritte und lachte, wenn Du mal wieder Schluckauf hattest. Und dann, am 1. November 2012 hast du mein Leben auf den Kopf gestellt. Seither ist kein Tag mehr wie der andere. Und nicht nur in meinem Leben, auch deinen Papa, alle Omas und Opas hast du seither im Griff. Obwohl du nur unverständlich brabbelst und dich überall hintragen lässt, bist du die einflussreichste Person in diesem Haus. Ich stehe auf, wenn Du aufwachst. Ich esse, wenn Du isst. Du musst grundsätzlich groß, nachdem ich gerade Windeln gewechselt habe. Du bist pflegeleicht, wenn ich Zeit habe. Wenn ich es doch mal eilig habe, hast du keine Lust auf Hektik. Deine kleine Patschehand ist immer dann an der Nase, wenn ich mit einem Taschentuch ankomme. Wenn ich dir etwas in die Hand gebe, willst du es meistens nicht. Gelangt allerdings der Breiteller in deinen Aktionsradius, kannst du blitzschnell zulangen. Wenn Du sabberst, dann erst, wenn der Latz weg ist. Auch Stunden nach dem Essen. Du niest herzhaft, wenn du den Mund voller Karotte hast. Wenn ich abends todmüde bin, drehst du nochmal auf. Wenn du einschlafen sollst, hörst du in Australien ein Känguru umfallen. Wenn du wach bleiben sollst, hindert dich nicht einmal Nachbars Rasenmäher am Tiefschlaf. All das macht mein Leben unsagbar kompliziert. Ich brauche eine Oma, wenn ich einkaufen gehen möchte. Ich habe alle Planerei aufgegeben, weil ich von deiner Tageslaune abhängig bin. Ich bin froh, wenn ich um zehn ins Bett darf. Samstagabende verbringen wir daheim. Weggehen heißt ein schneller Kaffee mit Freunden. Ausschlafen heißt im Bett liegen bleiben bis acht Uhr. Wir schlafen aber selten aus. Und wenn ich dann darüber nachdenke, wie Du kleines Persönchen alles Dagewesene nach deinen Spielregeln umgeformt hast, wie sehr du alles, was für mich Gewohnheit war, umgekrempelt hast, dann sitzt du da in deinem kleinen Hochstuhl und knisterst mit voller Hingabe mit der Brötchentüte herum. Und wenn sich unsere Blicke treffen, schaust du mich mit zwei kugelrunden blauen Murmelaugen an. Deine Schnute verzieht sich zu einem breiten Grinsen und du lässt deine zwei Zähnchen blitzen. In diesem winzigen Moment quillt mein Herz fast schmerzhaft über vor Glück. Was auch immer du anstellst, Du bist das Unglaublichste, das Beste und Einzigartigste, was mir je passiert ist. Ich liebe Dich hundert mal zur Sonne und zurück, kleine Hannah!

Deine Mama

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert