Warum ich jetzt offiziell eine alte Frau bin. Und woher meine Currylunge kommt.

Ich bin jetzt eine alte Frau. Gestern wurde ich von einer Verkäuferin in einem Fachgeschäft für Hausrat in den Stand der nicht-mehr-jungen-Frauen aufgenommen. Allein die Tatsache, dass ich Fachgeschäfte für Hausrat aufsuche, sagt ja eigentlich schon alles.

Aber lasst mich einen kurzen Abstecher zum Donnerstag machen. Am Donnerstag habe ich mich mit meinem Mann auf den Weg ins Designer-Outlet nach Metzingen gemacht. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich mit dem Pradatäschchen am Handgelenk einen Latte Macchiato auf einer Piazza schlürfen in der Wintersonne. Zwischen einer kurzen Stipvisite bei Jimmy Choo und Gucci. Eine raffiniert geschnittene weiße Bluse hatte ich gesucht. Und ein dunkles Oberteil.

Was ich aber nach drei Stunden kaufte, war ein Kleid von Vero Moda für 18 Euro, drei Gemüsemesser und zwei Bratpfannen. Ich bin kein Fashion-Victim, ich bin ein Silit-Suchti. Großes Kino. Während andere auf dem Heimweg also verliebt über Glattlederstiefel streicheln, streichelte ich hingerissen über die Anti-Haft-Beschichtung meiner beiden Pfannen. Schon da hatte ich den Eindruck, dass früher irgendwie mehr Lametta war.

Gestern aber wurde dieser Eindruck ein für alle mal unwiderbringlich in meinem Bewusstsein festzementiert. Als ich das Gewürzschränkchen neben dem Herd öffnete, war ich plötzlich unfassbar genervt von dem Kuddelmuddel aus Döschen und Tütchen. Und weil ich erst neulich noch behauptet hatte, die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu wollen und mir den Alltag schön zu machen – practise what you preach – bin ich also losgezogen, um ein Gewürzregal zu kaufen. (Ein Vorher-Bild kann ich Euch unmöglich zeigen. Der Aufwand, den Blog in Dailymess umzubenennen ist mir zu groß. Aber vertraut mir einfach – es war absolut notwendig! Wer mir auf instagram folgt, kann trotzdem kurz gucken!)

Ich hatte mir das alles sehr einfach vorgestellt. Laden, Regal, Dosen, Kasse, heim, einräumen, fertig. Bis ich im Möbelgeschäft und dort einer ratlosen Verkäuferin gegenüber stand, die mir erklärte, dass kein Mensch heutzutage mehr Gewürzregale benutze. (Ich, der Dinosaurier, merkt ihr?) Derart eingeschüchtert kaufte ich also nach langem Überlegen zwei verchromte Gestelle mit je sechs Glasbehältern darin.

Als ich sie daheim auspackte, war die Enttäuschung groß: Das Attribut verchromt traf allenfalls auf das klapprige Gestell zu. Die Deckel der Dosen, die auf dem Bild silbern geglänzt hatten, waren aus billigem Kunststoff, dessen silberner Bezug verkratzt und dreckig war. Das Glas der Streuer war zum Teil trüb und innen rau. In meiner Küche will ich sowas nicht. Also packte ich die Streuer wieder ein und brachte sie ins Geschäft zurück, das ich mit einer Gutschrift und zwei großen Vorratsdosen verließ. Im zweiten Laden fand ich zwar hübsche Döschen, aber kein Gewürzregal. Weil heutzutage … ihr ahnt es.

Im dritten Geschäft dann die Erleichterung: Die Verkäuferin drehte sich beim Hören meiner Anfrage nickend auf dem Absatz um und bedeutete mir, ihr zu folgen. Es gab Gewürzregale. Sogar zwei zur Auswahl. Aber keine Dosen, beziehungsweise nur sechs Stück. Ich kaufte dennoch glücklich das kleine Regal. Und jetzt kommt’s: An der Kasse erzählte ich ein wenig von der Odyssee und der Suche nach diesem Regal. Darauf sagte die Verkäuferin WÖRTLICH: “Die jungen Frauen brauchen sowas nicht mehr. Die kochen alle mit Maggifix.” ICH BIN ALSO OFFIZIELL RAUS AUS DER RIEGE DER JUNGEN FRAUEN! Sagt das Fachgeschäft für Hausrat! 

Ich machte mich auf den Weg zurück zu Geschäft 2. Dort kaufte ich alle verfügbaren Dosen. Das waren vier, aber sie waren hübscher als die sechs von Geschäft 3. 30 weitere sollten nächste Woche eintreffen.

Ich fuhr nach Hause und begann die ersten vier Gewürze umzufüllen. Dann machte ich mir mitten im Chaos (sind Ärzte unter meinen Lesern? Gibt es eine Currylunge?) einen Kaffee und ließ das Durcheinander auf mich wirken. Und plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Die kleinen Dosen aus Geschäft 2 sahen völlig identisch aus, wie die beiden Vorratsdosen aus Geschäft 1, nur eben kleiner. Ich hatte dort auch kleine Dosen gesehen. Und die Gutschrift. Also  fuhr ich ein drittes Mal in Geschäft 1, grüßte die Verkäuferinnen, als wären wir alte Bekannte und lud mir die Arme voll mit zwei großen und neun kleinen Dosen. Ich habe offiziell den örtlichen Einzelhandel leergekauft, ein Geschäft dreimal, eines zweimal und eines einmal besucht, mindestens 30 Kilometer dafür verfahren, sechs Stunden für die Mission Gewürzregal gebraucht und erfahren, dass ich alt bin. Und das alles an einem einzigen Freitagnachmittag.

Und so sieht es schließlich installiert aus (nachdem der beste Mann noch in den Baumarkt gefahren ist, weil in unserem Sortiment aus 395764839 Fantastilliarden Schrauben natürlich die passenden nicht enthalten waren.).

Und jetzt alle so: Wooooow!

Übrigens behauptet eben jener Mann, er hätte schon beim Kauf der Küche zu einem solchen Gewürzregal geraten, was ich mit abgelehnt hätte mit der Begründung, so ein altmodisches Zeug käme mir nicht in die Küche. ICH BIN ALSO DEFINITIV ALT!

Um wenigstens dem geistigen Verfall ein bisschen Einhalt zu gebieten, habe ich die Dosen übrigens nicht beschriftet. Ich merke mir einfach, welches Gewürz wo drin ist. Im Alter wird ja auch der Geschmackssinn schlechter. Was soll jetzt noch schief gehen.

Zeitmanagement – mehr Vormittag bitte!

Es ist ein typischer Vormittag. Wenn ich im Bad mit dem Duschen und Aufhübschen fertig bin, räume ich die Wäsche in Richtung Waschmaschine. Dabei bemerke ich, dass der Trockner noch nicht ausgeräumt ist. Ich werfe also meinen Arm voll Wäsche in den Korb auf der Waschmaschine und mache mich auf, einen leeren Korb aus dem Schlafzimmer zu holen. Dort stört mich das ungemachte Bett und der Bücherstapel auf dem Nachttisch. Ich schnappe mir die Gute-Nacht-Lektüre und trage sie ins Esszimmer, wo ich eine leere Flasche auf dem Tisch erspähe und sie in die Küche trage, von wo mich das Piepen der Spülmaschine dran erinnert, dass das Geschirr in den Schrank geräumt werden will. Während ich hin und her laufe, Dinge von A nach B und zurück räume, denke ich über bevorstehende Termine nach, plane Dinge fürs Blog, überlege, wann ich die Geburtstagsgeschenke für diverse Feierlichkeiten in den nächsten Tagen besorge. Und irgendwann stelle ich irritiert fest, dass der Trockner noch genau so voll ist, wie vorher. Dabei räume ich gefühlt seit Stunden auf. Unnötig zu erwähnen, dass mein Blick hin und wieder in meine instagram-Timeline fällt oder ein sonores Pling eine Mail ankündigt.

Zeitmanagement, oder: Wer hat an der Uhr gedreht

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Shopping – nein danke – ein update!

Neulich hatte ich einen dieser Momente. Ich wollte kurz in die Drogerie, parkte das Auto vor einem Schaufenster und beim Aussteigen sah ich sie. Eine Bluse aus weichem, fließende Stoff, mit Farbverlauf – oben zartes camel, nach unten hin in Richtung Neongelb. Sie hatte gelbe Paspeln an den Ärmeln und stach mir an der Puppe sofort ins Auge. Aber, wir erinnern uns – ich habe mir für dieses Jahr fest vorgenommen, keine Klamotten zu kaufen. Ich guckte noch ein bisschen die Puppe an, stellte in Gedanken Outfits aus meinem Kleiderschrank um diese Bluse herum zusammen, guckte noch ein bisschen länger – und ging in die Drogerie. „Shopping – nein danke – ein update!“ weiterlesen

Das kleine Schwarze

…begleitet mich ab sofort.
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich mein Leben organisieren soll. Wie ich die Ideen festhalten soll, die dauernd aufploppen. Die virtuellen Post-its, die ich vor meinem geistigen Auge sehe und auf denen profane Dinge wie “Klopapier kaufen” steht. (Was sich übrigens, sollte man es vergessen, von einer profanen Kleinigkeit in ein ernstzunehmendes Problem verwandelt auf Dauer!)
Ständig lebe ich mit der Angst, etwas Wichtiges zu vergessen. Natürlich notiere ich mir Dinge in meinem Handy-Kalender mit Erinnerungsfunktion. Aber eben nicht alles. Manchmal auf dem Weg zur Arbeit inspiriert mich die Natur. Ich sollte am Wochenende die Rosen im Garten fotografieren, bevor sie verblühen. Während der Fahrt nehme ich es mir fest vor, nur um es vergessen zu haben an der nächsten roten Ampel.

Jetzt hatte ich eine INNOVATIVE Idee. Ich habe mir – unfassbar originell, nie dagewesen, unglaublich – ein Notizbuch gekauft.
Mit weißen Seiten.
Die ersten zwei Seiten sind schon voll mit “Auflaufform nicht vergessen”, “Spülmaschinentabs kaufen” und “Überweisung einwerfen” und ähnlich wichtigen Dingen. Ich kann – wenn ich mal wieder einen künstlerischen Anflug habe – Zeichnungen machen. Ideen festhalten.

Ich bin einfach nicht der Diktiergerät-iPhone-Blackberry-Typ.
Ich bevorzuge Papier. Und das haptische Habhaftwerden meiner Ideen.
Ich will bewusst das Büchlein nicht nur für Ideen oder Skizzen oder als Mahner und Erinnerer nutzen. Alles, was in meinem Kopf herumspukt und raus muss hat darin Platz. Ich bin sehr gespannt, wie ich damit klar komme. Auch wenn es vermutlich nicht immer hochgeistige Ergüsse sein werden.
Ich sag nu