…spukt es. Jedenfalls ist das die einzige Erklärung für diverse Dinge, die hier vor sich gehen. In meinem Haushalt tauchen Dinge auf. Aus dem Nichts. Gestern Abend fand ich wieder so ein Subjekt. Auf der Suche nach UNO-Karten, die ich bezeichnenderweise nicht fand, fiel mir zuoberst auf dem Stapel ein Cluedo-Spiel in Buchform in die Hände. Ich hätte Stein und Bein geschworen, kein solches Spiel zu besitzen oder jemals besessen zu haben. Aber es liegt leibhaftig im Schrank. Ich habe gerade nochmal geguckt. Es liegt noch immer da. Unschuldig, als wäre es schon immer da. Und beim Nachdenken über das Auftauchen des Brettspiels, das ich noch NIE gesehen habe, NIE! fielen mir noch weitere Dinge ein, deren Herkunft mir schleierhaft ist. Ich besitze mindestens drei Bücher, die ich neulich erstaunt im Regal gefunden hatte beim Abstauben, die ich nie gelesen habe. Das allein ist kein Grund an paranormale Aktivitäten zu glauben, denn selten verlasse ich einen Buchladen ohne Buch, was aber nicht heißt, dass jedes Buch sofort gelesen wird. Aber ich konnte mich bei dreien weder an das Cover, noch an die Gelegenheit erinnern, als ich sie erstanden hatte. Und beim Lesen des Klappentextes wusste ich schon gar nicht, warum mich diese Bücher einmal zum Kauf verleitet hatten. Weil ich nicht ausschließen kann, dass ein gütiger Mensch sie mir geschenkt haben könnte, sollen die Titel hier lieber unerwähnt bleiben, nur soviel: es sind Bücher aus der Rubrik “Freche Frauenromane”, also jenem Regal, das ich in Buchhandlungen normalerweise tunlichst meide. Sie sind da und fristen ihr unangetastetes Dasein zwischen vielgelesenen, eselsohrigen, abgeliebten Büchern.
Soviel dazu. Und dann gibt es noch den umgekehrten Fall. Ich vermisse einen Schuh. Ja ich weiß, man verliert Ohrringe und Schlüssel, die Orientierung und die Unschuld, aber Schuhe?! Es handelt sich um einen lackroten Plateau-peeptoe mit Fesselriemchen. Einer ist noch da. Der Linke. Ich habe schon alle Schränke und Schubfächer und Schuhschränke durchgesehen. Der dazugehörige Rechte ist auch nicht in meinem Kofferraum, wo sich schon etliche Paare wieder gefunden hatten. Er ist einfach weg. Und ich weiß nicht, wo ich einen einzelnen Schuh verloren haben könnte, da ich mich an keine Gelegenheit erinnere, zu der ich einbeinig unterwegs gewesen wäre.
Und gestern Abend kam mir die Erleuchtung! Es muss mit dem schwedischen Möbelriesen zu tun haben und dessen Schrankmodell Brömbömbör. Das Ist gar kein Schrank, sondern ein Reiseportal für unbenutzte Dinge! Bestimmt hatte der eine Schuh sich mit dem anderen unterhalten über das lange Ungetragensein im Winter und die große Konkurrenz und beschlossen, sich auf den Weg zu machen in eine andere Wohnung, wo man seine grazienhafte Unbequemlichkeit eher zu ertragen wusste als bei mir! Den anderen würde er nachholen, wenn er ein gutes Zuhause gefunden hatte!
Wenn ihr also mit der ganzen Familie am Spieltisch sitzt und Euch auf einen spannenden Cluedoabend freut, euch aus dem Spieleschrank von ganz hinten neben der Monopolyschachtel aber nur ein roter Lackschuh anlächelt, dann seid so gut und meldet Euch! Ich tausche das Cluedospiel gerne zurück. Ich lege sogar noch einen frechen Frauenroman drauf. Versprochen.