Kind, Karriere und die Kunst des Glücklichseins

Manchmal gibt es lustige Zufälle. Ich wollte über meine Woche schreiben und darüber, dass ich die drei Tage in der Redaktion echt völlig in der Arbeit versunken war. Da ruft die liebe Sabrina von Mamihelden  zur Blogparade zum Thema Kind und Karriere auf.

Karriere? Ich stolpere über das Wort ein bisschen. Karriere hat für mich immer mit Aufstieg zu tun. Sich alle zwei Jahre zu verbessern und die berühmte Leiter hinauf zu klettern. Es mag unambitioniert klingen – aber ich will nirgends hin steigen. Ich will genau das tun, was ich seit Mai (wieder) tue: Schreiben.

Was zunächst mit zwei ganzen und einem halben Tag begonnen hat, habe ich jetzt auf drei ganze Tage ausgeweitet und noch keinen Tag bereut. Wir haben das Glück, zwei mal zwei Großeltern zu haben, die in der Nähe sind und die Kleine gerne vom Kindergarten holen, bekochen und bespaßen.

Das ermöglicht es mir, am Dienstagmorgen in den Workflow einzutauchen und mich am Donnerstagabend wieder ausspucken zu lassen. Meine Arbeitszeiten sind dabei schlecht kalkulierbar. Ist wenig los und werden wir zügig fertig, ist Feierabend um halb sieben durchaus machbar. Stehen Abendtermine an oder ist sonst eben viel zu tun, dauert es. Wenn Gemeinderatssitzungen sind, über die wir abends noch für die folgende Printausgabe schreiben, wird es hingegen auch mal elf und somit fast halb zwölf bis ich nach Hause komme. In der Regel hat mein Mann dann die Kinderbetreuung längst übernommen und die Kleine ins Bett gebracht. Dafür fange ich dann am anderen Morgen nicht vor halb zehn an und habe so morgens locker Zeit, mit meiner Tochter entspannt zu frühstücken und sie in den Kindergarten oder zu Oma zu bringen. Dazu kommt, dass ich einen Chef habe, der selbst Kinder hat und schon in Teilzeit gearbeitet hat. Er sagte neulich, wenn es mal schwierig würde, könne ich die Kleine auch mal mitbringen. Eine Option, von der ich noch nie Gebrauch machen musste. Aber gut zu wissen, dass es ginge.

Das schlechte Gewissen melde  t sich bei mir so gut wie gar nie. Ich weiß mein Kind gut betreut und bin mir durchaus bewusst, dass ich nicht die einzige Bezugsperson bin, die meinem Kind gut tut. Die Omas und Opas haben großen Teil daran, dass die Kleine vielseitigen Input hat. Die eine Oma tobt gerne im Garten herum, die andere gehört mehr zur Fraktion Bastelfee. Auch im Kindergarten gab es noch nie Probleme. Sie geht vom ersten Tag an gerne und auch der Abschied war noch nie ein Drama.

Schwierig ist es nur, wenn ich zwar spät nach Hause komme, aber die Kleine noch auf ist. Dann will sie bei mir sein und nicht ins Bett. Wenn sie dann bockig ist und mir an den Kopf wirft, ich hätte NIE Zeit für sie, dann ist das schon hart. Andererseits haben wir durch meine drei vollen Arbeitstage ein Ritual entwickelt, das wir beide sehr genießen: Freitags und Montags nehmen wir uns sehr bewusst Zeit füreinander. Wir gehen zusammen einkaufen, sie hilft mir kochen, wir spielen Memory, machen Waldspaziergänge oder basteln zusammen.

Ich habe nicht das Gefühl, nicht zu genügen. Weder im Job noch daheim. Ich habe das große Glück, beides ohne Reibungsfläche unter einen Hut zu bringen und mich jeweils zu 100 Prozent einbringen zu können. Ich lasse mich ganz bewusst mit all meiner Hingabe auf den jeweiligen Tag und seine Aufgaben ein und genieße es sehr sehr sehr, wieder unter Leute zu kommen, den Kopf zu benutzen und meiner Berufung nachgehen zu dürfen. Ich mache beides mit vollem Einsatz und es füllt mich absolut aus. Wenn man das Karriere nennen mag, dann ist es wohl so. Mamakarriere und Jobkarriere – wenn man den goldenen Weg findet, funktioniert beides.

Ich würde jeder Mama raten, ihre Bedürfnisse zu achten und sie nicht völlig dem Kind unterzuordnen. Ein Kind braucht eine Mama, die zufrieden ist. Dafür muss sie ihren eigenen Weg finden und der ist individuell und dann richtig, wenn er sich gut anfühlt. Und noch ein Tipp zum Schluss: Andere Lebensmodelle gelten zu lassen gehört für mich absolut dazu. Die schlimmsten Kritiker von arbeitenden Müttern sind oft andere Mütter, die ihren Vollzeit-Mama-Weg als einzig richtige Lebensform betrachten. Mit Akzeptanz, Toleranz und gegenseitiger Stärkung wäre vielen geholfen.

 

 

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