Warum 2018 mein Jahr wird. Und 2019. Und 2020 …

Ich bin wieder da! Das Blog und ich haben uns eine kleine Auszeit gegönnt. Eigentlich wollte ich pünktlich zum neuen Jahr wieder loslegen, aber ich hab ein bisschen Luft gebraucht. Jahreswechsel sind ja schließlich prädestiniert dafür, sich zu sortieren, neu aufzustellen und die Richtung zu justieren. Dazu später noch mehr.

Ich habe zwischen den Jahren und in der Woche nach Silvester gearbeitet, abgesehen davon hatte ich aber auch einfach kein Bedürfnis, mich daheim an den Rechner zu setzen. Es hat mich viel mehr auf die Couch gezogen mit einem der besten Weihnachtsgeschenke überhaupt: Ich habe von meinem Mann die komplette Sammlung von “Mit Schirm, Charme und Melone” bekommen und mich absolut in die Sechziger verkrümelt. Miss Peel und ich sind ganz dicke.

Das aber eigentlich noch viel bessere Weihnachtsgeschenk war eine Überraschung. (Ich sagte ja, ich habe völlig vergessen, was ich mir so gewünscht habe das Jahr über…) Nämlich: Das Buch “Die Macht der Gewohnheit – warum wir tun, was wir tun” von Charles Duhigg.

Ich hatte erst die Befürchtung, es sei eine trockene, wissenschaftliche Erklärung der menschlichen Psyche. Aber weit gefehlt. Der Autor lässt keine Längen aufkommen, in dem er immer wieder spannende Fälle aus der Praxis schildert. Und ich habe beim Lesen einen Aha-Moment nach dem anderen. Als hätte ich beim Schreiben dieses Posts geahnt, dass ich mich mit dem Thema Disziplin noch weiter auseinandersetzen werde.

Denn Disziplin, das habe ich jetzt gelernt, ist keine angeborene Haltung, sondern eine Gewohnheit, die man sich antrainieren kann. Überhaupt – man kann sich recht viel Gutes angewöhnen. Das Gehirn schafft Strukturen, die einem Auslösereiz eine Tat folgen lassen, die uns das Gefühl der Belohnung verschafft. Diese Strukturen sind, einmal angelegt, kaum mehr abzulegen. Aber sie lassen sich anders füllen. Wer versteht, warum er zur Zigarette greift (kurze Pause, soziale Kontakte, Ablenkung) kann sich das zunutze machen und eine Ersatztätigkeit einbauen, die dieselbe Wirkung hat. Ein Stück Obst, 5 Minuten Augen schließen, etc.

Auch Selbstbeherrschung kann man trainieren, wie einen Muskel. Wer es gewohnt ist, viel auf die Reihe zu kriegen, zahlreiche Aufgaben pro Tag abzuhaken, entwickelt sinnvolle Routinen und lässt nicht locker, ehe er alles geschafft hat, weil am Ende die Belohnung – ein gutes Gefühl – wartet. Wer es gewohnt ist, in den Tag hinein zu leben, sich  nicht um Dinge zu kümmern, bis es zu spät ist – wird auch mit dieser Gewohnheit leben, wenn er sie nicht willentlich ändert und durch eine bessere ersetzt.

Das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht und genau aus diesem Grund, aus dem Gefühl heraus, oft zu funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk, habe ich zwei Wochen Abstand zum PC gesucht. Ich halte eigentlich nichts von guten Vorsätzen, ich halte aber viel davon, in sich hineinzuhören und seinem inneren Kompass Gehör zu schenken. Wenn das dann über Silvester passiert – dann ist das eben so.

Beim Nachdenken ist mir klar geworden, was ich für 2018 will – meine Richtung selbst bestimmen. Meine Entscheidungen noch weniger von außen abhängig zu machen, dem Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, noch besser zu widerstehen. Beispiel gefällig? Gestern war ich Einkaufen und wollte schnell etwas fürs Mittagessen besorgen. Ich hatte weder Körbchen noch einen Wagen mitgenommen, aber die paar Kleinigkeiten – Fisch, Gemüse, Pasta – würde ich gut tragen können. Dachte ich. Bis ich die weißen Tulpen und die Büschel frischer Frühlingsäste sah und mir den Arm damit vollpackte. Meine Kapazität reichte immerhin noch für eine Packung Backfischstäbchen. An der Kasse scherzte ich mit der Kassiererin, dass es heute wohl Tulpensalat gebe. Und als ich ihr dann erklärte, dass ich grundsätzlich eher in schön als in praktisch denke, räusperte sich die ältere Dame hinter mir. Ich sah ihrem Ausdruck an, dass ihr Verständnis für junge Frauen, die Blumen statt Brokkoli kaufen, die ihrem Mann kein Schnitzel auf dem Teller sondern Knospen an Zweigen präsentieren, irgendwo im Negativbereich pendelte. (Bevor ihr Euch Sorgen macht – ich hatte noch ausreichend Gemüse im Kühlschrank und im Tiefkühler und Hannah seufzte zwischen zwei Gabeln dass “Mamas Essen das allerbeste auf der ganzen Weeelt” ist. Nimm das, fremde Oma.)

Ich habe außerdem beschlossen, mich von Dingen zu trennen, die mir keine Freude machen und mich nutzlos beschäftigen. Eigens dafür habe ich eine Flohmarktkiste angelegt, denn auf der Bucket List fürs neue Jahr steht ein Flohmarktbesuch. Bei einer Blitzumfrage im Freundeskreis habe ich übrigens rausgefunden, dass jeder, wirklich jeder etwas zur Flohmarktkiste beisteuern kann. Ich denke, das wir mal eine ganz vergnügliche Sache und ich werde nicht alleine dabei sein. 🙂

Während ich mich also von unnötigem Gedöns verabschieden möchte, soll das keineswegs einer Askese ähneln. Ich habe ein paar Dinge auf einer Wunschliste notiert, die ich mir das ganze Jahr über zulegen möchte. Schön Stück für Stück, wertschätzend. Meine erste Amtshandlung am Neujahrsmorgen  – darauf kommt ihr nie – war eine Bestellung im Internet. Wer hat wohl demnächst die weltschönsten Geschirrtücher, naaaa, weeeer? 🙂

Genau das bin ich. Ich liebe es, Dinge schön zu machen. Auch die unbeachteten Dinge zu schätzen. Natürlich könnten wir auch ohne weiße Amaryllis leben. Natürlich könnte ich auch mit den alten Geschirrtüchern leben.  Aber lohnt sich Pragmatismus wirklich immer? Natürlich könnte ich mir ein Paar Sneakers kaufen und sie täglich tragen. Ich müsste keine Schuhe wegen ruinierter Absätze zum Schuhmacher tragen. Aber will ich das? Natürlich könnte ich mich in Funktionskleidung hüllen, müsste nicht so oft bügeln und schon gar nicht frieren oder schwitzen. Aber bin ich das? Wenn ich mir etwas vorgenommen habe für 2018, dann genau das: Jeden Tag noch ein bisschen besser hinzuhören, wer ich bin. Was die Stimme in mir will. Ich will meine Persönlichkeit noch ein bisschen besser auskosten, ans Licht holen und einfach ich selbst sein. In Blüschen, auf hohen Hacken und mit frischen Blumen auf dem Tisch.

Und ihr so? Vorsätze?

 

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