Ich und die anderen…

Ich bin nicht wie die anderen. Diese Einschätzung ist im Grunde nichts weiter als ein diffuses Gefühl, aber eines, das mich seit früher Kindheit begleitet. Ich war noch nie ein besonders guter Teamplayer, ich war nie Klassensprecher, nicht mal Klassenclown. Als Kind, während der Grundschulzeit (und im Grunde auch später) hatte ich keinen großen Freundeskreis um mich herum. Es waren immer einzelne, ausgesuchte Menschen, die an meiner Seite waren. Die allermeisten von ihnen sind es bis heute. Woher das Gefühl kam, anders zu sein, weiß ich nicht. Es war einfach da, ungefragt. Ich war schüchtern, still und grauslich unsportlich. Die Letzte, die im Sportunterricht in eine Mannschaft gewählt wurde, die, mit deren Turnbeutel in der Umkleidekabine Fußball gespielt wurde. Ich hätte mir sehr lange nichts sehnlicher gewünscht, als offen, schlagfertig und beliebt zu sein. „Ich und die anderen…“ weiterlesen

Lichte Momente…

…hab auch ich manchmal. Da stelle ich verwundert fest, dass ich nicht nur ein Produkt meiner Umwelt bin, sprich, mich von Menschen und Ereignissen leiten und prägen lasse, sondern dass auch ich etwas weitergebe an andere.
Ist unser Leben nicht irgendwie reiner Zufall? Nennt es wegen mir Schicksal, kommt aber aufs selbe raus – die Menschen, denen wir begegnen, prägen uns. Sie bestimmen unseren Weg mit. Hätte ich einen anderen Mann kennen gelernt, wäre ich womöglich Eishockey-Fan. Oder Mitglied eines VW-Clubs. Oder Opern-Abo-Besitzerin. Oder Rucksacktouristin in Indien. Weiß man’s? Wenn also ihr alle da draußen ein bisschen mitbestimmt, was ich bin… wieviel Einfluss habe ich auf Euch? Es muss ja eine Wechselwirkung geben. Wen habt ihr geprägt, beeinflusst, inspiriert? Meine Frage des Tages. Bin gespannt!

Früher…

…haben sich die Erwachsenen um mich herum beklagt, dass die Zeit so schnell vergeht.
Mir kam die Zeit beim Warten auf Geburstage, Weihnachten oder die Sommerferien immer wie eine müde Schnecke vor.

Heute gehöre ich auch zu denen, die finden, dass die Wochen einfach nur rasen. Fast schon wieder Wochenende.
Woran liegt das nur?

Ab in die Schublade…

Auch wenn ich mich immer wieder dagegen zu wehren versuche, Unbekannte aufgrund ihrer Erscheinung in eine Schublade zu stecken, mache ich es wohl unbewusst doch.
Und andere machen’s wohl auch mit mir.
Am Freitag wollte ich mir eine Schreibmappe kaufen. In der Mittagspause betrete ich also den Schreibwarenladen meines Vertrauens. Die Verkäuferin guckt mich an. Taxiert mich nur einen kurzen Augenblick. Ich trage eine hellgraue Stoffhose, graue Pumps, Perlenkette, große Bree-Tasche. Keine fünf Sekunden später kommt sie lächelnd hinter ihrem Tresen vor und fragt, ob sie helfen kann. Schreibmappen, ja selbstverständlich, gerne, jede Menge. Sie zückt zu meinem Entsetzen ein Schlüsselchen und öffnet eine Glasvitrine. Die Mappen, die sie mir zeigt, sind alle sehr schön. Und sehr teuer, zumindest teurer als das, was ich ausgeben wollte. 85 Euro. 125 Euro, dafür mit Ziernaht. 219 Euro, Lammnappa, handgegerbt. Mein Blick fällt auf das Preisschild der einzigen Mappe mit Reißverschluss. 29,90. “Oh, die ist ja praktisch, so ein Reißverschluss ist ja toll, dann kann sicher nichts verloren gehen! Die nehm’ ich”.
Die Verkäuferin sucht mit den Augen die ganze Vitrine nach Reißverschlüssen ab, findet aber nichts. “Nun ja”, meint sie bedauernd, “Leder ist das halt nicht…” Ich antworte: “Oh… ach so… aber… naja, der Reißverschluss imponiert mir einfach. Ich nehme TROTZDEM diese.”
Sie gibt auf und räumt die hangenähten, handgegerbten, handgeklöppelten Mappen wieder in ihre noble Unterkunft.
Ich zahle und freue mich über die ausführliche Beratung.

Fazit: Kleider machen Leute. Aber das ist ja nix Neues.

Wer…

…länger arbeitet, hat weniger Freizeit.
Das ist das Fazit der vergangenen Woche. Klingt banal, ist aber eine unerschütterliche Wahrheit.
Plötzlich dümpelt es nicht mehr, sondern rennt und rast. Die Zeit ist plötzlich nicht mehr ein großer, rosa Wattebausch, sondern ein geordnetes Regal mit vielen Schubladen mit “von-bis”-Beschriftung. Das schöne ist: Die Schubladen hängen alle zusammen. Wenn eine zugeht, öffnet sie damit eine andere. Nichts klemmt, verkantet sich, quietscht. Ist die Arbeits-Schublade aufgeräumt und schließt sich, lässt sie keine stumpfe Leere zurück, sondern Kreativität und Motivation.
Aus “Ich sollte irgendwann noch” wird “Heute werde ich”. Aus “Ich würde gerne mal” wird “Ich nehme in Angriff”. Fühlt sich gut an. Gerade so, als hätte ich mich entschlossen, nicht mehr auf der Bahnhofsbank zu sitzen, sondern endlich in den ICE einzusteigen. Ich gucke aus dem Fenster und grinse die vorbeifliegende Landschaft an. Der Sonne entgegen.
So. Genug philosophiert. In meinem Regal ist gerade eine Schublade aufgeploppt. Was drauf steht? “Wohnungsputz, 10 – 12 Uhr”. Ich bin ganz schön streng mit mir…

(Wer mit diesem Eintrag nix anfangen kann: Nicht wundern, einfach hinnehmen. Ich habe heute meine philosophische Phase.)

Was ist Glück?

In den letzten Tagen, angeregt durch die laufenden Ereignisse in meinem Leben, habe ich immer mal wieder drüber nachgedacht, was glücklich sein eigentlich bedeutet. Und dabei festgestellt, dass man seinen persönlichen Glücks-Status-quo jeden Tag neu definieren muss.
An manchen Tagen ist mir nach Weltherrschaft. Nach Reichwerden, nach Porschefahren, nach Luxus. Und dann sehe ich unseren Nachbarn, der ziemlich wohlhabend ist aber alleine lebt, krank ist und schon öfter dem Tod näher war als dem Leben. Er ist durch harte Arbeit, Karrieredenken und extreme Sparsamkeit zu seinem Wohlstand gekommen, den er aber nie in Form von besonderen Anschaffungen genossen hat. Ist das Glück? Seins vielleicht. Meines nicht.
Viele Stellen vor dem Komma am Ende des Kontoauszugs beruhigen wohl. Aber man kann mit Reichtum allein nicht glücklich sein.
Das Glück scheint manchmal riesig groß sein zu müssen, bis wir es wahrnehmen. Tolles Auto, toller Job, schicke Wohnung – wird es nicht immer schwieriger, glücklich zu sein, je mehr man hat? Weiß man überhaupt noch zu schätzen, wie toll es ist, ein Dach überm Kopf zu haben, mobil zu sein, sich mal was leisten zu können, wenn man das immer als selbstverständlich betrachtet?
Und dann fragte ich mich: Bin ich glücklich? Ich war ganz erleichtert, dass mir mein Spiegelbild entgegen gegrinst hat und gesagt hat: “Ja klar, Du Kalb, bist Du glücklich!”
MICH macht zum Beispiel folgendes glücklich:

Meinen Schatz und meine Familie (und seine natürlich) um mich zu haben,
Freunde zu haben, die es gut mit mir meinen, die ehrlich und zuverlässig sind
die Freiheit zu haben, mein Leben zu gestalten, wie ich es möchte,

und noch vieles mehr. Den größten Stellenwert haben – ich kann es drehen und wenden – die Menschen um mich herum. Und die kann man sich eben nicht kaufen. Insofern bin ich reich und glücklich. Und alles, was dann noch dazu kommt in Form von Schuhen, Eisbechern, Reisen oder Autos, ist so zu sagen das Bonbon. Mit dieser Einstellung lebe ich. Ziemlich gut, übrigens.
Denn auch