Vor verschlossener Tür…

…stand ich eben. Während man sich in der Innenstadt daran gewöhnt hat, zu allen Tageszeiten in eine Bäckerei gehen zu können, machen letztere hier auf dem Dorf Mittagspause. Und zwar zwei Stunden lang. Ich wunderte mich also über die Dunkelheit über den Seelen (welch Wortspiel) und rüttelte vergeblich an der Tür. Zehn Minuten zu früh dran. Ich setzte mich zurück ins Auto, um ein Schauspiel sondergleichen zu beobachten. Einer nach dem anderen – offenbar auch nicht mit den dörflichen Öffnungszeiten vertraut – marschierte stramm auf die Tür zu, zog kräftig daran, scheiterte, legte die Hände ans Gesicht, um besser in den Ladenraum hineinzusehen, und guckte erstmal blöd. Dann folgte der Blick auf die Öffnungszeiten, dann der zur Uhr. Die meisten spazierten möglichst lässig zu ihrem Auto zurück und versuchten völlig unbeteiligt auszusehen. Bis dann der nächste doof vor der Tür stand. Ich konnte in den Gesichtern der Wartenden links und rechts von mir ein schadenfreudiges Grinsen ausmachen. Um Punkt halb allerdings brach ein hektisches Treiben an. Überall flogen Autotüren auf, alle strömten in Richtung sich aufschwingender Tür und ein bisschen benahmen sich die Dörfler – allesamt ältere Herren – so, als ginge es um die letzten zwei Brötchen in der Auslage. Männer sind eben doch Jäger. Und wenn es bei der Beute nur um bewegungsloses Feingebäck geht.

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