Gleich zu Anfang – Tag 1 stimmt nicht so ganz. Seit mein Mann weiß, dass unser Arbeitszimmer künftig das Reich des kleinen Knirpses wird, hat er sofort seine Zelte dort abgebrochen und sein komplettes Büro in den Keller verlagert. Ich schmunzelte ob des Aktivismus’, schließlich hatte ICH doch nur eine winzige Schreibtisch-Ecke umzuziehen inklusive ein paar Ordnern.
Nun. Ich räume seit Tagen Schubladen aus und Ordner in Kisten, schmeiße weg und miste aus. Ich kann gar nicht glauben, was eine einzige Frau in acht oder neun Jahren so ansammelt…
Seit gestern habe ich aber das Projekt Kinderzimmer mit Nachdruck gestartet, an der Tür hängt mein Schlachtplan mit to-do-Punkten und ich kann mich gar nicht mehr bremsen.
Gestern also – quasi – Tag 1.
Ich räumte, ich packte in Körbe, ich trug auf den Speicher. Ordner, Archive, Schachteln. Und irgendwann kam ich nicht mehr weiter. Der Boden war vollgestellt, schwer tragen darf ich nicht, mein Auto ist zu klein, um eine sinnvolle Fuhre in mein neues Arbeitszimmer zu unternehmen. Ich guckte die Wand an, die ich streichen wollte. Noch immer waren Metallstreben angeschraubt, an denen früher die Regale meines Mannes hingen. Die müssten zuerst weg… aber mein Mann hatte keine Zeit…
Kurzer Hand beschloss ich, dass ich nicht zu doof bin, das ganze selbst in die Hand zu nehmen. Ich suchte den Akkubohrer, fand den Rückwärtsgang, drehte lange Schrauben aus der Wand und legte die Leisten in den Flur. Ich war ja schon ungeheuer stolz auf mein Werk, musste ich doch nur noch die Plastikdübel aus der Wand pflücken und es konnte los gehen. Aber wie kriegt man die raus? Mit den Fingernägeln schon mal nicht. Drin lassen war auch keine Option, weil sie einen hässlichen Rand hatten, der auftrug und so nicht überstrichen werden konnte. Ich fand also eine Zange, mit der ich entweder den Rand abknibbeln konnte oder den kompletten Dübel aus der Wand zupfen konnte. Letzteres verursachte allerdings hässliche Bohrlöcher.
Weil ich bereits einen Tag zuvor den Baumarkt unsicher gemacht hatte, hatte ich natürlich Löcher-in-Wand-mit-Tapeten-Reparaturmasse zur Hand. Und verspachtelte in Ermangelung einer Spachtel das ganze mit einem alten Küchenmesser.
Und tatsächlich! Nach getaner Arbeit war ich zufrieden mit meinem Werk.
Keine Löcher mehr zu sehen:
Dermaßen angespornt durch meinen Heimwerker-Erfolg beschloss ich, dass ich die Kanten um die Wand herum gleich abkleben könnte. Ich klebte also schön stückchenweiße Malerband auf Sockelleisten und in Ecken.
Dass ich dann natürlich wissen wollte, wie die gewählte Farbe letztlich an der Wand aussieht, ist ja fast klar.
Ich beschloss also, wenigstens noch den Rand um die Steckdose zu malern und dann sollte gut sein.
Ok, den Rand könnte ich auch noch… aber dann ist Feierabend. Blöd nur, dass mein Blick auf die nagelneue Malerrolle fiel, ob sich die Farbe damit wohl gut an die Wand… EINE Bahn könnte ich ja testen… ihr ahnt es. Natürlich konnte ich dann auch nicht mehr aufhören. Und die Wand ist tatsächlich gestern noch fertig geworden. Die Blasen haben sich übrigens wieder festgezogen.
Grün as grün can be. Ich bin mit dem ersten Tag ziemlich zufrieden, jetzt geht’s wieder ans Chaos auf der anderen Seite.