Jammerlappen – ab in die Wäsche!

Aus der beliebten Sendereihe “Was bin ich?” heute: Frau Glücklich (ich) und ihre guten Ratschläge.

Es sind Sätze, die anfangen mit “Bei uns ist ja leider …” oder “Hätten wir nur”, “könnten wir nur …” “Wie machst Du das nur…”, die ich in letzter Zeit immer wieder höre und die für mich echte Energieräuber sind. Ich habe lange über diesen Post nachgedacht, aber es brennt mir einfach unter den Nägeln und gärt in meiner Seele, weil ich im direkten und weiteren Umfeld immer wieder Gejammere höre. Und ich HASSE Gejammere. Kennt ihr diesen kleinen, fiesen Teufel, der in so vielen Köpfen wohnt und immer alles schlechtredet? Du, die Du offenbar mit geschlossenen Augen durch Deinen Alltag gehst und sie nur ganz kurz aufmachst, um zu gucken, was alles grade nicht so läuft, Dich möchte ich schütteln und sagen – verscheuch die Stimme, hör auf damit. Du hast keinen echten Grund zu jammern. (Die, die wirklich nichts haben, die am Boden sind und sich mit ganz wenig begnügen müssen, die jammern nicht. Im Gegenteil, sie geben nach Kräften von dem bisschen, das sie haben.) Du jammerst dagegen über die Dinge, die Dir immer zu Deinem Glück fehlen. Früher war mehr Urlaub fürs gleiche Geld. Früher, als die Kinder noch nicht da waren. Heute bleibt nur der Haushalt. Und der Einstieg in den Job – fast unmöglich und wenn dann ist die Bezahlung miserabel. Und der Mann – keine Hilfe. Lässt einen mit der Arbeit und der Erziehung alleine. Und das Wetter? Ach, früher war mehr Sommer. Und das Auto? Familienkutsche, aus der Traum vom Sportwagen. Jaja, sogar die Vögel haben früher VIEL SCHÖNER GEPFIFFEN UND DER NAGELLACK WAR SCHNELLER TROCKEN.

Jammern, lass Dir gesagt sein, ist auf jedem Niveau schlecht. Aber auf hohem ganz besonders wiederwärtig allen anderen gegenüber. Jammern kommt direkt aus der Hölle. Denn mal ehrlich – was gewinnst Du durch Deine Dich kleinmachende Haltung? Nichts. Fühlst Du Dich besser, wenn andere Deine Schulter tätscheln und sagen, ach komm, so schlimm ist es doch nicht?

Ein bisschen Mitleid tut gut? Nein, tut es nicht. Es bestärkt Dich in Deiner Meinung, es gehe Dir tatsächlich gar nicht gut. Oder willst Du etwa noch viel lieber hören, dass es anderen noch ein biiisschen schlechter geht? Dann suhlen wir uns alle im Mitleid miteinander und jammern gemeinsam, wie schlecht doch alles ist, wie teuer die Brötchen und die Windeln, wie undankbar und anstrengend die Brut, wie desinteressiert der Mann, wie staubig die Fenster … wir finden gar kein Ende mehr, bis wir uns alle weinend in den Armen liegen. Willst Du das? Dann mach das ohne mich. Ich verabscheue das Rumgeeiere.

Willst Du in Deinen Beruf zurück? Dann schreib Bewerbungen und engagiere dich. Willst Du gute und günstige Brötchen? Dann back selbst. Putz die Fenster und beschäftige Dich mit Deinen Kindern, ersetze Urlaub auf den Seychellen durch Urlaub im Allgäu, dann ist ne Woche mehr drin. Ja, aber manchmal fehlt Dir einfach die Kraft, alles positiv zu sehen? Kenn ich auch. Dann fang doch mal klein an, indem Du nicht einfach immer nur über das Negative redest. Setz Dich mit einer guten Tasse Tee für fünf Minuten hin und freu Dich, dass Du da bist. Dass Du in einem tollen Land und in Frieden lebst. Dass Du ein Dach über dem Kopf und womöglich einen Garten hinterm Haus hast. (Wenn Dir das noch zuviel ist:) Hör einfach schon mal mit dem Dauergenöle auf, es macht Dich krank und alle anderen trübsinnig.(Du bekommst nämlich von anderen zurück, was Du gibst!)

Dabei hast Du das alles gar nicht nötig. Du hast einen Mann (den Du übrigens hoffentlich selbst ausgesucht und nicht im Lotto gewonnen hast), Familie, ein oder zwei aufgeweckte und gesunde Kinder, ein Auto, zwei womöglich, Du hast eine Ausbildung und ein eigenes Häuschen oder eine schicke Wohnung, durftest Sprachen lernen oder ein Instrument, ihr fahrt jedes Jahr zwei Wochen in den Urlaub, Du kannst Dir Kino MIT Popcorn leisten. Du weißt schon, dass es jenseits Deines Tellerrands auch Leute gibt, die davon träumen, was Du als “muss ja” bezeichnest?

Und selbst wenn es Träume gibt, die Dir nie erfüllt werden – dann suchst Du Dir eben andere. Aber hör auf zu meckern und Deinen und meinen Alltag zu vergiften mit Deinen ganz persönlichen Unzufriedenheiten. Besinn Dich auf das, was Du kannst und hast. Du hast eine ungeahnte Kraft und Stärke in Dir, die Dich kreativ und mutig sein lässt. Hast Du schon jemals von der Frau oder dem Mann gehört, die einfach so lange “Hätte ich nur” gesagt hat, bis der Kosmos ihr genervt eine Villa in den Garten gebaut hat? Hat schon mal irgendwer einen Nobelpreis im Dauerjammern gewonnen und ist über Nacht damit reich und berühmt geworden? (Wenn Du mir den zeigst, nehm ich alles zurück, bis dahin:) NEIN! Die Zeit, die Du damit verbringst nach Fehlern in Deinem Leben zu suchen und sie zu bewundern, könntest Du damit verbringen, etwas zu schaffen, was nur Dir gehört. Geh kleine Schritte, lass Dich nicht entmutigen, wenn Dir nicht alles sofort in den Schoß fällt, ich habe nie behauptet, dass es im nächsten Augenblick passiert. Aber wenn Du aufhörst zu jammern und anfängst, mit einer Portion Gelassenheit und Dankbarkeit die guten Seiten in jeder Stunde Deines Alltags zu genießen, dann kommt das Glück von ganz alleine. Hör auf, Dich mit anderen zu vergleichen. Du bist Du. Keiner darf einen Standard für Dich definieren, was man haben muss oder können muss, um glücklich zu sein, welche Karriere richtig ist und welches Auto angemessen. DU bist der Standard. Tu, was Du tust, mit FREUDE. Wenn es Dir keine pure Freude beschert, dann lass es. Wer dich mit negativem Geschwätz belastet, den schick zum Teufel. Wer Dich mit Zweifeln füttern will – schmeiß ihn aus Deinem Leben. Du bist das einzige, was Du brauchst, um glücklich zu sein. Die Energie steckt in Dir selbst. Woher ich das weiß? Weil ich genau nach diesem Konzept lebe und vor Glück manchmal fast platze. Das Leben ist bunt, aufregend und voller Möglichkeiten. Nimm sie einfach an.

PS: Wenn ich “Du” sage, meine ich die mosernde, nölende Allgemeinheit und keine einzelne, bestimmte Person.

7 Antworten auf „Jammerlappen – ab in die Wäsche!“

      1. Ja – sie lauern überall. Inzwischen schütze ich mich aber davor und lass sie nicht mehr in mein Leben. Ich hab es SOOO satt. Dieses ewige Genörgel und Gejammer über absolute Nichtigkeiten, ohne die geringste Bereitschaft, auch nur die kleinste Kleinigkeit ändern zu wollen.

  1. JEDES einzelne Wort unterstreiche und befürworte ich!

    Einfach nur ein genialer Eintrag, kann man nicht anders sagen. Dieses Meckern und Jammern und das dabei unweigerlich aufkommende Nichtgenießen des Lebens geht mir nämlich auch gewaltig auf die Nerven.

    1. Schön, dass Du mal wieder da bist! Und ich war noch so am Zweifeln, ob ich den Post veröffentlichen soll oder nicht … 🙂 Aber geht ja offenbar nicht nur mir auf den Keks.

  2. Der aus südamerika stammende Theaterpädagoge Augusto Boal war entsetzt als er das erste Mal Deutschland besuchte. Er sagte so ein reiches Land voller unzufriedener Menschen. Alle sind verkniffen und Lösungsvorschläge gegenüber feindlich eingestellt.
    Ich fand es interessant, dass wir so gesehen werden.
    Du hast also vooooll Recht.

    1. Merci liebe Manuela. Unzufriedenheit, obwohl wir eigentlich viel haben. Das ist es, was mich so nervt. Und ich bin echt nicht die Einzige, der das im Alltag so negativ auffällt.

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