Ankommen ist das Ziel

Kennt ihr das? Man steht ein paar Minuten später auf als sonst, zögert ein paar Minuten länger bei der Wahl der richtigen Hose, blättert ein paar Momente länger durch die Tageszeitung als sonst. Und prompt kommt man eine Viertelstunde später aus dem Haus als sonst.
Und da sind sie. Dicke Audis, deren PS-Stärke halbiert das Alter des Fahrers ergibt, die mit 80 auf der Landstraße vor einem hergondeln und die gemütliche Fahrt zu genießen scheinen, links und rechts schauen und in Kurven sacht auf die Bremse treten.
Sprich – man hat das Gefühl, man kommt nicht vom Fleck.
Natürlich nervt mich das.

Am Dienstagmorgen auf der Fahrt vom Flughafen zur Arbeit. Ich ordne mich auf der Autobahnauffahrt rechts ein, werde links von einem alten Audi mit ordentlich Tempo überholt. Ich muss ihm vorgekommen sein, wie eines der oben beschriebenen Verkehrshindernisse.
Und da sehe ich zu, wie er, 50 Meter vor mir, plötzlich zu weit nach links steuert, mit dem Vorderrad aufs Bankett kommt, das Auto nach rechts herumreißt, dann wieder nach links. Der Fahrer steht vermutlich voll auf der Bremse, ich sehe das Autoheck sich bedächtig anheben, erinnere mich noch an zwei Hinterräder, die einen Meter überm Boden hängen, bevor sie wieder auf die Straße krachen, das Auto sich anderthalb Mal um die eigene Achse dreht, die Motorhaube sich nach dem unsanften Kontakt mit der Leitplanke auffaltet, die Scheinwerfer in tausend Scherben zerfahren, die Stoßstange durch die Luft wirbelt und wie der Audi plötzlich rückwärts schießt und letztendlich in der Leitplanke endgültig stehen bleibt.

Das Taxi, das auf der rechten Spur auf seiner Höhe war, konnte grade noch ausweichen, ich konnte noch bremsen. Dem Fahrer ist außer einem großen Schrecken nichts passiert.

Und ich habe gelernt, dass man es SO eilig gar nicht haben kann. Hoffentlich denke ich daran, wenn ich mich das nächste Mal beim Rasen ertappe.

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