Vom Resteessen und Resteschaffen … + Fruchtschnitten zum Reinlegen

Vor Weihnachten und Silvester ist mein Kühlschrank vollgestopft mit Vorräten. “Brauchen wir für später”, sage ich fingerklopfend jedem, der verbotenerweise nach etwas greift, das Bestandteil eines fix eingeplanten Rezepts ist.

Nach Silvester wendet sich das Blatt. Ich trage meiner Familie wahlweise Reste vom Buffet nach oder biete einzelne Zutaten an, die aus unerfindlichen Gründen doch keine Verwendung gefunden haben. Würde der Winter noch mit mehr Schnee daherkommen als ohnehin schon (und wer mich kennt, weiß, dass Schnee und ich nicht die besten Freunde sind) und die Supermärkte müssten dicht machen, hätten wir zumindest noch bis Mitte Februar Diverses, um ganz neue Menüs zu kreieren. Auch wenn es ganz hübsch aussieht, so von drinnen betrachtet: Ich hoffe trotzdem inständig auf Tauwetter, wofür mich der skifahrende Teil der Familie hasst. Aber man kann halt nicht alles haben.

Warum erzähl ich Euch das? Datteln! Bei meiner sizilianischen Backaktion hatte ich Datteln übrig. Zu wenige, um das Rezept noch einmal zu machen, zu viele, um sie einfach so zu essen. (Dem Kind hatte ich hoffnungsvoll eine angeboten, aber nach ungefähr 3 Millisekunden war klar, dass die Sechsjährige kein Dattelfan ist. Dafür hat sie ihr Grimassen-Repertoire um ein “angewidert” erweitert.) Für einen Dattel-Aufstrich zu wenige, Datteln im Speckmantel sind für den Vegetarier keine Alternative. Was also zu tun? Ich stöberte ein Weilchen in Rezeptvorschlägen und hatte gestern die Erleuchtung. Ich liebe Fruchtriegel. Datteln sind eine 1-A-Grundlage dafür.

Das Rezept

Oblaten mit 7cm Durchmesser, eine große Handvoll Datteln, eine große Handvoll weicher Cranberries und eine kleine Handvoll Cashews. Ich habe die Zutaten (bis auf die Oblaten, just saying) in den Thermomix gegeben, 15s bei Stufe 5. Probiert einfach bei Eurer Küchenmaschine aus, wie lang ihr braucht, bis die Masse eine streichfähige Konsistenz hat. Sie darf ruhig noch feinstückig sein.

Die Fruchtmasse habe ich zu kleinen, walnussgroßen Kugeln geformt und sie auf eine Oblate gedrückt. Feuchte Hände erleichtern das Formen, ist aber trotzdem eine klebrige Sache (aber lohnt sich!). In die Oblate on top habe ich mit einem scharfen Küchenmesser ein Sternchen geschnitten, damit man das dunkle Fruchtmus sieht. Und weil’s einfach hübsch aussieht.

Die Fruchtschnitten knabbern sich wunderbar zum Frühstück, ich nehme sie auch ins Büro mit, weil sie mir aus meinem 15.30Uhr-Tief helfen. Jedenfalls bilde ich mir das ein.

Lasst es Euch schmecken! Und btw – kennt jemand ein gutes Rezept für eine halbe Tüte Cashews?

Gute Vorsätze adé – der ultimative Guide für mehr Produktivität

Keine andere Nacht ist so prädestiniert für gute Vorsätze wie die Nacht des Jahreswechsels. Im neuen Jahr werde ich mehr Sport machen, das Auto öfter stehen lassen, meine Steuererklärung aber ganz sicher früher machen – you name it, I know it. Habt ihr Euch etwas vorgenommen fürs neue Jahr? Dann müsst ihr jetzt tapfer sein: Das war völlig für die Katz. Denn was passiert mit 99 Prozent der guten Vorsätze? Sie sind spätestens im Frühling vergessen. Und das ist völlig logisch, denn gute Vorsätze sind eine Ermahnung des Gewissens, ein ständiges Vorhalten von Unzulänglichkeiten, eine Aufzählung der Dinge, die EIGENTLICH richtig wären aber oh so lästig.

Ich sag Dir was, was Du vielleicht nicht gerne hörst. Aber da musst Du durch. (Oder hör schnell auf zu lesen!) Vergiss gute Vorsätze, denn außer ein schlechtes Gewissen zu fabrizieren, tun sie nichts für dich. Wie jetzt, alles einfach schleifen lassen, keine Verbesserung anstreben? So war das nicht gemeint. Das Ding ist doch aber: Die “guten Vorsätze”, die wir uns vornehmen fürs neue Jahr, sind Angewohnheiten, die uns nicht gut von der Hand gehen, die Überwindung kosten, die den inneren Schweinehund auf den Plan rufen.

Der unsexy Trick …

Und um das zu überwinden, brauchst Du keinen guten Vorsatz von außen, sondern eine Fähigkeit, die du längst in Dir trägst, die aber so unsexy ist, dass wir nicht gerne über sie sprechen: Disziplin. Ich bin nach meinem letzten Post gefragt worden, ob ich bei 70 Prozent Job und Kind und Haushalt überhaupt noch Zeit für mich hätte. Ja, die habe ich. Das faszinierende ist nämlich: Hat man viel Zeit für zehn Dinge, braucht man die komplette Zeit, wird grade so fertig und ist frustriert, weil keine Freizeit übrig bleibt. Hat man einen straffen Plan, in dem diese zehn Dinge abgehakt sein sollten, schafft man sie genau so gut auch in der kurzen Zeit. Weil man fokussiert arbeitet und Aufgaben konzentriert erledigt.

Wie sieht das bei mir konkret aus? Mein Waschkorb überläuft nicht, weil ich routinemäßig eine Maschine anstelle und verräume, sobald die Menge beisammen ist, ob ich Lust dazu habe oder nicht. (Jetzt musste ich grad grinsen, wenn ich nämlich auf LUST warten würde, hätte meine Familie übermorgen nichts mehr zum Anziehen.) Die Spülmaschine wird ausgeräumt, sobald sie fertig ist, ich staple kein Geschirr in der Spüle. Den Espresso nach dem Essen trinke ich, NACHDEM ich die Küche wieder aufgeräumt habe. Essensreste wandern in den Kühlschrank, Pfannen werden gespült, die Spüle ausgerieben.

Größere Aufgaben wie Badputz oder Großeinkauf erledige ich montags und freitags, weil ich an diesen Tagen in der Regel frei habe. Die Disziplin dazu wurde mir nicht gerade in die Wiege gelegt (ich sehe meine Mama heftig nicken), ich habe sie mir im Lauf der Jahre erarbeitet und jetzt ist sie einfach da und fällt mir leicht. Wenn ich das kann, kannst Du das auch.

Wo kommt die Motivation her?

Und was mache ich, wenn ich mal so gar keinen Bock habe? Das soll tatsächlich vorkommen. Meistens setze ich mich auf die Couch, esse ein Stück Schokolade und bemitleide mich ungefähr zwei Minuten selbst. Und dann stelle ich mir den riesigen Berg aus Kinderunterhosen und Socken in zusammengelegter Form vor, ordentlich in den Schränken verstaut. Und weiß genau, dass es eine Sache von 30 Minuten ist, bis der erwünschte Zustand erreicht ist. Keine Mammutaufgabe, kein unlösbares Tagwerk. Unsere Alexa kann zwar keine Wäsche falten, aber sie unterhält mich wenigstens nebenbei mit Musik (laut, hilft!) Mittlerweile ist mir die Diszplin so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich mir die Frage nach dem Aufschieben kaum noch stelle.

Glaubst Du Deinen Ausreden?

Denn seien wir mal schonungslos ehrlich: Das meiste, was dieser innere Schweinehund so vorbringt, sind lahme Ausreden. Ich hab doch gestern erst, ich kann ja später noch, es ist gerade so gemütlich auf der Couch. Glaub mir, ich kenne das Gefühl. Aber immer, wenn der Hund grade Luft holt und anfangen will, seine durchaus guten Argumente abzufeuern, sagt die Stimme der Disziplin zu ihm (Ich stelle sie mir ein bisschen wie Fräulein Rottenmaier vor): “Was glaubst du eigentlich wer du bist? Ich entscheide selbst.”

Mag sein, dass das ungewohnt ist. Möglicherweise kostet die erste deutliche Ansprache große Überwindung. Du musst auch gar nicht gleich am ersten Tag das Haus entrümpeln und alles blitzblank wienern. Wenn Du aber einmal am Tag dem inneren Schweinehund den Mund verbietest und etwas durchziehst, worauf Du eigentlich keinen Bock hattest, dann wird er tatsächlich immer leiser. Ist Dein Waschkorb voll? Geh Wäsche waschen. Willst Du ein paar Pfunde loswerden? Zieh dir Sportsachen an und geh um den Block. Jetzt, das Wetter ist völlig egal. Willst Du den Vorratsschrank entrümpeln? Hol Dir einen Müllsack und fang bei einem Regal an. Wer entscheidet, Du oder der sabbernde, lethargische Köter in Deinem Kopf? Sieh diese Dinge nicht als leidige Pflicht, sondern übernimm Verantwortung und hör auf, sie auf die Umstände abzuwälzen (aber gleich kommt meine Lieblingsserie … – das Zauberwort heißt Mediathek!)

Weg mit ungeliebtem Zeug!

Und apropos das Haus entrümpeln – ich habe mir angewöhnt, mich von Dingen zu trennen, die für mich keine wesentliche Bedeutung haben. Ich sage nur Tupperschublade, Schokofondue und Bettwäsche. Geh in Deinem Kopf mal Deine Schränke durch – wieviel Zeug verwaltest Du, stapelst es von links nach rechts und benutzt es dabei nie? Weg damit. Tafelläden, Kleiderkammern oder der nächste Flohmarkt sind willkommene Abnehmer.

Und wenn Du am Ende jedes Tages auch nur eine winzige unangenehme Aufgabe trotz inneren Widerstands bewältigt hast, dann sei stolz auf Dich und tu Dir was Gutes. Genieß ein Schaumbad im Kerzenlicht und stoß auf Dich und Deine innere Kraft an. Das Gegenteil von Disziplin ist nämlich Lethargie. Und ganz ehrlich – dagegen ist Disziplin aber sowas von sexy.

Einen motivierten Start wünsch ich Dir!

2018? Da bin ich rausgewachsen.

“Das klemmt”, sagte Hannah neulich und zog mit unleidigem Gesichtchen an ihrem Pulliärmel. Ich betrachtete mein großes Mädchen verdutzt und musste lachen. Einer ihrer liebsten Pullis war klammheimlich zu klein geworden, die Ärmel lagen spack an und unter den Armen … naja, klemmte es eben. Wir sortierten also aus. Einen halben Nachmittag lang. Aus einem gut gefüllten Kleiderschrank wurde ein sehr überschaubares Sortiment.

Je mehr einstige Lieblingsstücke in den großen Karton wanderten, desto mehr kam ich ins Grübeln. Nicht nur meine Tochter ist aus Dingen hinausgewachsen, auch ich. Nur nicht körperlich (puh!).

Mein Job

Hinter mir liegt das erste komplette Jahr zurück im Beruf. Ich weiß, dass ich in Sachen Kinderbetreuung privilegiert bin mit zwei fitte Großelternpaaren. Trotzdem haben wir das auch als kleine Familie gut hinbekommen. Und nicht zuletzt hat mich diese Aufgabe enorm geprägt, gestärkt, wachsen lassen. Ich liebe meinen Job, ich habe tolle Kollegen, ich bin sehr dankbar, dass ich genau da (wieder) gelandet bin, wo mein Herz hingehört. Im Juni ist mir nach monatelanger Recherche (ich habe das Investigative für mich entdeckt) ein doppelseitiger Artikel gelungen, mit dem ich mich auf Anraten von Chef und Kollegen auf Preise beworben habe.

Ich rechne mir keine Chancen aus, die Luft ist dünn ganz oben und jeder weiß, wie undankbar der vierte Platz ist. Natürlich würde ich mich freuen, wenn wir irgendwo zum Zug kommen – aber ich ziehe allein aus dem Wissen um meine Ausdauer und um meine Fähigkeiten enorm viel Energie und Mut, weiterzumachen. Nicht zuletzt habe ich genau wegen dieser Recherche mein Pensum von 60 auf 70 Prozent aufgestockt und diese Entscheidung noch keinen Tag bereut.

Meine Familie

Nicht nur auf mich bin ich stolz, sondern auch auf meinen Mann und mein Kind, die meinen Job und seine oft widrigen Arbeitszeiten mit Verständnis und Geduld mittragen. Apropos Geduld: Die ist auch bei Mama gefragt. Die Kurze steckt mitten in der Zahnlückenpubertät, die Diskussionen mit ihr sind wesentlich anstrengender als mit jedem noch so hartnäckigen Informanten, der hinter jedem behördlichen Pups einen handfesten Skandal wittert. Gerade war sie noch gut gelaunt und hat fröhlich im Auto geplappert, da wandert Pluto ins dritte Haus des Saturn und – zack – über dem Kind hängen schwarze Wolken und es donnerwettert gegen die blöden Eltern, die sie sowieso nicht mehr lieb hat und überhaupt und TROTZDEM. (Zwei Minuten später ist übrigens alles wieder vergessen. Ich habe trotzdem ein bisschen Angst vor der echten Pubertät. Just saying.)

Und ein bisschen Wehmut schwingt bei allem zudem mit – denn das letzte Kindergartenjahr ist angebrochen, nächstes Jahr um diese Zeit habe ich eine Erstklässlerin hier sitzen. Zeit wird’s, denn das Kind rechnet schon erstaunlich gut im Zehnerbereich und fängt an zu lesen und zu schreiben. Aus jeder Umbruchphase geht eben auch eine Entwicklung nach vorn hervor.

Mein Äußeres

Stichwort Umbruch: Ich bin optisch dieses Jahr zurück nach blond geswitcht. Mein kurzer Abstecher nach schokoladenbraun war eine Phase, die mir irgendwann zu langweilig wurde. Während blond zu braun so gar kein Problem war, war der Rückweg ein wenig karottig. Aber mitterweile ist die Blondine wieder perfektioniert und trägt den Schopf länger als lang zuvor. Mal sehen, wie lange ich sie wachsen lassen mag. Im Moment ist mir nicht nach Schere. Länger und schöner als je zuvor sind wohl auch meine Nägel. Seit ein paar Wochen trage ich gelverstärkte Nägel in schlichtem French-Design und liebe es sehr. Vielleicht ist auch das ein Zeichen von Veränderung – mir ist mehr denn je nach femininen Schnitten und klassischen Farben. Der kleine Punk hat die Lady in sich entdeckt. (Böse Zungen würden sagen, das bringt das Alter mit sich. Aber die Löcherjeans und die Highheels sind nach wie vor treue Begleiter, nimm das, Alter!)

Mein Inneres

Und sonst so? Ich habe – auch durch meinen kommunikativen Beruf – viele tolle Menschen kennen gelernt, die mein Leben reicher machen. Mein Mann und ich haben es geschafft, uns hin und wieder kinderlose Freiräume zu schaffen für einen Kaffee oder ein Essen auswärts. Zu Weihnachten gab es nichts Materielles, sondern Zeit miteinander – Karten fürs Vitra-Designmuseum für mich, Konzertkarten für Nena für ihn.

Wenn mich jemand fragt, was 2019 besser laufen könnte – ich bin dankbar, wenn es einfach so gut bleibt, wie 2018 war. Ich habe dieses Jahr viel über mich gelernt. Ich bin ein Stück weit kompromissloser geworden, gebe mich nicht mit grau zufrieden, wenn ich schwarz oder weiß will. Ich kommuniziere klar was ich will und erwarte nicht, dass andere Menschen meine heimlichen Wünsche erahnen. Das führt nur zu enttäuschten Erwartungen. Ich glaube im Rückblick, ich bin in meiner Haltung zu Dingen klarer geworden und habe auf mein Bauchgefühl zu hören gelernt. Ich habe meine Stärke und mein Potenzial in diesem Jahr erfahren, beides lässt mich nicht größenwahnsinnig werden, sondern gibt mir das Vertrauen, dass ich zu vielem in der Lage bin, wenn ich es wirklich will. Dinge passieren ohne meinen Einfluss, aber ich mit ihnen umgehe, entscheide ich ganz alleine.

Soll also alles so bleiben? Aber nein! Ich habe viel vor. Kleinigkeiten, Großigkeiten. Ich möchte unbedingt einmal selbst Sushi machen und überhaupt mehr und Neues in der Küche ausprobieren. Ich möchte reisen und den Geburtsort meiner Oma im heutigen südlichen Slowenien besuchen. Die erste Reise ist schon gebucht, allerdings nur zwei Tage: Im März geht’s mit meiner Mama nach Mailand. Italien geht immer. Ich freue mich sehr. Und ansonsten? Weiter wachsen.

Und vor allem möchte ich im Dezember 2019 sagen können – ich bin aus dem Jahr rausgewachsen. Kommt ihr mit?


Wie ich einmal in eine Buchhandlung ging und ohne ein Buch wieder herauskam …

…oder andere Münchhausengeschichten. Denn tatsächlich liebeliebeliebe ich Buchhandlungen und besitze noch weit mehr Bücher als Schuhe. Und das will nun echt was heißen. Aber wie sagt Oscar Wilde so schön:

You can never be overdressed or overeducated.

Seit ich wieder arbeite, also seit knapp zwei Jahren, haben mein Lieblingskollege und ich eine schöne Tradition entwickelt: Wir gehen einmal die Woche über Mittag zusammen essen. Unser Stammitaliener hat sizilianische Wurzeln und kocht Gerichte aus seiner Heimat. Die Tageskarte ist so kurz wie köstlich und manchmal fällt mir die Wahl echt schwer. Zu meinen Leibspeisen gehören auf alle Fälle Pasta alla Norma und Pasta alla putanesca. Aber ich schweife ab (wie immer, wenn es ums Essen geht): Unsere Tradition besteht nämlich nicht nur aus Spaghetti, Tiramisu und Espresso, sondern auch aus einem sich anschließenden Besuch unseres Lieblingsbuchladens.

Auf einer recht kleinen Verkaufsfläche schafft es der Buchhändler unseres Herzens immer wieder, ein spannendes Sammelsurium für seine Kunden auszuwählen. Und weil hier gerade italienische Wochen sind (nein, Sie sind nicht bei Aldi Süd gelandet), zeige ich Euch meine beiden liebsten Italo-Krimis *, die ich – natürlich in Italien – geradezu verschlungen habe. Man glaubt ja nicht, wieviel man an einem Seetag schafft, wenn man weder Kochen noch nach der Wäsche oder der Familie gucken muss. Wenn ich groß bin, kaufe ich mir ein Schiff samt Kapitän und gebe als Meldeanschrift “irgendwo im Mittelmeer” an. Oder Palermo. Weil …

Der Autor, Stefan Ulrich, war als Italien-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung vier Jahre lang in Rom zuhause (NEID!)  und hat mit “Die Morde von Morcone” und “In Schönheit sterben” zwei amüsante und kurzweilie Krimis geschrieben, aus denen man herauslesen kann, wie wohl sich der Schreiber in der Wahlheimat gefühlt haben muss.

Worum geht’s?

Giada Bianchi ist eine Lokalreporterin (I feel her), die sich und ihren Sohn allein über Wasser hält. Für eine Lokalzeitung in der Toskana schreibt sie Beiträge, nebenbei betreibt sie einen Kiosk in ihrer Heimatstadt. Als eine Prostituiertenleiche gefunden wird, die mit seltsamen Zeichen markiert ist, hält ganz Morcone den Atem an. Doch es bleibt nicht bei der Leiche. Und Giada bleibt auch nicht allein: Ein deutscher Rechtsanwalt, der sich mit seiner Frau ein Haus in der Maremma gekauft hatte und dort nun alleine sein Singledasein bejammert, wird unversehens in die Ermittlungen – und in Giadas Privatleben – involviert. Das Ende – ich verrate nichts, aber es war spannend.

Und so bleibt es auch im Nachfolger “In Schönheit sterben”, den ich aus Unwissenheit zuerst gelesen hatte, was aber nicht stört, da beide Bücher zwar aufeinander verweisen, aber gut auch einzeln gelesen werden können. Der zweite Teil spielt hauptsächlich in der ewigen Stadt Rom und dreht sich um gefährlichen Narzismus und um die Einmaligkeit von Kunst. Giada gerät ins Visier einer verschworenen Gemeinschaft und muss um ihr Leben fürchten – klar, dass Robert Lichtenwald, der prinzipientreue deutsche Strafrechtler, ihr zu Hilfe eilt.

Wer also noch eine Blitzidee für untern Baum braucht  – ich kann Euch beide Bücher ans Herz legen. Sie lesen sich flott und unterhalten. Mehr braucht’s manchmal einfach nicht.

Wer sich hingegen die ganze Zeit gefragt hat, was das für seltsame Kekse sind: Leider leckere. Ich habe nämlich eine halbe Woche mit ihrer Vor- und Zubereitung verbracht (Hand hoch, wer stand schon mal morgens um sieben fluchend vor der Arbeit in der Küche um “ichhabedasRezeptnichtzuendegelesen-Fehler” auszubügeln??) und hatte inständig gehofft, sie wären einfach nicht lecker, damit ich sie guten Gewissens nie wieder machen muss. Klarer Fall von denkste.

Damit es Euch nicht geht wie mir, eins gleich vorneweg: Ja, Füllung UND Teig müssen über Nacht in den Kühlschrank. Ein Fakt, der meine Backaktion weitere 24 Stunden hinausgezogen hat. Aber egal. Für die unfassbar leckeren sizilianischen Cuccidati braucht ihr:

Ein halbes Kilogramm Mehl, 250g weiche Butter, einen Teelöffel Backpulver, 230g Zucker, ein Päckchen Vanillezucker, zwei Eier, 100g gemahlene Haselnüsse und 100 ml Milch.

Die Zutaten zügig zu einem geschmeidigen Teig verkneten und über Nacht in den Kühlschrank stellen. Ich sag’s lieber zweimal. 🙂

Für die Füllung braucht ihr:

200g getrocknete Feigen, 80g entkernte Datteln, 100g geröstete Mandeln, 100 Walnüsse, 75g Honig, ein wenig Zitronen- und Orangenabrieb, drei Teelöffel Orangensaft, einen Teelöffel Zimt und eine Prise gemahlene Nelken.

Ich habe all das im Thermomix geschreddert, wer keinen hat, hackt die Zutaten mit einem guten Messer klein und vermengt sie mit dem Saft. Auch diese Mischung muss über Nacht durchziehen. Am nächsten Tag rollt ihr den Teig aus und schneidet zehn Zentimeter breite Streifen. In die Mitte kommt die Füllung, dann wird die Rolle eingeschlagen. Ihr schneidet mit einem scharfen Messer 3cm breite Streifen ab und legt sie mit der Schnittseite nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech. Sie werden bei 180Grad Ober-/Unterhitze 13-15 Minuten gebacken und noch heißt mit einer O-Saft-Puderzuckermischung bepinselt. Und dann genossen. Mit oder ohne Lektüre dazu. 

*enthält Werbung, aber unbezahlt

La vita é dolce

Das Beste zuerst: Dailydress ist wieder zum Leben erwacht und vermutlich freut sich niemand so sehr darüber wie ich! Ein halbes Jahr war hier Sendepause, ein halbes Jahr in dem viel passiert ist. Zu viel, um alles zu erzählen, deswegen fang ich bei einem der schönsten Ereignisse der vergangenen Tage an: Wir waren im Urlaub. Und aus eben jenem Urlaub am Mittelmeer (acht Tage lang Sonne satt bei fast 20 Grad) habe ich viele Eindrücke und Inspirationen mitgebracht. Aufgesogen wie ein Schwamm.

Besonders gut gefallen haben mir auf der Route unseres Schiffs die italienischen Häfen Genua, Rom und Palermo. Das Licht, die Menschen, die Wärme – nicht vergleichbar mit deutscher Mittelgebirgsatmosphäre. Versteht mich nicht falsch, ich fühle mich auch daheim wohl, aber die Sehnsucht nach dem Meer ist unstillbar. Weil ich weder das Meer, noch die Temperaturen oder die Menschen einpacken konnte, habe ich versucht, das Gefühl zu konservieren, das mich auf dieser Reise begleitet hat. Kurz nach der Ankunft daheim ist mir dann ein Zitat über den Weg gelaufen:

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.

Es ist nicht von Tucholsky, aber trotzdem sehr wahr.

Und genau aus dieser Sehnsucht heraus hätte ich noch stunden- und tagelang durch fremde Gassen streifen können, in kleinen Bars einen caffé trinken oder Cannoli essen. Auch wenn die italienischen Verkehrsregeln aus Hupen, Schimpfen und Gestikulieren bestehen (“Vaffanculo!!”) pulsiert dort das Leben auf eine ganz besondere Art, die mir hier manchmal abgeht. Aber nicht nur Italien war wunderschön, auch Malta, Frankreich und Spanien haben diesen besonderen Flair, den die Nähe zum Meer wohl einfach mit sich bringt.


Auf meinem Speiseplan stehen seit dem Urlaub daher viel Fisch und viel Pasta. Urlaub mag eine begrenzte Zeit sein, aber Lebensfreude und Genuss beginnen im Kopf. Und schließlich kann ich beim Betrachten meiner liebsten Bilder wenigstens nochmal ein bisschen die salzige Luft riechen und mich an das Gewusel auf der Piazza Navona oder am Fontana di Trevi zurückversetzt fühlen.

Wen wundert es daher, dass ich ein ganz großartiges Last-Minute-eigentlich-schenken-wir-uns-nichts-Geschenk für Euch vorbereitet habe, das mit der italienischen Küche zu tun hat?

Ihr braucht dazu ein gut verschließbares Glas, eine leistungsstarke Küchenmaschine und fünf Minuten Zeit. Und folgende Zutaten:

80g getrocknete Tomaten, 2 kleine Lorbeerblätter, 1 TL Pfeffer, 2 TL Fenchelsamen, 50g Röstzwiebeln, 1 Sternanis, 2 TL edelsüße Paprika, 2 TL Oregano, 1 TL Salz, 2 EL Rosmarin (getrocknet). Wer einen Thermomix hat, gibt die Zutaten in den Mixtopf für 10 Sekunden auf Stufe 10. Alle anderen mahlen, mörsern oder zerkleinen einfach solange, bis die Mischung feinkörnig ist und sich gut abfüllen lässt. Mit frischgeriebenem Parmesan auf heißer Pasta ist die Mischung ein Gedicht!

Ich hoffe, ihr habt eine entspannte Vorweihnachtszeit und lasst Euch nicht stressen. Man sollte sich generell mehr Nudeln als Sorgen machen. Lebensweisheit auf Glückskeksniveau. Bitte, gerne. Schön, wieder hier zu sein!

War nie wirklich weg …

Eine kurze Nachricht auf facebook nur und doch hat sie mich berührt – eine mir persönlich unbekannte Leserin (hallo Mia, Du weißt, dass Du gemeint bist!) hat mich neulich abends angeschrieben und gefragt, wie es mir geht. Dafür, genau dafür liebe ich dieses gar nicht so anonyme Internet. Es ist tatsächlich jemandem aufgefallen, dass es hier eine ganze Weile ziemlich ruhig war. Liebe Mia, Du hast mir damit eine große Freude gemacht. (Ich habe tatsächlich jedem am Tisch erzählt, dass ich einen Leser habe, der mich vermisst!) Wie großartig ist das denn?

Woran meine Blogabstinenz liegt, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich bin von Grund auf ein sehr mitteilungsbedürftiges Wesen. Freunde aus dem Leben 1.0 dürften an dieser Stelle mit dem Kopf nicken. (Ich liebe Euch übrigens!) Ich hatte auch viele Blogpostgedanken und Erlebnisse, aber nichts davon hat es ins digitale Tagebuch geschafft.

Ein paar Neuigkeiten gibt es vielleicht doch, ein paar Erkenntnisse jedenfalls.

Zum Beispiel die, dass Frauen manchmal ziemlich heldenhaft sind. Genau das dachte ich neulich, als ich im Auto unterwegs war. Es gelingt uns, den Haushalt im Griff zu haben, dafür zu sorgen, dass Milch im Kühlschrank ist und die Turnschuhe des Kindes im Turnbeutel, wir denken an Arzttermine, besorgen rechtzeitig Geburtstagsgeschenke, erledigen Besorgungen, haben einen Kopf voll mit 2957 Schubladen, die alle sorgsam gepflegt werden. Die Wäsche wird gewaschen, das Auto getankt, das Kind gebadet, Elternabende, Arbeitstermine und Einkäufe erledigen wir quasi en passant.

So gut und nützlich dieses System im Alltag ist, ich habe dabei eines gemerkt: Im Kopf bin ich immer schon zwei Schritte weiter. Sitz ich morgens beim Kaffee, bin ich gedanklich in der Redaktion. Schreibe ich dort an einem Artikel, denke ich an die Recherche für den nächsten. Esse ich zu Mittag, bin ich mit dem Kopf im Nachmittag, sitze ich abends im Gemeinderat, überlege ich, ob es noch für einen Einkauf reicht und was wir morgen essen. Als ich in dieser Woche unverhofft einen Tag frei hatte, hatte ich große Pläne. Zumindest wollte ich mir am Vorabend solche für die freie Zeit machen. Und schlief darüber völlig geplättet ein. So wachte ich also am Mittwochmorgen auf und das leicht panische Gefühl beschlich mich, mir gar nichts für den Tag vorgenommen zu haben. Und das war der Moment, in dem mir bewusst wurde, dass ich manchmal echt bescheuert bin. 

Zwar ist der Begriff Achtsamkeit in aller Munde und ich hätte jederzeit behauptet, ein achtsamer Mensch zu sein, aber was das wirklich bedeutet, wurde mir an diesem Morgen im Bett schlagartig bewusst. Und so verbrachte ich den Tag immer bei Punkt null. Nicht bei zwei oder drei, sondern ganz im Moment. Am Abend hatte ich mehr erledigt, als ich mir je auf eine to-do-list geschrieben hätte.

Unter anderem habe ich zum Beispiel Schränke ausgemistet. Die Erkenntnis, dass wir von allen Dingen einfach viel zu viel haben, ist mir nicht neu. Aber ich habe begonnen, sie kategorisch umzusetzen. Von zwei vollgestopften Regalfächern voller Bettwäsche sind drei Sets übrig geblieben. Gewaschen und in Klarsichtboxen verstaut und beschriftet erfüllen sie mich mit so viel Glück, dass ich am Mittwoch mehrmals am Tag die Schranktür geöffnet und hineingelinst habe. Je weniger man sich um Dinge kümmern muss, die einem die Schränke und das Leben füllen, desto leichter fühlt sich das Leben auch an. Achtsamkeit ist im Grunde nichts anderes, als Wertschätzung der Dinge, die man hat. Und Ordnung ist nichts anderes als Selbstliebe, denn ich bin es mir wert, in einem sauberen, ordentlichen und schönen Zuhause zu leben. Zur Feier des Tages habe ich mir abends beim Gärtner meines Vertrauens einen großen Strauß der schönsten Rosen gekauft. Ihr Anblick erfreut mich seither, mindestens so sehr wie der meines Schrankinhalts.

Ein bisschen ähnlich beschreibt es Marie Kondo in ihrem gehypten Aufräumbuch. Und obwohl ich zutiefst davon überzeugt bin, dass ihre Art zu denken sehr viel mit Zwangserkrankung zu tun hat, stimmen wir in einem Punkt überein: Es lebt sich besser, wenn man nur die Dinge aufbewahrt, die man benutzt und oder schätzt. Weil ich von mehreren Seiten aber gefragt worden bin, ob ich zum Putzteufel zu mutieren gedenke, habe ich mir aber sicherheitshalber ein paar Folgen dieser britischen Serie angeguckt. Ihr könnt ganz beruhigt sein: Ich bin von obsessiv gaaanz weit weg. (Es gibt eine Frau, die zweimal täglich ihre Badewanne mit Bleiche behandelt, ganz gleich, ob sie benutzt wurde oder nicht. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht. Echt.)

Und sonst so? Ich habe mein Arbeitspensum auf 70 Prozent erhöht, wovon ich mir 10 Prozent daheim einteilen kann, wie ich es mag. Zum Beispiel habe ich gestern einen Artikel fertig gemacht und heute ein paar mails verschickt.

Das Kind hat zwei Wackelzähne, wird aber keine Zahnlücke bekommen, weil dahinter schon die nächsten wachsen.

Ich bin zwischendurch ein Jahr älter geworden und zu der Erkenntnis gekommen, dass dieser lang-aufblieben-Scheiß echt nix mehr für mich ist. 🙂

Wir haben Ostern am Bodensee verbracht und es war der entspannteste Wochenendausflug aller Zeiten und ich habe noch nie so gut auswärts geschlafen, wie in diesen beiden Nächten. Auch Entschleunigen will gelernt sein.

Insofern winke ich allen tapferen Weiterlesern an dieser Stelle zu, es gibt mich noch, ich glaube, ihr werdet wieder öfter von mir lesen. So ihr möchtet.

Warum ich jetzt offiziell eine alte Frau bin. Und woher meine Currylunge kommt.

Ich bin jetzt eine alte Frau. Gestern wurde ich von einer Verkäuferin in einem Fachgeschäft für Hausrat in den Stand der nicht-mehr-jungen-Frauen aufgenommen. Allein die Tatsache, dass ich Fachgeschäfte für Hausrat aufsuche, sagt ja eigentlich schon alles.

Aber lasst mich einen kurzen Abstecher zum Donnerstag machen. Am Donnerstag habe ich mich mit meinem Mann auf den Weg ins Designer-Outlet nach Metzingen gemacht. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich mit dem Pradatäschchen am Handgelenk einen Latte Macchiato auf einer Piazza schlürfen in der Wintersonne. Zwischen einer kurzen Stipvisite bei Jimmy Choo und Gucci. Eine raffiniert geschnittene weiße Bluse hatte ich gesucht. Und ein dunkles Oberteil.

Was ich aber nach drei Stunden kaufte, war ein Kleid von Vero Moda für 18 Euro, drei Gemüsemesser und zwei Bratpfannen. Ich bin kein Fashion-Victim, ich bin ein Silit-Suchti. Großes Kino. Während andere auf dem Heimweg also verliebt über Glattlederstiefel streicheln, streichelte ich hingerissen über die Anti-Haft-Beschichtung meiner beiden Pfannen. Schon da hatte ich den Eindruck, dass früher irgendwie mehr Lametta war.

Gestern aber wurde dieser Eindruck ein für alle mal unwiderbringlich in meinem Bewusstsein festzementiert. Als ich das Gewürzschränkchen neben dem Herd öffnete, war ich plötzlich unfassbar genervt von dem Kuddelmuddel aus Döschen und Tütchen. Und weil ich erst neulich noch behauptet hatte, die kleinen Dinge des Lebens schätzen zu wollen und mir den Alltag schön zu machen – practise what you preach – bin ich also losgezogen, um ein Gewürzregal zu kaufen. (Ein Vorher-Bild kann ich Euch unmöglich zeigen. Der Aufwand, den Blog in Dailymess umzubenennen ist mir zu groß. Aber vertraut mir einfach – es war absolut notwendig! Wer mir auf instagram folgt, kann trotzdem kurz gucken!)

Ich hatte mir das alles sehr einfach vorgestellt. Laden, Regal, Dosen, Kasse, heim, einräumen, fertig. Bis ich im Möbelgeschäft und dort einer ratlosen Verkäuferin gegenüber stand, die mir erklärte, dass kein Mensch heutzutage mehr Gewürzregale benutze. (Ich, der Dinosaurier, merkt ihr?) Derart eingeschüchtert kaufte ich also nach langem Überlegen zwei verchromte Gestelle mit je sechs Glasbehältern darin.

Als ich sie daheim auspackte, war die Enttäuschung groß: Das Attribut verchromt traf allenfalls auf das klapprige Gestell zu. Die Deckel der Dosen, die auf dem Bild silbern geglänzt hatten, waren aus billigem Kunststoff, dessen silberner Bezug verkratzt und dreckig war. Das Glas der Streuer war zum Teil trüb und innen rau. In meiner Küche will ich sowas nicht. Also packte ich die Streuer wieder ein und brachte sie ins Geschäft zurück, das ich mit einer Gutschrift und zwei großen Vorratsdosen verließ. Im zweiten Laden fand ich zwar hübsche Döschen, aber kein Gewürzregal. Weil heutzutage … ihr ahnt es.

Im dritten Geschäft dann die Erleichterung: Die Verkäuferin drehte sich beim Hören meiner Anfrage nickend auf dem Absatz um und bedeutete mir, ihr zu folgen. Es gab Gewürzregale. Sogar zwei zur Auswahl. Aber keine Dosen, beziehungsweise nur sechs Stück. Ich kaufte dennoch glücklich das kleine Regal. Und jetzt kommt’s: An der Kasse erzählte ich ein wenig von der Odyssee und der Suche nach diesem Regal. Darauf sagte die Verkäuferin WÖRTLICH: “Die jungen Frauen brauchen sowas nicht mehr. Die kochen alle mit Maggifix.” ICH BIN ALSO OFFIZIELL RAUS AUS DER RIEGE DER JUNGEN FRAUEN! Sagt das Fachgeschäft für Hausrat! 

Ich machte mich auf den Weg zurück zu Geschäft 2. Dort kaufte ich alle verfügbaren Dosen. Das waren vier, aber sie waren hübscher als die sechs von Geschäft 3. 30 weitere sollten nächste Woche eintreffen.

Ich fuhr nach Hause und begann die ersten vier Gewürze umzufüllen. Dann machte ich mir mitten im Chaos (sind Ärzte unter meinen Lesern? Gibt es eine Currylunge?) einen Kaffee und ließ das Durcheinander auf mich wirken. Und plötzlich hatte ich einen Geistesblitz. Die kleinen Dosen aus Geschäft 2 sahen völlig identisch aus, wie die beiden Vorratsdosen aus Geschäft 1, nur eben kleiner. Ich hatte dort auch kleine Dosen gesehen. Und die Gutschrift. Also  fuhr ich ein drittes Mal in Geschäft 1, grüßte die Verkäuferinnen, als wären wir alte Bekannte und lud mir die Arme voll mit zwei großen und neun kleinen Dosen. Ich habe offiziell den örtlichen Einzelhandel leergekauft, ein Geschäft dreimal, eines zweimal und eines einmal besucht, mindestens 30 Kilometer dafür verfahren, sechs Stunden für die Mission Gewürzregal gebraucht und erfahren, dass ich alt bin. Und das alles an einem einzigen Freitagnachmittag.

Und so sieht es schließlich installiert aus (nachdem der beste Mann noch in den Baumarkt gefahren ist, weil in unserem Sortiment aus 395764839 Fantastilliarden Schrauben natürlich die passenden nicht enthalten waren.).

Und jetzt alle so: Wooooow!

Übrigens behauptet eben jener Mann, er hätte schon beim Kauf der Küche zu einem solchen Gewürzregal geraten, was ich mit abgelehnt hätte mit der Begründung, so ein altmodisches Zeug käme mir nicht in die Küche. ICH BIN ALSO DEFINITIV ALT!

Um wenigstens dem geistigen Verfall ein bisschen Einhalt zu gebieten, habe ich die Dosen übrigens nicht beschriftet. Ich merke mir einfach, welches Gewürz wo drin ist. Im Alter wird ja auch der Geschmackssinn schlechter. Was soll jetzt noch schief gehen.

Warum 2018 mein Jahr wird. Und 2019. Und 2020 …

Ich bin wieder da! Das Blog und ich haben uns eine kleine Auszeit gegönnt. Eigentlich wollte ich pünktlich zum neuen Jahr wieder loslegen, aber ich hab ein bisschen Luft gebraucht. Jahreswechsel sind ja schließlich prädestiniert dafür, sich zu sortieren, neu aufzustellen und die Richtung zu justieren. Dazu später noch mehr.

Ich habe zwischen den Jahren und in der Woche nach Silvester gearbeitet, abgesehen davon hatte ich aber auch einfach kein Bedürfnis, mich daheim an den Rechner zu setzen. Es hat mich viel mehr auf die Couch gezogen mit einem der besten Weihnachtsgeschenke überhaupt: Ich habe von meinem Mann die komplette Sammlung von “Mit Schirm, Charme und Melone” bekommen und mich absolut in die Sechziger verkrümelt. Miss Peel und ich sind ganz dicke.

Das aber eigentlich noch viel bessere Weihnachtsgeschenk war eine Überraschung. (Ich sagte ja, ich habe völlig vergessen, was ich mir so gewünscht habe das Jahr über…) Nämlich: Das Buch “Die Macht der Gewohnheit – warum wir tun, was wir tun” von Charles Duhigg.

Ich hatte erst die Befürchtung, es sei eine trockene, wissenschaftliche Erklärung der menschlichen Psyche. Aber weit gefehlt. Der Autor lässt keine Längen aufkommen, in dem er immer wieder spannende Fälle aus der Praxis schildert. Und ich habe beim Lesen einen Aha-Moment nach dem anderen. Als hätte ich beim Schreiben dieses Posts geahnt, dass ich mich mit dem Thema Disziplin noch weiter auseinandersetzen werde.

Denn Disziplin, das habe ich jetzt gelernt, ist keine angeborene Haltung, sondern eine Gewohnheit, die man sich antrainieren kann. Überhaupt – man kann sich recht viel Gutes angewöhnen. Das Gehirn schafft Strukturen, die einem Auslösereiz eine Tat folgen lassen, die uns das Gefühl der Belohnung verschafft. Diese Strukturen sind, einmal angelegt, kaum mehr abzulegen. Aber sie lassen sich anders füllen. Wer versteht, warum er zur Zigarette greift (kurze Pause, soziale Kontakte, Ablenkung) kann sich das zunutze machen und eine Ersatztätigkeit einbauen, die dieselbe Wirkung hat. Ein Stück Obst, 5 Minuten Augen schließen, etc.

Auch Selbstbeherrschung kann man trainieren, wie einen Muskel. Wer es gewohnt ist, viel auf die Reihe zu kriegen, zahlreiche Aufgaben pro Tag abzuhaken, entwickelt sinnvolle Routinen und lässt nicht locker, ehe er alles geschafft hat, weil am Ende die Belohnung – ein gutes Gefühl – wartet. Wer es gewohnt ist, in den Tag hinein zu leben, sich  nicht um Dinge zu kümmern, bis es zu spät ist – wird auch mit dieser Gewohnheit leben, wenn er sie nicht willentlich ändert und durch eine bessere ersetzt.

Das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht und genau aus diesem Grund, aus dem Gefühl heraus, oft zu funktionieren wie ein Schweizer Uhrwerk, habe ich zwei Wochen Abstand zum PC gesucht. Ich halte eigentlich nichts von guten Vorsätzen, ich halte aber viel davon, in sich hineinzuhören und seinem inneren Kompass Gehör zu schenken. Wenn das dann über Silvester passiert – dann ist das eben so.

Beim Nachdenken ist mir klar geworden, was ich für 2018 will – meine Richtung selbst bestimmen. Meine Entscheidungen noch weniger von außen abhängig zu machen, dem Bedürfnis, mich zu rechtfertigen, noch besser zu widerstehen. Beispiel gefällig? Gestern war ich Einkaufen und wollte schnell etwas fürs Mittagessen besorgen. Ich hatte weder Körbchen noch einen Wagen mitgenommen, aber die paar Kleinigkeiten – Fisch, Gemüse, Pasta – würde ich gut tragen können. Dachte ich. Bis ich die weißen Tulpen und die Büschel frischer Frühlingsäste sah und mir den Arm damit vollpackte. Meine Kapazität reichte immerhin noch für eine Packung Backfischstäbchen. An der Kasse scherzte ich mit der Kassiererin, dass es heute wohl Tulpensalat gebe. Und als ich ihr dann erklärte, dass ich grundsätzlich eher in schön als in praktisch denke, räusperte sich die ältere Dame hinter mir. Ich sah ihrem Ausdruck an, dass ihr Verständnis für junge Frauen, die Blumen statt Brokkoli kaufen, die ihrem Mann kein Schnitzel auf dem Teller sondern Knospen an Zweigen präsentieren, irgendwo im Negativbereich pendelte. (Bevor ihr Euch Sorgen macht – ich hatte noch ausreichend Gemüse im Kühlschrank und im Tiefkühler und Hannah seufzte zwischen zwei Gabeln dass “Mamas Essen das allerbeste auf der ganzen Weeelt” ist. Nimm das, fremde Oma.)

Ich habe außerdem beschlossen, mich von Dingen zu trennen, die mir keine Freude machen und mich nutzlos beschäftigen. Eigens dafür habe ich eine Flohmarktkiste angelegt, denn auf der Bucket List fürs neue Jahr steht ein Flohmarktbesuch. Bei einer Blitzumfrage im Freundeskreis habe ich übrigens rausgefunden, dass jeder, wirklich jeder etwas zur Flohmarktkiste beisteuern kann. Ich denke, das wir mal eine ganz vergnügliche Sache und ich werde nicht alleine dabei sein. 🙂

Während ich mich also von unnötigem Gedöns verabschieden möchte, soll das keineswegs einer Askese ähneln. Ich habe ein paar Dinge auf einer Wunschliste notiert, die ich mir das ganze Jahr über zulegen möchte. Schön Stück für Stück, wertschätzend. Meine erste Amtshandlung am Neujahrsmorgen  – darauf kommt ihr nie – war eine Bestellung im Internet. Wer hat wohl demnächst die weltschönsten Geschirrtücher, naaaa, weeeer? 🙂

Genau das bin ich. Ich liebe es, Dinge schön zu machen. Auch die unbeachteten Dinge zu schätzen. Natürlich könnten wir auch ohne weiße Amaryllis leben. Natürlich könnte ich auch mit den alten Geschirrtüchern leben.  Aber lohnt sich Pragmatismus wirklich immer? Natürlich könnte ich mir ein Paar Sneakers kaufen und sie täglich tragen. Ich müsste keine Schuhe wegen ruinierter Absätze zum Schuhmacher tragen. Aber will ich das? Natürlich könnte ich mich in Funktionskleidung hüllen, müsste nicht so oft bügeln und schon gar nicht frieren oder schwitzen. Aber bin ich das? Wenn ich mir etwas vorgenommen habe für 2018, dann genau das: Jeden Tag noch ein bisschen besser hinzuhören, wer ich bin. Was die Stimme in mir will. Ich will meine Persönlichkeit noch ein bisschen besser auskosten, ans Licht holen und einfach ich selbst sein. In Blüschen, auf hohen Hacken und mit frischen Blumen auf dem Tisch.

Und ihr so? Vorsätze?

 

Alexa, erinner mich an den Nikolaus!

Rituale sind etwas Schönes. Sie gliedern den Tag, den Monat, das Jahr. Sie verleihen unserem Alltag etwas Beruhigendes, etwas, an dem man sich festhalten und orientieren kann.

Allerdings nicht, wenn man sich erst im Halbschlaf an sie erinnert. Wir hatten weiß Gott genug über den Nikolaustag gesprochen. Es war klar, was in den Stiefel kommt. Gestern Abend kurz vor Mitternacht war mir allerdings gar nicht mehr so viel klar. Erstens fiel mir siedendheiß ein, dass ich den 6. Dezember fast völlig vergessen hatte und eben kein Stiefelchen vor der Tür stand. (Bzw. es stand da schon, nur leer.) Ich raffte also sämtliche noch verfügbare Energie zusammen und stand wieder auf. Den Schlafanzug, den der Nikolaus ausgesucht hatte, hatte ich recht schnell gefunden. Im Trockner. Schon gewaschen. Aber die Socken? Zielsicher griff ich in den Schrank, in dem ich sie vermutete – und ins Leere. (Ich ziehe hiermit meine Bewerbung als Nikolaus zurück.) Schließlich fand ich sie dann doch und friemelte alles im kalten Treppenhaus in den Kinderschuh. 

Die Belohnung heute morgen waren strahlende Kinderaugen. “Der NIKOLAUS war da!” brüllte das Kind aufgeregt, während mir der Gatte einen schmunzelnden und vielsagenden Blick zuwarf. So schlimm kann ich aber gar nicht sein, denn auch in meinen Stiefel haben sich ein paar schokoladige Naschereien verirrt.

Ebenso ein liebgewonnenes Ritual: Ich hole meine Weihnachtsliedersammlung fürs Klavier hervor und übe für den Heiligabend. Auch das Weihnachtskartenschreiben gehört für mich in die Adventszeit.

Und manchmal verlässt man mit Ritualen auch den gewohnten Pfad und findet neue. Ganz moderne. Wir fragen zum Beispiel jeden Abend unsere Alexa, wo sich der Weihnachtsmann gerade befindet. Gestern war er grad im Stall und hat seine Rentiere gefüttert. Heute verriet uns Alexa, dass er das Baucheinziehen übe, um ja durch jeden Kamin zu passen.

Sie hätte mich ja auch an den Niklausstiefel erinnern können. Aber manchmal empfiehlt es sich durchaus, selbst zu denken. 🙂

White Christmas – selbstgemacht!

Meistens kommt das Gefühl urplötzlich, wie aus dem Nichts heraus. Ich sitze gemütlich auf der Couch. Und stelle fest, dass ich mich nicht auf mein Buch, nicht auf den Krimi konzentrieren kann. Weil mein Blick immer wieder ins Regal über dem Fernseher schweift. Dort haben sich im Lauf von Tagen und Wochen schiefe Bücherstapel angesammelt oder Dinge, die man kurz aus dem Weg haben wollte. Oder – Deko. Nicht falsch verstehen, ich liebe Deko. Aber ich brauche Luft zum Atmen. Eine leere Kommode ist mir manchmal lieber, als vollgestellte Flächen und seien die Dinge noch so hübsch. Während ich schon vor Monaten das bunte Durcheinander gegen mein weißes Porzellan in der Glasvitrine getauscht habe, darf es zur Weihnachtszeit wieder ein bisschen üppiger sein. Dennoch: Unser Adventskranz ist sehr reduziert geschmückt mit grünen, kleinen Kugeln und wenigen weißen Sternen. Die Kerzen stehen stattdessen in einer silbernen Kastenform.

Besonders schön sind die Deko-Artikel von Räder. Ich liebe das weiße und zurückhaltende Design sehr. Und das hat mich vermutlich auch inspiriert zu diesem schnellen und einfachen DIY: An einem grauen und verschneiten Sonntagnachmittag (vorgestern nämlich) knetete ich mit dem Kind weißes Fimo weich. Wir haben es mit dem Kinderwellholz ganz flach und möglichst gleichmäßig ausgewellt und Sterne und Tannenbäumchen ausgestochen. Kleiner Tipp: Wer Fimo ausrollt, sollte dies auf Backpapier tun. Davon lässt sich die Masse nämlich besser lösen. Wenn die Rückseite nicht ganz so glatt war, haben wir die Anhänger nochmals von der Rückseite ausgewellt. Sehr vorsichtig, um die Form nicht kaputt zu machen.

Mit einem Holzstäbchen habe ich möglichst mittig ein kleines Loch in den weichen Teig gebohrt, durch die wir später die Aufhänger gefädelt haben. Bei 110 Grad haben wir die Förmchen im Ofen eine halbe Stunde gebrannt.

Ich möchte sie als ganz persönliche Geschenkanhänger mit Merhwert einsetzen, kann sie mir aber auch an zierlichen Ästen in einer Glasvase gut vorstellen oder schlicht am Weihnachtsbaum.

Fimo ist absolut variabel, wer es bunt mag, hat quasi die komplette Farbpalette zur Auswahl. Es gibt sogar Fimo mit Glitzer, aber bitte sagt das keiner meinem Kind. 😉 Auch kann man mit der Masse prima kleine Kugeln formen oder plastischere Sterne, sie als Tischkärtchen verwenden oder mit einem Keksstempel bearbeiten. Man kann Fimo sogar bemalen, gut geht es mit Acrylfarben, aber Lackstifte tun’s auch.

Für uns bleibt’s erstmal bei weiß. Das ist unsere Art von weißer Weihnacht. Wenn schon auf Petrus keinen Verlass ist. 🙂

Und natürlich sind wir gerne wieder mit unserem weihnachtlichen Werk dabei bei allen Dienstagskreativen!

Creadienstag  

Dienstagsdinge

Handmade on Tuesday