Hatte ich gestern noch behauptet, hier würde nur gebacken und gebastelt? Papperlapapp. Natürlich wird hier auch gearbeitet. Also so richtig. Heute Morgen war ich mit Kamera, Schreibblock und Stift unterwegs und habe für die Lokalpresse ein paar Impressionen von der Fundsachenbörse und von einer Bücher- und Spielebörse eingefangen. Ich habe nicht schlecht gestaunt, was man übers Jahr in unserer kleinen Stadt so alles verlieren kann. Gut, bei Handtüchern im Schwimmbad mag man sich nicht wundern. Auch nicht bei Jacken oder Mützen in Turn- oder Festhallen. Aber wer verliert einen original-verpackten Designerstuhl?
Oder eine Halskette, vom Juwelier in Geschenkdose und Papier verpackt? Meine Fantasie rankte natürlich sofort Geschichten um all die Merkwürdigkeiten, die da angeboten wurden. Die Beschenkte beispielsweise WOLLTE gar nicht mit einer Halskette (mit Herzanhänger, alles klar, oder?) bedacht werden und schleuderte dem unglücklichen Verehrer das ungeöffnete (aber mit Juwelier-Kleber gekennzeichnete) Geschenk vor die Füße! Und dieser beschloss ob der Schmach das Zeugnis seines Abgewiesenwerdens an Ort und Stelle liegen zu lassen… wo es ein anderer fand und brav aufs Fundbüro trug. Genauso muss es gewesen sein, oder? Auch die vielen Eheringe mit Gravur… sind sie wirklich verloren gegangen? Oder hat sich der Mann von „Brigitte“ den Ring einfach vom Finger gezogen und ihn vor Wut quer über den Marktplatz gepfeffert, wo ihn ein anderer… ihr wisst schon? Und überhaupt, wer ersteigert denn jetzt einen Ring, in dem Brigitte steht? Wäre das womöglich der Beginn einer spannenden Partnersuche? „Ich, Rentner, 66 Jahre alt, Haus, Garten und Auto vorhanden, suche nach großer Enttäuschung eine liebe Sie zwischen 50 und 70, einzige Bedingung: Vorname muss Brigitte sein?“
Fragen über Fragen… ich hätte noch stundenlang zwischen den verschütt gegangenen Dingen herumflanieren können, weil sie mir Geschichten ohne Ende erzählten. Aber ich musste ja weiter zum nächsten Termin: Kinderparadies. Ich hab strahlende Kinderaugen gesehen und Eltern, die begeistert waren, dass der drölfte Puzzlekarton nur zwei Euro gekostet und es die Kinderbuchklassiker fast geschenkt gab. (OK, ich hab auch genervte Eltern und nölige Kinder gesehen, weil es entweder nicht das gab, was das Herz begehrte oder weil sich die doofen Erwachsenen dem Kauf eines dritten Bobbycars trotz kindlicher Verhandlungsstärke („ICH WILL DEN ABER HAAAABEN“) strikt verweigerten. Aber hey, sowas blendet man höflich aus.)
Dabei ist mir aufgefallen – um die Büchertische mit Kinderliteratur war besonders viel Gedränge. Und Bücher kann man ja eigentlich auch nie genug haben. Erinnert ihr Euch noch an Eure liebsten Kinderbücher? Bei uns steht aktuell die kleine Raupe Nimmersatt hoch im Kurs. Obwohl wir das Buch in allerlei Ausfertigungen (groß, klein, Plastik, Pappe, mit Text, ohne Text…) haben, guckt das Tochterkind die kleine gefräßige Raupe immer wieder gerne an und erzählt die Geschichte selbst schon ganz gut, wenn sie die Bilder dazu sieht.
Auch Klassiker, wie Lindgrens Michel aus Lönneberga liegen hier auf dem Bücherstapel. Außerdem toll finde ich die Ravensburger Junior-Reihe „Wieso, weshalb, warum“. Wir kaufen immer die Bücher, die sie aktuell mit etwas verbinden kann. „Wo leben die Tiere“ und „Der Wald“, als ich sie ins Wildgehege geschleppt habe, „Die Feuerwehr“, als sie mit mir bei der Einweihung eines neuen Feuerwehrautos war… ihr versteht meinen pädagogischen Ansatz, ne?
Und wenn ich dann so in meinen eigenen alten Kinderbüchern herumblättere und mich aufs Vorlesen freue, stelle ich mit einem Mal fest, dass es draußen dunkel geworden ist und möchte meinem Kind sagen „…nur noch das eine Kapitel, ich bin gleich durch…“ Sternzeichen Leseratte. Womöglich habe ich das ja vererbt. Gäbe Schlimmeres.
Ich kann mich an keine Bücher in meiner Kindheit erinnern bis auf 2 oder 3 Exemplare der “Was ist Was” Reihe (u. a. Heft 10 – Fliegerei) und einer Kinderbibel. Dann habe ich als Blag HEIMLICH Supermancomics gelesen (konnte man beim Friseur kaufen), da Comics damals im Katholizismus ja Schund waren! Das Leben als Kind war hart in der Prärie! seufz