Vielleicht liegt es an meinen Augen. Die so langsam hüstel in die Jahre kommen. Vielleicht liegt es aber auch an einer gewissen Entwicklung, die jeder wohl im Lauf seines Lebens durchmacht. Ich stelle an mir jedenfalls in letzter Zeit ein paar Veränderungen fest. (Nee, ich werde nicht kurzsichtiger. Ok, das Knie zwickt hie und da mal. Abwechselnd das Linke und das Rechte. Aber das hat rein gar nichts mit dem Alter zu tun. WELCHES ALTER??)
Ich bin dekomüde. Und damit meine ich nicht, dass ich keine Lust habe, zu dekorieren. Aber ich empfinde Räume schnell als überladen. Als bunt und aufdringlich und chaotisch. Alles begann damit, dass ich vor einem Jahr plötzlich beim Blick auf meine orangeroten Gardinen das große Schauern bekam. Ich fuhr auf der Stelle (wirklich, ich trank meinen Kaffee aus und setzte mich ins Auto) in ein Einrichtungsgeschäft und kaufte weiße Vorhänge. Ich tauschte mein Sammelsurium an bunten Übertöpfen gegen weiße aus. Und empfand die Stimmigkeit plötzlich als Wohltuend. Ich verbannte nach und nach kunterbunte Sofakissen und ersetzte sie mit hellen, grafischen Mustern. Diesen Sommer packte mich der große Rappel und ich räumte unser ungenutztes großes Wohnzimmer samt Balkon auf. Ich tauschte auch hier Gardinen und Kissen und schaffte Platz, wo vorher Deko stand. Sand, braun, beige, ein zartes gelb. Das war’s. Und plötzlich war der Raum in sich stimmig und schön.
Vor drei Wochen starrte ich beim Bettenmachen die hellgelbe Wand im Schlafzimmer an. Ich wusste binnen Sekunden, wie meine nächsten Tage aussehen würden. Ich kaufte weiße Farbe für die Wand, entwarf ein Regal mit Kleiderstange, malte zwei Bilder (eines der Elefant oben, das andere das Zitat), strich einen Stuhl um und ging richtig auf darin. Und während ich früher mit der Try-and-Error-Methode eingerichtet hatte, wusste ich plötzlich, wie es am Ende aussehen sollte. Ich musste nur dem Bild in meinem Kopf folgen. Ich kaufte neue Nachttische und neue Nachttischlampen (jeder hat jetzt das, was er mag) und blieb meiner Linie treu – möglichst weiß, möglichst schlicht. Auf das Regal übrigens warte ich noch. Das muss der beste Mann der Welt noch kaufen, zusägen, an die Wand zaubern.
Darunter kommt, inspiriert von einem wunderbaren Einrichtungsbuch, ein Wasserrohr als Kleiderstange. Ich mag den Industrie-Stil verbunden mit der Heimeligkeit eines Schlafzimmers.
So gestreift sah der Stuhl vorher aus… bis ich ihm mit mattgrauer Farbe ein neues Leben schenkte.
Als nächstes kommt der Flur dran. Dann die Teppiche im Esszimmer. Es ist ein bisschen so, dass meine Seele viel mehr Ruhe findet in monochromen Räumen. Was nicht heißen soll, dass ich nicht auch bunt kann. Aber wenn’s ums Wohnen geht, bin ich wohl eher hell gestrickt. Womöglich stimmt es aber auch, dass sich der Mensch alle sieben Jahre verändert und sich quasi neu erfindet. Wie sieht’s denn bei Euch aus? Bunt? Zusammengewürfelt? Viel Deko oder wenig? Einfarbig und neutral oder jeder Raum anders?