Morgen geht’s los!

Liebes Leben,

ich habe mich drei Jahre lang gefragt, wie es sich anfühlen wird, einen unterschriebenen Arbeitsvertrag in der Tasche zu haben. Ich habe den Tag herbeigesehnt, an dem klar sein wird, wie mein berufliches Leben weitergeht. Ich habe mit mir gehadert, irgendwann geglaubt, dass ich nie wieder in einer Redaktion arbeiten, stattdessen als Sekretärin in einer kleinen Firma versauern werde. Und dann kam alles ganz anders. Ich hatte plötzlich meinen Weg gefunden, Sprachen gelernt, Menschen kennen gelernt, eine Redakteursstelle ergattert. Und morgen geht’s los. Und wie fühlt sich das jetzt an? Ich bin aufgeregt, hibbelig, nervös und weiß gar nicht mehr, ob ich all dem gewachsen bin. Morgen geht’s los. So richtig fassen kann ich das immer noch nicht. Aber eins steht fest: Morgen geht’s los. Egal wie. Wird schon werden. Um neun. Morgen beginnt mein neues altes Leben wieder. Und ich bin nervös. Ach sagte ich schon, dass es morgen um neun los geht?

Von Einkaufstouristen und Wagenparkern…

Liebes Leben,

ja, ich weiß es ist Samstag, ja ich weiß, 11.30 Uhr ist nicht die beste Zeit zum Einkauf, ja ich weiß, dass ich mir schon hundert Mal vorgenommen hatte, NICHT mehr am Samstag um 11.30 Uhr einkaufen zu gehen.
Heute war ich einkaufen. Samstag, halb zwölf im Supermarkt. Samstags um halb zwölf sind genau die Menschen beim Einkaufen, die offensichtlich auch ein anderes Mal hätten gehen können. Rentner, die mit ihren Einkaufslisten in Sütterlin exakt in der Mitte zwischen zwei Nudelregalen stehen bleiben und fremden Menschen versichern, dass es nach dem Krieg so eine Auswahl nicht gegeben hätte, dass die Menschen damals noch bescheidener gewesen seien und sich mit dem begnügen mussten, was sie bekommen hätten. Wenn man sich dann beinahe für die heutige dekadente Auswahl verantwortlich fühlen möchte, wirft man einen Blick in den Einkaufswagen der Rentner: Chinesisches Wok-Gemüse, Basmati-Reis, Ingwer-Wurzel, Lindt-Pralinen und Weichspüler. Früher war alles besser. Schon klar.
Neben den Rentnern sind da noch die Mütter mit ihren sieben Zwergen, von denen fünf schon laufen können, eins im Wagen plärrt und eins auf dem Arm der Mama den Aufstand probt. Mit lähmender Gleichgültigkeit schieben diese Mütter ihren Wagen (eskortiert von fünf Kindereinkaufswägen mit Fähnchen dran) durch die Reihen und andere Kunden als Spalier in die Seitengänge, um am Ende einen Pack Windeln und fünf Mal Puddingpulver zu erstehen. Auch die Fraktion der Wagenparker ist vornehmlich samstags unterwegs. Das sind die Kunden, die ihren vollen Wagen gerne mal – ist ja aber auch schwer das Ding – im Mittelgang stehen lassen, meist diagonal, und eine Viertelstunde nach dem präferierten Duschgel suchen, ohne sich ihres Verkehrshindernisses bewusst zu sein. Aber am Schlimmsten sind die Erlebnis-Touristen. Vornehmlich Männer, die mit ihren Gattinnen am Wochenende den Großeinkauf machen und sich dabei fühlen müssen wie ein Sechsjähriger im Legoland. Mit großen Augen bleiben sie – natürlich mitten im Weg – vor dem Gewürzregal stehen und nehmen mit unermüdlicher Begeisterung ein Döschen nach dem anderen heraus und studieren dessen Beschriftung. "Schatz, hier gibt's Bratkartoffelwürzer. Und Salz, extra für Tomaten. Was ist denn gerebelt?" Die armen Frauen stehen daneben, schauen auf die Uhr und schwören sich, nächsten Samstag allein einkaufen zu gehen.
Aber es geht ihnen wie mir und so sehen wir uns sicher nächste Woche wieder. Samstag, halb zwölf im Supermarkt.

Shopping-Overkill…

Liebes Leben,

ja, auch ich hab' dann und wann mal die Nase voll vom Einkaufen. Nach drei Tagen Shopping-Marathon mit Schatzi hatte ich heute nicht einmal mehr Lust, die Auslangen von Benetton, Mexx oder S.Oliver zu betrachten. Irgendwie sehen nach drei Tagen Einkaufen alle Blusen, Hosen und sonstige Leibchen gleich aus. Braun und brombeerfarben und unterwasserblau. Mit viel Klimbim um den Hals. Nicht mal mehr die Schuhe haben mich interessiert. Und das will wirklich etwas heißen. Die plötzliche Konsumsättigung könnte natürlich auch daher kommen, dass wir bei IKEA eine halbe Stunde an der Kasse standen, weil sich ungefähr 578689 andere Kunden schon vor uns zum Bezahlen entschließen konnten. Sie alle sind dem IKEA-Virus verfallen. Man geht zu IKEA, nicht weil man etwas sucht, sondern weil man nur mal gucken möchte. Und kommt nach Hause mit zwei Tüten voller Krimskrams, den man im Vorbeigehen eingepackt hat, meist begleitet von Aussagen wie "Ach guck, das ist ja praktisch" oder "Wie niedlich, ich wollte immer schon mal eine blau-grün-rosa gestreife Vase haben". Mal im Ernst. Kein Mensch braucht NOCH EIN Gefäß für Blumen, die man einmal im Jahr geschenkt bekommt und die dann sowieso nicht in besagte Vase passen. Aber bei IKEA gelten andere Regeln. Mich würde es nicht wundern, wenn ich eines Tages einmal die Durchsage hören würde: “Die kleine Venus wird gebeten, nach dem Einkauf ihren Verstand und ihre Vernunft aus dem Kinderparadies abzuholen…"

Es hat mich erwischt – das Stöckli

Bei anderen zu lesen macht ja Spaß… jetzt hat’s mich aber auch erwischt. Das Stöckli. Na schön.

Warum bloggst Du?
Weil es vieles gibt, über das zu reden sich nicht lohnt, aber über das zu schweigen schade wäre. Außerdem hilft es mir, das Leben meiner Ex-Mitschüler mitzuverfolgen. Sofern sie eifrig bloggen, nicht wahr, Jenni??? *g*

Seit wann bloggst Du?

Seit 20.04.2006

Selbstportrait
Redakteurin und Frühaufsteherin, die abends nochmal fleißig wird. Ich lache, liebe und lebe gerne.

Warum lesen Deine Leser Deinen Blog?
Fragt das meine Leser.
Sie werden meine Schreibe mögen, oder mich kennen, oder sie dümpfeln einfach so in den unendlichen Weiten der Internet-Galaxie herum und sind an der Venus kleben geblieben.

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf Deine Seite kam?

keine Ahnung
Welcher Deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?

Ich bin eher immer wieder erstaunt über Einträge, die ich selbst im Nachhinein unwichtig und unwesentlich finde. Ausgerechnet da wird ganz eifrig kommentiert. Womit wir wieder bei der Frage wären: Wer zum Teufel liest denn hier mit???

Dein aktuelles Lieblings-Blog?
Das von loni. Und von marab. Und von Schenna natürlich. Und von Jensonline.

Welchen Blog hast Du zuletzt gelesen?

Den von Jens (wobei sich hier die Frage auftut: der blog oder das blog?)

An welche vier Blogs wirfst Du das Stöckchen weiter?

An Marab, an Schenna82, an den Wolpertinger und an Jensonline.

Warum?
Weil die s

Die Venus schreibt…

Hab ich ja glatt vergessen: Nicht nur Lese- und Malphasen bestimmen mein schöpferisches Tun, auch eine ausgeprägte Schreibephase hatte ich schon. Also, für die, die gerne Kurzgeschichten lesen, dazu noch als Fortsetzungsgeschichte, hier der erste Teil vom “Rosengrab”:

Sie wischte mit der bloßen Hand über das Muster – kleine Fliesen, Scherben. Eine an der anderen. Wenn man direkt davor stand, war es ein gelb-grün-blaues Durcheinander. Sie stand auf, ging die fünf Stufen hinunter und ein paar Schritte den Weg ent-lang. Sie drehte sich um und lächelte. Genau in diese Perspektive hatte sie sich vor vier Monaten verliebt. Die beiden Linden, der schmale Weg. Und an dessen Ende die schöne Mosaiktreppe, die zur Haustür führte. Sie sah nach oben in das grüne Blätterdach, sog die frische Luft tief ein und ging zurück ins Haus. Die Tür ließ sie offen. Die Zeitung, aus dem Briefkasten legte sie zu den anderen auf die Kommode im Flur. Zum Lesen würde sie wieder nicht kommen.

13. Juli 1965
Liebste Marie,
warum tust du mir das an? Ich will dich nicht so sehen. Du sagst, du kannst nicht mehr lachen, willst nicht mehr essen. Willst nicht mehr mit mir leben. Aber du kannst ohne mich nicht leben. Ich sorge für dich. Bringe dir Wasser. Jeden Tag. Ohne mich bist du nichts. Marie, begreife doch, dass wir alles füreinander sind. Hast du vergessen, dass ich dich liebe?
Dein L.

Als sie den Kaufvertrag für die Villa unterschrieben hatte, war
sie voller Tatendrang gewesen. Sie hatte im Kopf den Räumen allerhand Farben und ihren Möbeln immer neue Plätze gegeben. Nun standen ihre Möbel verloren in der Mitte des großen Wohnzimmers, bedeckt mit einer Folie, die bei jedem Windhauch raschelte. Seit zwei Monaten lebte sie aus Koffern und Umzugskartons, stolperte über Farbeimer und Schuhe. Matthias hätte ein solches Chaos gehasst. Er war der Grund, warum Eva der engen Wohnung und der Stadt den Rücken gekehrt hatte. Ein Befreiungsschlag nach elf Jahren. Niemand hatte verstanden, warum sie sich getrennt hatte. Nach außen hin waren sie das perfekte Paar gewesen, sie eine mäßig erfolgreiche Autorin, er Geschichtswissenschaftler. Aber in Wirklichkeit war die Uni seine einzige Liebe gewesen. Matthias war von ihrer Entscheidung zunächst überrascht. Dann hatte er sich damit abgefunden. Für elf gemeinsame Jahre zu schnell, wie Eva fand.

17. Juli 1965
Marie,
er war hier. Er hat nach dir gefragt. Ich habe ihm gesagt, dass du verreist bist. Er wird dich nicht belästigen. Warum sprichst du nur nicht mehr? Warum weinst du nur noch? Ich will dich nicht einengen. Aber du musst begreifen, dass du mein Leben bist. Du hast gesagt, ich halte dich gefangen. Dabei ist es ungekehrt. Ich bin dein Gefangener. Seit dem ersten Tag. Ich habe deinem Drängen nachgegeben. Du hast gesagt, du vermisst die Sonne und deine Rosen. Ich habe dich in den Garten mitgenommen und du hast um Hilfe geschrieen, als wärst du geisteskrank. Aber niemand hat dich gehört. Du hast mich angeschrieen, dass du mich hasst. Das meinst du nicht so. Wann wirst du endlich einsehen, dass du für immer bei mir bleiben wirst? Dein L.

Nachdenklich rührte Eva in ihrem dünnen Kaffee und spürte wieder eine Mischung aus Wut und Enttäuschung in sich aufsteigen. Die lärmenden Elstern im Garten holten sie wieder in
die Wirklichkeit zurück. Matthias war passé. Sie ging durch den
Rundbogen ins Wohnzimmer, öffnete die vier großen Fenster
und auch die Tür, die auf den kleinen, Balkon mit der geschwungenen Brüstung führte. Sie drehte das Radio auf und begann, den weißen Rahmen des ersten Fensters mit Klebeband abzukleben. Gegen Mittag hatte die Sonne die hintere Seite des Hauses erreicht und flutete das Wohnzimmer mit Licht. Eva war gut vorangekommen und trällerte vergnügt. Den Besucher bemerkte sie erst, als sie beim Abkleben auf Knien an der Bodenleiste beim Durchgang angekommen war und neben sich zwei fleckige, ausgetretene Turnschuhe stehen sah…

Fortse

Die Venus malt

Angeregt von einem kurzen Austausch mit marab1 über das Malen und dessen Wirkung – hier sind zwei meiner Werke, eben fotografiert, nicht ganz klar, weil ich zu faul war, sie aus dem Rahmen zu popeln. Beide hängen im Wohnzimmer und sind kurz nacheinander in einer Malphase entstanden. In diesem Zusammenhang fällt mir auf, dass mein Leben aus Phasen besteht. Lesephasen, Malphasen, Musikphasen und nebenbei noch Gammelphasen, die aber sehr kurz ausfallen. Im Moment durchlebe ich die Lesephase. Die 1.578.902.430. wahrscheinlich. Und die werde ich noch voll auskosten. Denn demnächst beginnt die Arbeitsphase wieder.

Hausfrauengewissensbisse…

Liebes Leben,

als Nachschlag zum letzten Eintrag: Ja, ich leide an Hausfrauengewissensbissen. Das ist wohl jenes Gefühl, das sich einschleicht, wenn man einfach nur mal in Ruhe eine Tasse Kaffee auf dem Sofa schlürfen möchte, mit einem guten Buch. Und dabei fällt einem ein, dass man eigentlich dringend mal wieder das Bad sauber machen sollte. Und die Betten sind auch noch nicht gemacht. Wenn mein Gehirn mal kurz Luft holt, überwiegt das “Das-hast-du-dir-ja-wohl-mal-verdient-Gefühl”. Meistens lese ich dann zwei Seiten – jede zweimal, weil mich meine innere Stimme ja dauernd unterbricht – und fange dann doch halbherzig an zu wischen und feudeln. Gibt’s dagegen eine Medizin? Außer dem Gummihammer…

Geschafft!!! Endlich Uuuuuuurlaub!

Liebes Leben ,

das war's, ich bin raus! Heute war die letzte Prüfung, lief der Leerkraft entsprechend zäh, aber für eine zwei reicht's allemal. Und was will man mehr? Ich danke allen, die an mich gedacht und mir so fest die Daumen gedrückt haben. Ich komm dann mal vorbei, zum Daumen-Anpusten! Ab jetzt werde ich jede Sekunde genießen, eineinhalb Wochen nur noch tun, was mir Spaß macht und das Leben in vollen Zügen genießen. Wer weiß, wann ich das nächste Mal Urlaub kriege, wenn ich dann endlich wieder arbeite? Es war ein seltsames Gefühl, nach der Prüfung noch gemeinsam anzustoßen und noch zu acht auf einen Kaffee zu gehen. Wir haben uns alle nochmal gedrückt und uns versprochen, fleißig zu mailen. Aber meistens verläuft sich sowas ja irgendwann im Sande. Bei uns nicht, noch sind wir fest davon überzeugt, dass WIR wirklich in Kontakt bleiben. Zumindest mit ein paar besonders lieben Leuten werde ich Kontakt halten. Noch ist es nicht angekommen, dass nun wirklich alles um sein soll. Ich kann es noch nicht glauben. Ich habe es auch noch nicht verinnerlicht. Es fühlt sich noch so an, als würden wir uns spätestens am Montag wieder treffen und im gewohnten Trott weitermachen. Ich bin einerseits froh, alles (bis aufs Mündliche) überstanden zu haben. Aber andererseits betrübt und melancholisch, weil ich mein Zimmer aufgeben musste, keiner WG mehr angehöre – Maggie, ich vermiss' Dich jetzt schon! – keine Klausuren mehr vor mir habe und wahrscheinlich nur noch selten ins Oberschwäbische komme. Jetzt, wo ich mich dort langsam richtig zu Hause gefühlt hätte…  Aber was soll's, that's life und wir bleiben ja alle in Kontakt. WIR schaffen das. Wirklich.