Fremde Ecken und das Gefühl von Freiheit

Morgens vor dem Frühstück ein paar Bahnen im menschenleeren Schwimmbad ziehen – das hat was. Und gestern Vormittag war es mir tatsächlich vergönnt, schon kurz nach acht das chlorduftende Hellblau unsere Hotelpools zu durchpflügen. Wir haben das Wochenende in Würzburg verbracht bei einer Fachtagung für Imker. Weil das Tochterkind auch dabei war, haben wir kurzerhand einen Satz Großeltern mitgenommen als Kinderbespaßungsteam. Ich habe mit dem Gatten sehr ernsthaft besprochen, dass ein Hobbyraum oder gar ein Kellerraum völlig überbewertet wird, wenn man dafür einen Pool haben könnte. Sieht der Gatte zwar ähnlich, die Aussichten auf ein eigenes Schwimmbad im UG sind trotzdem verschwindend gering. Nix krieg ich. Nix.

Letztes Jahr haben wir das in der Eifel schon genau so gemacht mit den Großeltern, das hat wunderbar funktioniert. In diesem Jahr haben sich die Imker in Veitshöchheim getroffen und für uns war klar: Würzburg ist die größere Stadt, in der es für die Begleitpersonen mehr zu sehen gibt. Also haben wir dort Quartier direkt am Main bezogen. Und hatten richtig viel Glück: Zwei Tage lang zeigte sich Bayern mit weiß-blauem Himmel, wie man sich das vorstellt.

Während wir am Freitagnachmittag schon eine Runde über den Markt und durch die hübschen Gassen gedreht hatten, habe ich mich am Samstagmorgen meinem Mann angeschlossen zu den Fachvorträgen.

Wenn sich über einhundert Imker treffen, dann sieht das etwa so aus:

Rappelvoller Hörsaal im Fachzentrum Bienen der bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Nach dem gemeinsamen Mittagessen allerdings zog es mich mit Macht zurück in die Stadt. Ich wusste, mein Mann würde noch bis in den Abend in dem Hörsaal sitzen. Das Kind ist mit Oma und Opa unterwegs. Ich hatte also – frei. So richtig. Und ich habe den Tapetenwechsel in vollen Zügen genossen. Nichts fasziniert mich so sehr, wie eine unbekannte Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Ich bestaune bemalte Fassaden wie die des Rathauses und barocke Bauwerke, zünde eine Kerze in einer Kirche wie dem Neumünster an, besuche die Kiliansgruft, lasse mich treiben. Selten verliere ich dabei die grobe Orientierung. Ich stöberte mich durch Modeabteilungen in Kaufhäusern, kaufte eine Winterjacke und etwas zu lesen und erstand schließlich auf dem zauberhaften Markt köstliche, frischgebrannte Kokosmandeln.

Gibt es Würzburger unter meinen Lesern? Es war schön bei Euch! (Aber kann mir einer verraten, was auf der alten Mainbrücke so los ist? Dort haben sich Menschenmassen versammelt ohne ersichtlichen Grund. Treffpunkt zum Tratschen und Kaffeetrinken?)

Die Kiliansgruft
Marienkapelle, trotz ihrer Größe eine Kapelle
Rathaus mit Brunnen im Vordergrund (und blauem Himmel dahinter!)

   Ich wurde erst von einer hellen Stimme aus meinen Tagträumen gerissen, die mir von der anderen Straßenseite “Maaamaaaaa!” zurief. Oma, Opa und das Tochterkind hatten mich erspäht und so spazierten wir gemeinsam noch ein bisschen durch die Stadt, bevor wir uns gemütlich mit dem City-Zug zur Rundfahrt durch die Straßen aufmachten.

Das wunderschöne Neumünster

Was ich gelernt habe beim Reisen mit Kind: Genügend Spielsachen einzupacken, ist elementar wichtig. Auch sind Kinder noch lange nicht so aufnahmefähig wie Erwachsene. Hannah findet fremde Städte nur so lange interessant, wie es Spielzeuggeschäfte oder Einhornpullover zu bestaunen gibt. Wenn es nach ihr ginge, könnten wir aber auch im Hotelzimmer sitzen, aus dem Fenster auf die Straße gucken und Tiptoi-Bücher anhören. (Ich sag nur Heyho, reit mit uns. In Dauerschleife.)

Diese “Kollegen” hier waren auch im Hotel. Vielleicht hätten sie auch lieber die Stadt gesehen, als in Tagungsräumen zu hocken, aber was sein muss, muss sein. 🙂

Das andere Highlight des Wochenendes war definitiv der Besuch bei meinem frischgeschlüpften Patenkind bei Nürnberg (ja, Roadtrip, aber das war’s wert!). Meine Güte, so klein war mein Kind nie! (Oder doch?) Ich hatte die schlafende Kleine eine Weile auf dem Arm und lauschte in mich hinein. Aber nein, keine Spur von Nestbautrieb oder Milcheinschuss. 😉 Es bleibt wohl alles, wie es ist.

Und jetzt machen wir uns an die letzten Vorbereitungen für den Kindergeburtstag am Freitag. Alle Zeichen stehen auf Regenbogen und Einhorn! Also, lasst uns in die … äh … Abendsonne reiten.

Juni-Sonntag: Vom grünen Klee und den köstlichsten Keksen

Wir hatten gestern ein Problem mit der Uhr. Nicht mit der am Handgelenk, sondern mit der inneren. Denn während ich die Nacht davor sehr spät ins Bett gekommen bin, weil ich an diesem Blog gearbeitet habe – Überraschung, alles ganz neu und viel schöner, GELL??? – lalg ich schon vor acht wieder putzmunter im Bett und konnte nicht mehr schlafen. Also habe ich aufgeräumt und Wäsche gemacht, war beim Bäcker und wir haben gemütlich gefrühstückt. Weil ich dann Lust auf Backen, aber keine Lust auf Kuchen hatte, sind kurzerhand diese sensationellen American-Chocolate-Cookies entstanden. Wunderbar crunchig und grade weich genug. Und herrlich schokoladig. Mit Schokolade kann ein Keks ja nur gewinnen, ne?

Und während ein BIOS-Update mit Fernwartung des besten Admins der Welt (danke nochmal!) lief, wurde ich plötzlich furchtbar müde. Und so kam es, dass ich das Essen verschlief. Das Kochen übrigens auch. Als ich aufwachte, war es schon zwei. Und bis wir gegessen hatten war es dann nach drei. Weil mein Mann in Arbeit vertieft am Rechner saß, schnappte ich kurzerhand das Tochterkind und wir strolchten ein bisschen über die Wiesen.

Und dabei ist mir was aufgefallen. Ich bin ein Erklärbär. Wir kommen an keiner Blume vorbei, ohne dass ich sage, “Guck mal, das ist roter Klee”, “Das ist Hahnenfuß, der ist giftig”, “das ist Habichtskraut” und so weiter. Ich erwarte gar nicht, dass Hannah sich das alles sofort merkt. Aber ich gebe weiter, was ich als Kind selbst erfahren habe: Kein Nachmittag verging, ohne dass ich mit meinem Opa im Wald war. Ich kannte alle Bäume und Sträucher mit Namen und noch heute denke ich an meinen Opa, wenn ich Huflattich sehe – er sagte immer, die kleinen gelben Blümchen sind die allerersten Frühjahrsboten. So ist es für mich heute selbstverständlich, zu erklären und zu zeigen, was ich kenne. Ob es Gartenkräuter und Wildblumen sind – Hannah kennt sich schon richtig gut aus und ich freue mich sehr. Ihr kennt Euch selbst nicht gut aus und wüsstet gerne, an welcher Blumenpracht Ihr da grade vorbeispaziert? Ein kleiner Tipp: Das Buch “Was blüht denn da” aus dem Kosmos-Verlag. Man kann darin anhand der Blütenfarbe bestimmen, was da denn wächst. Uns hat es schon so manchen Aha-Effekt beschert.

American-Chocolate-Cookies

Zutaten: 150 g dunkle Schokolade, 139g Butter in kleinen Stückchen, 200g Zucker (ich habe 100g durch braunen Zucker ersetzt), 1/2 Päckchen Vanillezucker, 1 Ei, 180g Mehl, 1/2 TL Natron, 1 TL Backpulver, etwas Salz

Backofen vorheizen auf 180 Grad. Die Schokolade mit einem Messer in kleine Stücke hacken und beiseite stellen. Butter, Zucker, Vanillezucker und das Ei mit dem Rührgerät vermischen, bis es eine gleichmäßige Masse gibt. Dann das Mehl, das Backpulver, das Salz und das Natron dazugeben und weiter rühren. Zum Schluss hebt ihr die Schokoladensstückchen unter. 

Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen. Formt kleine Kugeln aus dem Teig und legt sie mit etwas größerem Abstand zueinander aufs Blech. (Mit klein meine ich etwa Walnussgröße. Irgendwann im Lauf des Prozesses wurden meine Walnüsse eher Tennisbälle und die Cookies dementsprechend eher untertellergroß …) Backt jedes Blech einzeln für etwa 10 Minuten. Beim Herausnehmen beachten: Die Cookies sind sehr weich. Ihr müsst sie samt dem Papier auf ein Kuchengitter ziehen und abkühlen lassen.

Sie lassen sich dann auch gut in einer Vorratsdose aufbewahren. (Wobei … Vorratsdose für Kekse? Welcher Vorrat?)

Weil der Tag sich also irgendwie hinzog, hatten wir dann um sieben abends Lust auf ein Eis und flanierten noch ein bisschen durch die abendlich leere Innenstadt. Um zehn fiel ich dann trotz des Mittagsschlafs mit der Nase voraus ins Bett. Nicht ohne vorher noch einen Keks gegessen zu haben. Auch Große brauchen manchmal ein Betthupfer. Nach dem Eis. Äh … 😉

 

 

 

 

 

Wenn die Mutter mit der Tochter …

Manchmal hat der Herr des Hauses einfach unverschiebbare Termine. Und manchmal fallen die auch auf einen Sonntag. Das Tochterkind und ich könnten dann natürlich zuhause sitzen und Däumchen drehen und warten, bis der beste Papa und Herzensmann wieder heimkommt. Tun wir aber selten. Denn seit die Kleine im Kindergarten ist und damit den halben Tag nicht da, sind Mutter-Tochter-Ausflüge selten geworden. Wir haben gestern morgen also beschlossen, den Sonntag zu nutzen und sind zu zweit losgezogen. Und zwar in österlicher Mission. „Wenn die Mutter mit der Tochter …“ weiterlesen

Magischer Zeit-Booster fürs Wochenende

Ich habe eine Zeitschleuse gefunden! Während sonst nach Freitag ruckzuck Sonntagabend ist und ich mich regelmäßig frage, wo das Wochenende hin verschwunden ist, hatten wir die letzten drei Tage eine ganz besonders intensive Familienzeit – wir haben recht spontan die Koffer gepackt und sind übers Wochenende weggefahren. Kriterien waren – nicht zu lange Autofahrt, möglichst allwettertauglich und kindertauglich. Da mir bei der Vorstellung von Kinderhotel mit Rundumbespaßung graut, mein Mann kein Flugzeug betritt und ich keine Lust auf Camping hatte, fiel die Wahl auf einen Städtekurztrip – wir waren in Augsburg (was der geneigte Blogleser natürlich längst weiß, ich redete ja tagelang von nix anderem.) „Magischer Zeit-Booster fürs Wochenende“ weiterlesen