Wie man seinen Tag verlängert…

Liebes Leben,

ja, ich gestehe: Ich habe Verliebt in Berlin geguckt. Nicht jede Folge, nicht manisch, aber recht regelmäßig. Und ja, ich habe auch das (kitschige und unrealistische) Ende gesehen. Aber so gehört das doch bei einer Soap. Wer möchte denn da was Realistisches sehen… Keiner. Aber jetzt ist Lisa weg. Und ich habe keine Lust, ihren Halbbruder zu sehen, weil ich den Schauspieler nicht mag. Der hat mir nix getan, ich kenne ihn nicht persönlich aber ich mag ihn halt nicht. Und plötzlich ist mein Abend eine dreiviertel Stunde länger! Ich habe zwischen sieben und acht ungestört Zeit zu bügeln, die Spülmaschine auszuräumen, die Ablage zu machen, eines meiner vielen Bücher zu lesen…oder… was anderes zu gucken… Mist.

Ein Mondkrater im Bodensee?

Liebes Leben,

was’n das? Im Bodensee ist ein lustiger Kringel, der aussieht, wie ein Meteoriteneinschlag! Guckst Du auf www.maps.google.de, Satellitenansicht, süd-östlich von der Insel Mainau im See…
Was ist das?

Kaufunlust…

Liebes Leben,

kann man Geldausgeben verlernen? Als ich Geld verdient habe, habe ich zwar brav gespart, aber auch mächtig ausgegeben. Schuhe, Klamotten, Bücher. Und Schuhe. Ich habe nicht lange überlegt, ob 100 Euro für ein Paar Schuhe viel sind oder nicht. Dann war ich plötzlich wieder Schülerin. Und die Leichtigkeit, 100 Euro für ein Paar Schuhe auszugeben, verblasste zu einer Erinnerung. Am Anfang war sie schmerzlich, irgendwann hatte ich es akzeptiert. Heute verdiene ich wieder. Und gehe an Geschäften vorbei, ohne die Auslage eines Blickes zu würdigen. Ich empfinde 100 Euro für ein Paar Schuhe als teuer und kaufe sie mir nicht, obwohl ich könnte. Kann man Geldausgeben verlernen? Nein, ich glaube nicht. Aber ich habe in den vergangenen zwei Jahren nicht nur drei Fremdsprachen gelernt, sondern etwas viel Wichtigeres: Ein großes Stück Bescheidenheit und Selbstzufriedenheit. Sich an Kleinigkeiten erfreuen zu können, diese überhaupt erst wahrzunehmen, das kann man für kein Geld der Welt kaufen. Aber man empfindet es als viel größeren Schatz, als ein Paar Schuhe für 100 Euro.

Geistige Fehlzündung…

Liebes Leben,

das hat man nun davon, wenn man hilfsbereit ist: Alle verarschen mich. Heute Abend zum Beispiel. Ich mache Feierabend mit meinen Kolleginnen, nachdem ich tatsächlich mal ein bisschen was zu tun hatte und sich so langsam ein Silberstreif am Horizont abzeichnet – ich kriege eine Aufgabe! Wir fahren alle drei hintereinanderher aus dem Parkhaus raus, ich als Erste. Unten, an der Schranke, steht ein Mercedes und eine alte Dame steht ratlos neben der offenen Beifahrertür. Zwischen dem Benz und mir steht noch ein Auto. Wir warten. Und warten. Und warten noch ein bisschen. Irgendwann kommt eine jüngere Frau zurück, schätzungsweise die Tochter der Autobewacherin. Ich sehe sie fuchteln und um sich gucken und sehe förmlich die Panik in ihren Augen. Weil ich ja ein lieber Mensch bin, steige ich aus. Und frage ob ich helfen kann. Als sie mir ihre Karte zeigt, ist mir klar, warum der Automat für ihren Schlitten nicht sein Ärmchen heben will: Die Karte sieht aus, als habe sie erfolglos versucht, damit eine Wohungstür zu knacken: Total zerknickt.   Mir ist zwar ein Rätsel, wie sie die Karte beim Einkaufen so zurichten konnte, aber letzten Endes war das ja nicht mein Problem. Mein Problem war viel eher mein knurrender Magen. Also bot ich ihr an, sie mit meiner Karte – Dauerkarte – aus dem Parkhaus fahren zu lassen. Völlig begeistert über so viel Hilfsbereitschaft kletterte sie über die Beifahrerseite auf ihren Platz, erzählte mir nochmal schnell die Geschichte von der zerknickten Karte und dem unfähigen Personal im Supermarkt und dem verwaisten Parkwärterhäuschen, bis ich sie unterbrach, indem ich einfach meine Karte in den Schlitz schob und sich die Schranke öffnet. Der Benz machte einen fröhlichen Hüpfer und war weg. Soweit so gut. Mit siegessicherer Miene drehte ich mich also um, stolziere zu der Gegenseite hinüber und wollte gerade meine Karte nochmal in den "Einfahrt"-Schlitz stecken, um sie wieder freizuschalten für meine eigene Ausfahrt, da informierte mich der freundliche Herr im Auto vor meinem, dass das leider nicht gehe, dazu brauche man ein Auto. Und tatsächlich. Der blöde Automat nahm meine Karte nicht an. Weil ich kein Auto bin und weil ein Fußgänger kein Recht hat, durch die Schranke ins Parkhaus zu gehen. Hmpf. Da stand ich also in der Schlange und war nun plötzlich selbst ein Verkehrshindernis, das vor einer geschlossenen Schranke steht. Der Mann vor mir meinte aber, wir beide würden locker durch die Schranke passen, hintereinander. Nur dass er blöderweise der Meinung war, man müsse, um den Automat auszutricksen, möglichst langsam durch die Schranke fahren. Als er sah, wie sich dieselbe dann doch schneller schloss, als gedacht, gab er zum Glück Gas und wir beide kamen geradeso noch durch. Und weil er mir vorher so eindrücklich erklärt hatte, dass ich zum Einfahren, ein Auto brauche, war ich dermaßen aufs Reinfahren fixiert, dass ich auf dem Parkplatz umgedreht habe und wieder ins Parkhaus reingefahren bin. Meine Kollegin fragte mich noch durch die offene Scheibe, ob alles ok sei und ich meinte, "Ja, klar, ich fahre nur schnell nochmal rein…" Sie wird sich wohl ihren Teil dabei gedacht haben. Ich fuhr also noch mal rein, drehte eine Ehrenrunde und fuhr wieder raus, immer noch völlig in dem Glauben, ein gutes Werk getan zu haben. Daheim erzählte ich Schatzi die ganze Geschichte und er meinte nur: Wenn Du dann doch draußen warst… warum bist Du nochmal reingefahren? Gute Frage eigentlich…

Büro-Poesie

Im Büro

Langeweile legt sich wie
Zuckerguss auf meine Knie
Lähmt mich und bringt mich zum Träumen:
Von hohen, unerklommnen Bäumen,
von Wiesen grün im Morgentau
von Elefanten groß und grau,
von Urlaubsreisen nah und fern
von Schatzi, den ich hab so gern,
von gelben Tulpen, roten Rosen,
von ungekauften, braunen Hosen,
von Blumenvasen, rot und schlank,
von altem Zeug in meinem Schrank,
von Schuhen, Schals und bunten Kappen,
von selbstbeklebten Bastelmappen,
ich denk mir Kochrezepte aus,
doch eigentlich will ich nur raus!
Wie gerne würde ich arbeiten,
und schreiben viele hundert Seiten,
mich stürzen in die Arbeit fest,
doch wie, wenn mich hier keiner lässt?

Mein Leben und ich: Selbstexperiment: Rumgammeln zur Erholung?

Liebes Leben,

über meinen Hang zum Aktionismus, mit dem Du mich ausgestattet hast, hab ich Dir ja schon öfter berichtet. Ich habe festgestellt, dass ich einfach ganz schlecht nix tun kann. Das heißt, ich kann schon den ganzen Tag vor der Glotze verbringen, aber ich weiß, dass ich am Abend furchtbar schlechte Laune haben werde, weil ich einen ganzen schönen freien Tag verplempert habe mit sinnlosem Zappen.

Ich liebe es, am Freitag von der Arbeit zu kommen und ein bisschen die Zeit zu vertrödeln zu Hause. Am Samstag wird geputzt und eingekauft, am Samstagabend gehen wir weg und am Sonntag steht ein Ausflug an. So liebe ich meine Wochenenden. Aber manchmal habe ich auch schon gemerkt, dass ich am Samstag fieberhaft überlege, wo wir am Sonntag denn hinfahren könnten. Hauptsache raus.

Und neulich habe ich in einer Frauenzeitschrift Folgendes gelesen: Es gibt Menschen, die aus ihrem "Terminkarussell" nicht mehr herausfinden. Sie legen sich auch am Wochenende irgendwelche Pläne zurecht, nur um nicht anhalten zu müssen. Bin ich etwa einer dieser Dauer-unterwegs-Typen? Was ist denn, wenn ich tatsächlich einmal nichts vorhabe am Sonntag?

Heute ist Experimentiersonntag

Ich habe keinen Plan, was wir heute machen könnten. Schatzi täte nämlich gerne mal wieder nix, also tu ich ihm den Gefallen. Einfach ausspannen. Aber wie spannt man denn aus, wenn man nix tut? Ich gehe im Haus auf und ab und schaue ständig auf die Uhr. Ja, ich habe fast das Gefühl, etwas zu verpassen.
Mir ist nicht langweilig, keineswegs. Ich könnte lesen oder fernsehen oder basteln oder malen oder Gitarre spielen… Mh… hört sich gar nicht so schlecht an… Ich kann echt tun und lassen was ich will… Vielleicht ist ausspannen doch nicht so übel. Ich werde mich einfach dem Fluss der Zeit übergeben und warten, was der Tag mit mir macht. Ich bin gespannt.

Ich bin ein Listen-Junkie!

Liebes Leben,

es geht nicht ohne Liste. Ich nehme mir ganz oft ganz viel vor und kriege nix gebacken. Aber sobald es sich zu einer Liste zusammenfügt, bin ich ganz versessen aufs Durchstreichen und Abhaken…
Dann läuft es plötzlich. So habe ich eben in 2,5 Stunden:
Die Küche geputzt, das Gästeklo inklusive Waschbecken und allen Ablagen geputzt, das große Bad mit sämtlichen sanitären Dingen darin geputzt, Betten gemacht, die Kommode und die Nachttische im Schlafzimmer abgestaubt, im Wohnzimmer aufgeräumt, den Glastisch geputzt, die Waschmaschine ausgeräumt, die Wäsche aufgehängt, den Trockner befüllt, die trockene Wäsche zusammengelegt und in den Schrank verstaut, meinen Schreibtisch aufgeräumt und die Ablage gemacht, einen neuen Ordner angelegt und Wichtiges abgeheftet und zu guter Letzt die ganze Wohnung gesaugt. Der Liste sei Dank.
Aber das ist nicht die einzige Liste… ich habe neben einer To-Do-List auch noch eine To-Read-List mit Büchern, die ich alle mal lesen wollte… auch im Büro auf meinem Schreibtisch liegt ein solcher Fresszettel, eine To-Remember-List und eine To-Call-Back-List…
Bin ich wo

Gefangen in der Zeitmaschine…

Liebes Leben…

Ich habe keine Ahnung, was Freitag für Freitag und Samstag für Samstag hier passiert. Ich weiß nur: Es ist unheimlich. Ich stehe um acht, halb neun auf und dann geht es los: Die Zeitmaschine dreht sich. Während des Frühstücks gewinnt sie an Geschwindigkeit, lässt den Zeiger der Uhr übers Zifffernblatt kriechen, zucken, Fahrt aufnehmen, fliegen, rasen… Jetzt ist es halb elf. Und nix ist geschafft… das geht nicht mit rechten Dingen zu. Ich vermute eine Verschwörung!

Wieder zu Hause!

Liebes Leben,

die einen nennen es Tagung, die anderen den kürzesten Betriebsausflug der Welt.  Am Mittwochmorgen sind wir also zu sechst aufgebrochen, um zu einer Tagung zu fahren im tiefsten Fichtelgebirge. Wir kamen zu spät los, wir standen im Stau, wir mussten zweimal anhalten. Im Endeffekt begann die Tagung dann nicht um zwei, wie geplant, sondern um halb vier. Macht ja nix. Fängt man eben gleich mit der Kaffeepause an.
Wir haben dann bis um halb acht gesessen und uns rauchten irgendwann die Köpfe. Um halb neun gab es dann endlich was zu essen, nachdem mein Magen schon deutlich vernehmbar zu knurren begonnen hatte. So trocken die Materie tagsüber war, so feuchtfröhlich war dann der Abend…
Als ich mich um viertel nach eins verabschiedet hatte, war ich eine der Ersten, die gegangen ist. Heute morgen beim Frühstück hab ich dann erfahren, dass der "harte Kern" noch bis um halb vier gefeiert hat. Dafür war die Besprechung heute morgen auch kurz: Von neun bis elf. Aber mal ehrlich: Lohnen sich fast zehn Stunden Fahrt, insgesamt 13 Einzelzimmer im Sporthotel mit Halbpension wirklich für sechs Stunden Besprechung? Ich als Unternehmer wäre wahrscheinlich zu geizig für sowas. Aber MICH fragt ja keiner!
Ich habe also zwei Tage lang im Auto und im Konferenzraum gesessen, meine Präsentation war eine Angelegenheit von weniger als einer Minute und morgen ist schon wieder Freitag.
Bin mal gespannt, wann die nächste "Tagung" auf dem Programm steht. Vielleicht hab ich dann ja mal was zu tun. Erwähnte ich schon, dass ich endlich auch mal was ARBEITEN will???

Ein bisschen Poesie – schadet nie!

Liebes Leben,

ich bewundere Leute, die Gedichte aufsagen können. Mein Papa zum Beispiel kann heute noch Gedichte auswendig, die er in der Schule gelernt hat. Auch wenn sie mehr als zehn Strophen haben..

Bei mir hört es nach der ersten Strophe meistens auf, auch wenn ich die übrigen alle sicher auch mal gelernt habe.

Aber ein besonders Schönes, das ich mir merken kann, ist dieses:

Ich bin so knallvergnügt erwacht
ich klatsche meine Hüften
das Wasser lockt, die Seife lacht
es dürstet mich nach Lüften.

Ein schmuckes Laken macht einen Knicks
Und gratuliert mir zum Baden.
Zwei schwarze Schuhe in blankem Wichs
Betiteln mich “euer Gnaden”.

Aus meiner tiefsten Seele zieht
mit Nasenflügelbeben
Ein ungeheurer Appetit
Nach Frühstück und nach Leben.

Ist das nicht nett? Von Joachim Ringelnatz übrigens. Vor allem die dritte Strophe hat’s mir angetan, weil sie genau das ausdrückt, was ich am Sonntagmorgen empfinde, wenn ich die Augen aufmache und die Sonne scheint draußen!

Wer no