Mehr Platz für Wünsche!

Liebes Leben,

das Träume- und Wünschethema lässt mich gar nicht mehr los. Ich habe noch ein Weilchen länger nachgedacht – vier weitere Fahrten in den Verlag und wieder nach Hause – und bin mir mittlerweile klar darüber, warum so viele Wünsche unerfüllt bleiben: Ihnen fehlt der Raum.

Man müsste reich genug sein, um nicht arbeiten gehen zu müssen. Dann wäre der Raum, also die Zeit, gegeben, um Wünsche wahr werden zu lassen. Andererseits: Wer den ganzen Tag Zeit hat, zu tun, was ihm gefällt… der hat bald keinen Spaß mehr daran, weil er es nicht mehr als “Belohnung”, als “Goodie” betrachtet, weil es so normal geworden ist. Ich hoffe, irgendwer kann mir folgen.
Wo also ist der goldene Mittelweg? Wie schafft man sich in einem normalen Alltag (mind. acht Stunden Arbeit + Haushalt) Raum für Wünsche und Träume? Müsste man nicht seine persönliche Prioritäten-Liste ganz neu überdenken – ist der übervolle Korb Bügelwäsche wichtiger oder das Buch? Denn meistens, wenn man alle Pflichten erfolgreich hinter sich gelassen hat, ist der Kopf leer und der Körper matt und man hat nicht mehr so den richtigen Antrieb, zur Gitarre, zum Buch, zu den Wanderschuhen zu greifen.
Da bleibt mir die Frage: Wie schafft man den Träumen Platz? Fällt das womöglich in die Kategorie Zeit- und Selbstmanagement? Sollte man sich nicht jeden Tag oder zumindest jede Woche ein persönliche Stunde Zeit nehmen? Venus’ kleine Traumstunde?

Die Venus auf Sinnsuche…

Liebes Leben,

seit einigen Tagen beschäftigt mich ein Thema morgens und abends auf der Fahrt ins Büro: Worin liegt der Sinn des Lebens?

Da meine Fahrt nur gute 20 Minuten dauert und ich jedes Mal von vorne anfange zu denken, bin ich noch nicht sehr viel weiter gekommen.
Aber soweit: Jeder muss seinem Leben selbst Sinn geben. Jeder einzelne kann aus seinem Leben machen, was er will. Wir, die wir in einer Zeit des Friedens leben, haben tausendmal mehr Möglichkeiten, über unser Leben zu entscheiden, als unsere Väter und Großväter zum Beispiel. Also wäre es nicht gefrevelt, wenn wir diese Chance verstreichen lassen? Ich denke doch.
Passenderweise ist mir gestern ein Artikel in die Hände gefallen, der sich genau um diese Sinnsuche drehte. Der Autor riet jedem, sich bei einer Tasse Kaffee einen ruhigen und heimeligen Ort zu suchen und auf ein Blatt Papier alle Wünsche zu notieren, die man sich im Leben erfüllen will, vom Anglerschein bis hin zur Golfplatzreife, zum Klavierunterricht oder zum Sprachkurs. Egal was. Dann sortiert man diese Wünsche nach "Größe", Dringlichkeit, Umsetzbarkeit, nach was auch immer. Und sucht sich einen aus, mit dem man anfangen will. Und oft stelle man dann fest, hieß es, dass der Wunsch ganz leicht umsetzbar ist, wenn man ihn einfach angeht – sich bei einem Angelverein anmeldet, einen Klavierlehrer sucht, einen Kurs bei der Volkshochschule belegt etc.

Also. Der Kaffee dampft neben mir, ich sitze bequem und wenn ich meine Gedanken fließen lasse, kommt folgendes heraus:

Ich will Klavierspielen können
Schwedisch lernen
Schweden besuchen
Ein Kinderbuch schreiben
das Kinderbuch selbst illustrieren und Geld damit verdienen
viel öfter draußen sein
Landschaften malen
eine Bilderausstellung organisieren
einen Fotografie-Kurs machen
etwas für den Naturschutz tun
irgendwie gerne ein Ehrenamt bekleiden (aber welches?)
einen Bauerngarten besitzen
das dazugehörige Bauernhaus selbst renovieren

Nachtrag am Samstagmorgen:
Was mir noch eingefallen ist…
Porschebesitzerin zu sein (911 Carrera in silbermetallic)
Gitarrespielen zu lernen (die Gitarre ist schon da!)

Nachtrag am Samstagnachmittag:
Fließend italienisch sprechen. Nicht nur so brockenweise wie bisher.
Perfekt Steno schreiben zu können – nicht langsamer als Langschrift
Viel öfter Freunde bekochen – von Loni inspiriert. Macht Spaß und es gibt nix geselligeres. Und ein bisschen Lob einheimsen kann man auch noch dabei

… mir fällt sicher noch mehr ein!

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Klingt das alles unerreichbar? Eigentlich nicht.
Sind die Wünsche egoistisch? (Und dürfen sie das nicht auch sein?)
Und was wünscht ihr euch?
Fragt sich die kleine Venus…

Maaaamiiiii… ich hasse Gewitter…

Liebes Leben,

was soll das??? Draußen knallen kleine weiße Kügelchen auf unsere Dachfenster und mein armes kleines schwarzes Auto steht im Hof und füchtet sich! Und ich mich mit ihm – allerdings drin im Trockenen…
stell das Unwetter ab! Sofort!

Kopenhagen im November?

Liebes Leben,

mag sein, dass es verfrüht ist. Ich arbeite seit drei Wochen im neuen Verlag und mache mir schon Gedanken über meinen Urlaub. 12 Tage sind es noch und die wollen doch sinnvoll geplant sein. Mir schweben die ersten beiden November-Wochen vor, weil Schatzi im Oktober und ich im Dezember nicht freinehmen können.
Ich würde gerne nach Kopenhagen fahren. Aber im November?
Wohin im November?
Zur Beantwortung dieser Frage ist Folgendes zu sagen:
Dauer: Eine Woche
Transportmittel: Auto oder Zug (Schatzi ist ein Fliegerverweigerer)

Darf eine Städtereise sein, nicht nach Wien und nicht nach Hamburg (weil wir da schon je zweimal waren)
Na? NA??? Wohin im November? Und wer war schon mal in Kopenhagen und wie ist es da so…
fragt sich die kleine Reisevenus…

Wie man seinen Tag verlängert…

Liebes Leben,

ja, ich gestehe: Ich habe Verliebt in Berlin geguckt. Nicht jede Folge, nicht manisch, aber recht regelmäßig. Und ja, ich habe auch das (kitschige und unrealistische) Ende gesehen. Aber so gehört das doch bei einer Soap. Wer möchte denn da was Realistisches sehen… Keiner. Aber jetzt ist Lisa weg. Und ich habe keine Lust, ihren Halbbruder zu sehen, weil ich den Schauspieler nicht mag. Der hat mir nix getan, ich kenne ihn nicht persönlich aber ich mag ihn halt nicht. Und plötzlich ist mein Abend eine dreiviertel Stunde länger! Ich habe zwischen sieben und acht ungestört Zeit zu bügeln, die Spülmaschine auszuräumen, die Ablage zu machen, eines meiner vielen Bücher zu lesen…oder… was anderes zu gucken… Mist.

Ein Mondkrater im Bodensee?

Liebes Leben,

was’n das? Im Bodensee ist ein lustiger Kringel, der aussieht, wie ein Meteoriteneinschlag! Guckst Du auf www.maps.google.de, Satellitenansicht, süd-östlich von der Insel Mainau im See…
Was ist das?

Kaufunlust…

Liebes Leben,

kann man Geldausgeben verlernen? Als ich Geld verdient habe, habe ich zwar brav gespart, aber auch mächtig ausgegeben. Schuhe, Klamotten, Bücher. Und Schuhe. Ich habe nicht lange überlegt, ob 100 Euro für ein Paar Schuhe viel sind oder nicht. Dann war ich plötzlich wieder Schülerin. Und die Leichtigkeit, 100 Euro für ein Paar Schuhe auszugeben, verblasste zu einer Erinnerung. Am Anfang war sie schmerzlich, irgendwann hatte ich es akzeptiert. Heute verdiene ich wieder. Und gehe an Geschäften vorbei, ohne die Auslage eines Blickes zu würdigen. Ich empfinde 100 Euro für ein Paar Schuhe als teuer und kaufe sie mir nicht, obwohl ich könnte. Kann man Geldausgeben verlernen? Nein, ich glaube nicht. Aber ich habe in den vergangenen zwei Jahren nicht nur drei Fremdsprachen gelernt, sondern etwas viel Wichtigeres: Ein großes Stück Bescheidenheit und Selbstzufriedenheit. Sich an Kleinigkeiten erfreuen zu können, diese überhaupt erst wahrzunehmen, das kann man für kein Geld der Welt kaufen. Aber man empfindet es als viel größeren Schatz, als ein Paar Schuhe für 100 Euro.

Geistige Fehlzündung…

Liebes Leben,

das hat man nun davon, wenn man hilfsbereit ist: Alle verarschen mich. Heute Abend zum Beispiel. Ich mache Feierabend mit meinen Kolleginnen, nachdem ich tatsächlich mal ein bisschen was zu tun hatte und sich so langsam ein Silberstreif am Horizont abzeichnet – ich kriege eine Aufgabe! Wir fahren alle drei hintereinanderher aus dem Parkhaus raus, ich als Erste. Unten, an der Schranke, steht ein Mercedes und eine alte Dame steht ratlos neben der offenen Beifahrertür. Zwischen dem Benz und mir steht noch ein Auto. Wir warten. Und warten. Und warten noch ein bisschen. Irgendwann kommt eine jüngere Frau zurück, schätzungsweise die Tochter der Autobewacherin. Ich sehe sie fuchteln und um sich gucken und sehe förmlich die Panik in ihren Augen. Weil ich ja ein lieber Mensch bin, steige ich aus. Und frage ob ich helfen kann. Als sie mir ihre Karte zeigt, ist mir klar, warum der Automat für ihren Schlitten nicht sein Ärmchen heben will: Die Karte sieht aus, als habe sie erfolglos versucht, damit eine Wohungstür zu knacken: Total zerknickt.   Mir ist zwar ein Rätsel, wie sie die Karte beim Einkaufen so zurichten konnte, aber letzten Endes war das ja nicht mein Problem. Mein Problem war viel eher mein knurrender Magen. Also bot ich ihr an, sie mit meiner Karte – Dauerkarte – aus dem Parkhaus fahren zu lassen. Völlig begeistert über so viel Hilfsbereitschaft kletterte sie über die Beifahrerseite auf ihren Platz, erzählte mir nochmal schnell die Geschichte von der zerknickten Karte und dem unfähigen Personal im Supermarkt und dem verwaisten Parkwärterhäuschen, bis ich sie unterbrach, indem ich einfach meine Karte in den Schlitz schob und sich die Schranke öffnet. Der Benz machte einen fröhlichen Hüpfer und war weg. Soweit so gut. Mit siegessicherer Miene drehte ich mich also um, stolziere zu der Gegenseite hinüber und wollte gerade meine Karte nochmal in den "Einfahrt"-Schlitz stecken, um sie wieder freizuschalten für meine eigene Ausfahrt, da informierte mich der freundliche Herr im Auto vor meinem, dass das leider nicht gehe, dazu brauche man ein Auto. Und tatsächlich. Der blöde Automat nahm meine Karte nicht an. Weil ich kein Auto bin und weil ein Fußgänger kein Recht hat, durch die Schranke ins Parkhaus zu gehen. Hmpf. Da stand ich also in der Schlange und war nun plötzlich selbst ein Verkehrshindernis, das vor einer geschlossenen Schranke steht. Der Mann vor mir meinte aber, wir beide würden locker durch die Schranke passen, hintereinander. Nur dass er blöderweise der Meinung war, man müsse, um den Automat auszutricksen, möglichst langsam durch die Schranke fahren. Als er sah, wie sich dieselbe dann doch schneller schloss, als gedacht, gab er zum Glück Gas und wir beide kamen geradeso noch durch. Und weil er mir vorher so eindrücklich erklärt hatte, dass ich zum Einfahren, ein Auto brauche, war ich dermaßen aufs Reinfahren fixiert, dass ich auf dem Parkplatz umgedreht habe und wieder ins Parkhaus reingefahren bin. Meine Kollegin fragte mich noch durch die offene Scheibe, ob alles ok sei und ich meinte, "Ja, klar, ich fahre nur schnell nochmal rein…" Sie wird sich wohl ihren Teil dabei gedacht haben. Ich fuhr also noch mal rein, drehte eine Ehrenrunde und fuhr wieder raus, immer noch völlig in dem Glauben, ein gutes Werk getan zu haben. Daheim erzählte ich Schatzi die ganze Geschichte und er meinte nur: Wenn Du dann doch draußen warst… warum bist Du nochmal reingefahren? Gute Frage eigentlich…

Büro-Poesie

Im Büro

Langeweile legt sich wie
Zuckerguss auf meine Knie
Lähmt mich und bringt mich zum Träumen:
Von hohen, unerklommnen Bäumen,
von Wiesen grün im Morgentau
von Elefanten groß und grau,
von Urlaubsreisen nah und fern
von Schatzi, den ich hab so gern,
von gelben Tulpen, roten Rosen,
von ungekauften, braunen Hosen,
von Blumenvasen, rot und schlank,
von altem Zeug in meinem Schrank,
von Schuhen, Schals und bunten Kappen,
von selbstbeklebten Bastelmappen,
ich denk mir Kochrezepte aus,
doch eigentlich will ich nur raus!
Wie gerne würde ich arbeiten,
und schreiben viele hundert Seiten,
mich stürzen in die Arbeit fest,
doch wie, wenn mich hier keiner lässt?

Mein Leben und ich: Selbstexperiment: Rumgammeln zur Erholung?

Liebes Leben,

über meinen Hang zum Aktionismus, mit dem Du mich ausgestattet hast, hab ich Dir ja schon öfter berichtet. Ich habe festgestellt, dass ich einfach ganz schlecht nix tun kann. Das heißt, ich kann schon den ganzen Tag vor der Glotze verbringen, aber ich weiß, dass ich am Abend furchtbar schlechte Laune haben werde, weil ich einen ganzen schönen freien Tag verplempert habe mit sinnlosem Zappen.

Ich liebe es, am Freitag von der Arbeit zu kommen und ein bisschen die Zeit zu vertrödeln zu Hause. Am Samstag wird geputzt und eingekauft, am Samstagabend gehen wir weg und am Sonntag steht ein Ausflug an. So liebe ich meine Wochenenden. Aber manchmal habe ich auch schon gemerkt, dass ich am Samstag fieberhaft überlege, wo wir am Sonntag denn hinfahren könnten. Hauptsache raus.

Und neulich habe ich in einer Frauenzeitschrift Folgendes gelesen: Es gibt Menschen, die aus ihrem "Terminkarussell" nicht mehr herausfinden. Sie legen sich auch am Wochenende irgendwelche Pläne zurecht, nur um nicht anhalten zu müssen. Bin ich etwa einer dieser Dauer-unterwegs-Typen? Was ist denn, wenn ich tatsächlich einmal nichts vorhabe am Sonntag?

Heute ist Experimentiersonntag

Ich habe keinen Plan, was wir heute machen könnten. Schatzi täte nämlich gerne mal wieder nix, also tu ich ihm den Gefallen. Einfach ausspannen. Aber wie spannt man denn aus, wenn man nix tut? Ich gehe im Haus auf und ab und schaue ständig auf die Uhr. Ja, ich habe fast das Gefühl, etwas zu verpassen.
Mir ist nicht langweilig, keineswegs. Ich könnte lesen oder fernsehen oder basteln oder malen oder Gitarre spielen… Mh… hört sich gar nicht so schlecht an… Ich kann echt tun und lassen was ich will… Vielleicht ist ausspannen doch nicht so übel. Ich werde mich einfach dem Fluss der Zeit übergeben und warten, was der Tag mit mir macht. Ich bin gespannt.