Wetterfühlig?

Als ich klein war (altersmäßig meine ich, böse Zungen behaupten, ich sei noch nie etwas anderes gewesen als klein…) gab es kein Wetter. Also natürlich war draußen Sommer oder Winter, Regen oder Wind. Aber es hat mich nicht tangiert. Ich war dick angezogen und hab Schneemänner gebaut oder spielte im Sandkasten oder war im Freibad. Das Wetter war einfach da und es hat mich nicht gestört. Je älter ich wurde, desto mehr war Wetter ein Thema. Gestern waren wir unterwegs zu meinem Schwiegervater. Der Himmel war weiß-grau. Es war neblig und draußen arschkalt. Die Bäume waren weiß gefroren, auf den Wiesen lag ein bisschen Schnee. Die Straßen waren nass. Es war richtiges Schmuddelwetter und ich stellte plötzlich erstaunt fest, dass in mir drin auch Schmuddelwetter herrschte. Seit wann beeinflusst mich denn das Wetter? Das war mir doch früher völlig wurscht? Stellt ihr auch fest, dass man, je älter man wird, sich mehr vom Wetter beeinflussen lässt, stimmungsmäßig?

“Verzehrfertig”…

…scheint ein Wort zu sein, das großen interpretationsspielraum birgt. Für mich heißt es eigentlich – Gabel in die Hand und los geht’s. Nicht aber für die kulinarische Abteilung des örtlichen Bahnhofs, dort, wo Reisende innehalten und ganz kurz Gepäck gegen Gebäck tauschen. Und nicht nur Frisches aus dem Ofen bieten die Damen hinter Glas feil, es gibt auch frische Salate, Flammkuchen oder Nudelgerichte. Oft zieht es mich mit meinen Kollegen dort hin, genießen wir doch die Bahnhofsatmosphäre ohne selbst in Hektik zu sein, wählen wir uns an der Salattheke durch das bunte Angebot und tun uns an einer Ladung Vitaminen gütlich. Als eine sehr praktische Sache empfinde ich die Möglichkeit, sich Salat auch einpacken lassen zu können. Ich freute mich gestern also auf Thunfisch und Fetakäse, Mais und Karotten auf einem grünen Salatbeet.
Zurück in der Firma bestätigte ein Blick in die Küchenschublade, was ich bereits beim leichtfertigen Verneinen der Frage, ob ich einer Plastikgabel bedürfe, befürchtet hatte Ich hatte ungefähr 22 verschiedene Messer zur Auswahl und nicht weniger Löffel, zudem Kaffeelöffel, Holzkochlöffel und Suppenkellen. Aber keine Gabel. Gabeln, das wissen vermutlich nur meine Kollegen und ich, sind äußerst scheue Besteckteile, die sich in der Agglomeration der Besteckschublade bis in die Zinken fürchten und sich daher auf einzelne Schreibtische im Haus flüchten und dort bleiben, bis sie entweder von einer moosähnlichen Substanz überzogen eins werden mit der Tischplatte, der dem Schreibtisch zugehörige Mitarbeiter oder die Putzfrau einen Aufräumanfall bekommt, der Mitarbeiter kündigt oder ganz dringend eine Gabel sucht.

Ich sp

Tüte?

Ich habe nicht viele Talente. Dennoch gelingt es mir hin und wieder, durch jahrelange Ignoranz dieses Umstandes und eiserne Disziplin mit Übung und Geduld den Eindruck zu erwecken, ich KÖNNTE das, was ich da tue, schon immer. Ich feile an meiner Ausführung, bis es für den Laien so aussieht, als würde ich das mit Links bewerkstelligen. Manches, was ich mir auf diese Weise im Laufe meines Lebens angeeignet habe, ersetzt blöderweise auch oft das, was alle anderen Menschen an meiner Stelle tun würden und was einfacher wäre. Ok, ich fasele.
Es geht ums Einkaufen. Wo andere Leute ganz einfach einen Euro aus ihrem Portemonaie in den Schlitz des Einkaufswagens versenken und dort alle Konsumgüter auftürmen und damit durch die Regallandschaft mäandern, gehe ich entweder mit einem Körbchen los oder noch lieber ganz ohne was. Wobei, ganz ohne trifft es nicht. Vorbelastet durch Geldbeutel, Handy und Schlüsselbund habe ich eigentlich schon gar keine Hand mehr frei, bevor es losgeht. Das alles nehme ich gerne in Kauf, wenn ich nur nicht einen schwergängigen Einkaufswagen durch den Laden schieben muss, der überall im Weg ist, sich aufgrund eines akuten Ölmangels mit einem nervtötenden Knarzen um jede Ecke quält und immer dann schwungvoll geradeaus fährt, wenn ich ebenso knarzend an seinen Führungsgriff geklammert am Abbiegen bin.
Ich betrat also mit Geld, Schlüssel und Telefon gehandicapt den Laden. (Telefon? Der geneigte Leser wird sich an dieser Stelle fragen, ob ich eine Börsenspekulantin bin, die dringend zwischen Sellerie und Weichspüler “VERKAUFEN, VERKAUFEN” in den Hörer brüllen muss um finanziellen Schaden von den nächsten Generationen abzuwenden – nein, bin ich nicht. Ich bin manchmal einfach dösbaddelig und nehme zum Einkaufen alles mit, was mir wichtig erscheint. Deshalb hat auch ein MANN die Arche Noah gebaut).
Schon der Griff zur ersten Zucchini gestaltete sich schwierig, weil ich mir zunächst den Schlüsselbund an den Zeigefinger der Geldbeutel-und-Handy-Hand hängen musste. Daher führte mich mein nächster Gang einmal quer durch den Laden, denn ich erinnerte mich, dass das Toilettenpapier im Venus’schen Haushalt zur Neige ging. Und was eignete sich wohl besser als Trageablage, als eine Packung Toilettenpapier. Vor dem Regal angekommen musste ich die vier Dinge, die ich mittlerweile trug, kurz zwischenparken auf den Küchenrollen. Ich legte mir eine Packung Klopapier auf den linken Arm und versuchte meine Einkäufe und persönlichen Besitztümer gleichmäßig auf dem Klopapier zu verteilen. Behutsam wie einen Säugling trug ich die beladenen Rollen im Arm aber bereits an der ersten Ecke, wo die Abgeschiedenheit des Hygieneartikelregalgangs wieder in den reißenden Hauptstromzurkassegang mündet, rempelte mich der erste Einkaufswagen von links an. Die Zucchini kullerte derart massebeschleunigt nach rechts vom Klopapier, beschrieb, angefeuert von meinem rechten Ellbogen, einen eleganten Halbkreis durch die Luft und rollte unter den Aufsteller mit den Damensöckchen. Die Einkaufswagenbegleiterin entschuldigte sich wortreich und knarzte von dannen. Ich war allein gelassen mit meinen mittlerweile fünf Problemen. Als ich mich bückte und einen Arm notgedrungen unter dem Klopapier hervorziehen musste, um unter den Socken nach der abtrünnigen Zucchini zu tasten, rutschte als erstes der Geldbeutel von den Rollen, ihm folgte treu und brav das Handy und die Schlüssel konnte ich gerade noch stoppen, mittels der Zucchini in meiner Rechten, die von ihrem Einsatz hellgrüne und klebrig-blutende Wunden davon trug. Schnaufend erhob ich mich und machte mich auf zum Nudelregal. Die Spaghetti stabiliserten den Schlüsselbund zwar ein wenig, konnten jedoch nicht verhindern, dass sich zwei Meter weiter bei einem Ausweichmanöver die Zahnpastatuben auf und davon machten. Bis ich an der Kasse stand, hatte ich fast alle Supermarktbesucher kennen gelernt. Sie hatten mir Zucchini angereicht, “hoppala” zugerufen und Zahnpastatuben mit dem Fuß gestoppt. Meine rechte Schulter schmerzte vom verkrampften Griff um die Klorollen und als ich alles mit einem Ächzen aufs Band fallen ließ, war ich einigermaßen erleichtert, den Einkauf hinter mich gebracht zu haben.
Als hätte ich bei meiner Jongliernummer durch den Laden nicht ohnehin schon genügend Aufmerksamkeit erregt, setzte der Ladeninhaber an der Kasse noch eins drauf. Ich hatte mich, da ich die Einkäufe während des Bezahlvorgangs ja wieder ordentlich und rutschsicher auf der Klopapierbasis auftürmen konnte, gegen eine Tüte entschieden. Umwelt und so. Dies quittierte der Jüngling am Scanner mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck, als hätte ich ihm eben angeboten, seinen Laden nach Feierabend nackt zu wischen. Ich bezahlte also und war grade im Begriff, mich der Backwarenauslage zuzuwenden, als er mir hinterher kam. Wortreich, so dass die wartenden Kunden in der Schlange unterhalten waren, malte er sich lautstark aus, was jetzt wohl alles passieren könne. Womöglich kullere mein Gemüse auf den Boden. Nicht auszudenken, wenn ich die Zahnpastatuben verlöre. Dabei koste eine Tüte doch gerade mal 15 Cent! Ich kam nicht mal dazu, mich aufzuregen über die Unterstellung, ich wäre schlicht zu geizig für eine Tüte, denn just als ich Luft holte, stand der zweibeinige Warenabscanner mit einem gewinnenden Lächeln neben mir, öffnete schwungvoll eine Tüte und begann, meine Einkäufe einzuräumen. “Service des Hauses” meinte er mit einem Strahlen, als hätte er meine Zahnpasta innerhalb der letzten zehn Sekunden absorbiert. Ich griff sprachlos in den mir dargereichten Henkel und starrte dem davonwackelnden Kassenkönig nach und in die Gesichter belustigter Zuschauer. Ich brachte dank meiner Kinderstube gerade noch ein “danke” heraus. Und schwor mir, beim nächsten Mal mein Klopapierkunstwerk nur noch dort zur Schau zu stellen, wo man solche Talente zu schätzen wusste.

Ordnung ist das halbe Leben…

…und ich lebe auf der anderen Hälfte…
Jedes Jahr wechselt der Autor für einen bestimmten Part meines Magazins. Da ich mich jetzt grade schon wieder an die Januar-Ausgabe mache und den Artikel des “Neuen” brauche, hatte ich ihn angeschrieben. Die mail kam leider zurück. Wir hatten Anfang 2011 schon Kontakt, deswegen machte ich mir keine allzu großen Gedanken. Er weiß, dass er “dran” ist. Trotzdem. Ich hatte den Redaktionsschluss für den 20. des Vor-Vormonats festgelegt. Und als gestern immer noch kein Lebenszeichen zu hören war, schrieb ich an eine zweite Mail-Adresse eine Nachricht, er möge sich doch bitte melden, ich bräuchte den Text so langsam.

Dann k

Keine Macht den Drogen!

Nie wieder! Nie wieder rühre ich das Zeug an! Bisher habe ich meinen Organismus von jeglichen Energy-Drinks verschont. Alles reine Chemie, unnötig, brauch ich nicht. Am Wochenende war ich dann doch neugierig. Das Getränk kam in einer tollen Dose daher und versprach fast sogar gesund zu sein. Nur natürliche Inhaltsstoffe, kein Taurin… Ich fand den Geschmack angenehm und nicht klebrig süß.
Ich hätte vielleicht keine zwei Tassen Kaffee davor trinken sollen… denn weniger angenehm fand ich die Tatsache, dass ich nachts um halb zwei immer noch im Bett lag und mich fühlte wie nachmittags um drei. Wach, ausgeschlafen, fit und im Bett völlig fehl am Platz. Das Wissen um den Wecker, der sich um halb sechs melden würde, machte meine Laune nicht besser. (Wer den Film “Ab durch die Hecke” und das Eichhörnchen Hammy kennt, das einen Energy-Drink trinkt, hat eine ungefähre Vorstellung davon, wie ich mich fühlte! Wer’s sehen möchte: )
Und das Irrste war – ich hatte auch am Tag danach nicht den Eindruck, besonders müde zu sein. Die Vorstellung, ab sofort 20 Stunden am Tag produktiv sein zu können… NEEE schon gut. Ab sofort bild ich mir einfach ein, dass mich ein Glas Apfelsaft um Stunden zurück wirft…

Aber im Ernst, ist das normal? Wirkt das Zeug bei Euch auch so? Ich find’s noch viel gruseliger als vorher…

Mein Körper rief…

…und ich folgte brav.
Neulich habe ich in einer Studie gelesen, dass wir alle in irgendeiner Form ein gestörtes Verhältnis zum Essen haben. So generell würde ich das nicht bestätigen, aber manche Fakten aus der Studie kamen mir sehr bekannt vor. Wenn man zum Beispiel drüber nachdenkt, wovon man heute zu wenig oder zuviel gegessen hat, ist das angeblich schon ein Zeichen dafür, dass man zuviel übers Essen nachdenkt. Dem stimme ich nicht ganz zu. Aber andererseits sagten die auch, dass wir verlernt haben, darauf zu achten, worauf wir WIRKLICH Appetit haben. Wir haben fixe Mittagspausen und sind mehr oder weniger gezwungen in diesem Zeitfenster zu essen. Und essen dann etwas, was schnell zu bekommen ist.
Ich muss zugeben, dass das der Realität entspricht. Manchmal weiß ich gar nicht, wonach mir ist, aber ich weiß, dass ich mich in den nächsten 15 Minuten entscheiden muss, weil mir die Zeit davon rennt.
Aber mir Brote zu schmieren – dafür fehlt mir morgens die Zeit und ich habe um halb eins auch keine Lust auf ein trockenes Brot, sondern möchte was Warmes essen.
Nun denn – langer Anlauf, kurze Geschichte – gestern Abend auf dem Heimweg sprach mein Magen plötzlich zu mir. Er sagte “Ey Frau Venus, ich zaubere Dir jetzt mal den Geschmack von Möhren auf die Zunge und das Bild von Zucchini ins Hirn, gehst du dann bitte noch einkaufen und fütterst mich mit Grünzeug?” Und was tat ich? Ich bog ab und fand mich vor der Gemüseauslage im Supermarkt wieder. Und erstand Gemüsepaprika, Möhren, Zucchini und Champignons. Und kurze Zeit später schmurgelte ein Potpourri davon in Tomaten-Schmand-Soße, kredenzt mit Bärlauchnudeln.
Dass ich m

Kücheninternes Land-unter

Ich probiere gerne mal was Neues. Auch in der Küche. Weil ich gerne Zwiebelkuchen esse und rein zufällig ein Kilo Zwiebeln übrig hatte lag gestern ja nichts näher, als einen Zwiebelkuchen zu backen.
Es gab nur ein Problem – ich hasse Zwiebelnschneiden. Ich kann das nicht ohne zu flennen. Meine Augen brennen nach einer Minizwiebel schon und dann ist es vorbei. Ich kneife die Augen zusammen und sehe kaum noch durch den Tränenschleier was ich mache. Was also tut die kluge Hausfrau – richtig – ich kramte die Schwimmbrille aus meiner Sporttasche und machte mich derart gerüstet ans Zwiebelschneiden.
Das Augenbrennen blieb aus, lediglich die Nase signalisierte meinem Gehirn ätherische Zwiebeldüfte. Zwar war der Gummistrippel auf meiner trockenen Frisur nicht unbedingt bequem, aber man gewöhnt sich an alles. Und das ist wörtlich zu nehmen. Ich schnitt nämlich hocherfreut über das ausbleibende Geheule meine Zwiebeln. Briet Speckwürfel an. Quirlte Eier und saure Sahne. Zwang meinen Hefeteig auf ein Blech. Und als ich schließlich mein fertiges Kunstwerk in den Ofen zitterte und die Klappe schloss, schaute mir eine Frau mit wirren Haaren und Schwimmbrille auf den Augen aus dem Glas der Backofentür entgegen. Wenn ihr also demnächst beim Bäcker oder an der Tankstelle eine kleine Frau mit kurzen schwarzen Haaren und Schwimmbrille seht – dann winkt mir und ladet Euch ruhig auf ein Stück Zwiebelkuchen ein – der müsste dann noch ganz frisch sein…

Dressing to go

Ganz allein für Gerald die Exklusiv-Story zum Thema “Die Salatsoße in meiner Handtasche”:

Es begab sich also zu jener Zeit, als Frau Venus den Entschluss fasste, gesünder leben zu wollen. Salat statt Spaghetti und Vitamine anstatt Schniposa. Sie machte sich in ihrer Mittagspause auf und erstand Feldsalat, Tomaten, Thunfisch und Gurken, dazu ein paar Champignons und ein Döschen Mais.
Zurück in der Firmenküche wurden die Zutaten gewaschen, geschnibbelt und in einer Blechschüssel vereint (eine Küche für 50 MÄNNER ist offenbar nicht auf die Zubereitung von Grünzeug, wohl aber auf selbige von Pommes, Pizza und Pappschachtel-Essen eingerichtet und bietet daher was die Auswahl von Salatschüsseln angeht ein Angebot mit Tendenz hin zu Null – oder anders gesagt – wer mit einem Haufen spätpubertärer Jungs zusammengluckt, braucht nicht zu erwarten, dass da irgendeiner Salat machen will) und … in recht säuerlichem Zustand auch verspeist.
Es stellte sich nämlich heraus, dass die Küche zwar Essig bevorratete, aber kein Öl.
Mich hält sowas ja grundsätzlich nicht davon ab, einen zweiten Anlauf zu unternehmen. Also erstand ich beim nächsten Mal Öl und freute mich über den EINEN leckeren Salat, den ich mir zubereiten konnte.
Beim übernächsten Mal schon musste ich feststellen, dass das ungewohnte Vorhandensein von Öl im Küchenschrank dazu führte, dass etliche Schnitzel und Buletten in Öl angebraten wurden. In meinem.

Weil a

Abgeschirmt…

Ich bin eigentlich ganz gut organisiert. Habe noch nie einen Geldbeutel verloren. Noch nie ist mir ein Handy abhanden gekommen oder war ein Schlüsselbund verschütt gegangen. Aber es gibt grundsätzlich zwei Dinge, die ich NIE mitnehme, wenn ich von zu Hause weggehe – Taschentücher und einen Schirm.
Beginnen wir mit dem Ersteren. Nicht nur, dass ich oft (meistens von Männern) gefragt werde, ob ich zufällig ein Taschentuch bei mir hätte (offensichtlich wird so etwas von einer Frau erwartet), ich muss im Bedarfsfall auch selbst andere Leute fragen. In meiner Handtasche, von lieben Kollgen “das schwarze Loch” genannt, findet sich sehr vieles. Angefangen vom Keks bis hin zur Fertig-Salatsoße (das ist eine andere Geschichte). Aber eben keine Taschentücher. Niemals. Und wenn, dann nur in Form von kleinen, weißen, einem Flusskiesel nicht unähnlichen Gebilden auf dem Grund der Tasche. Die man auch unter gröbster Kraftanwendung nicht mehr auseinanderfrickeln kann.
Stattdessen könnte man anhand der Restaurantwerbung auf den zum Naseputzen missbrauchten Papierservietten eine chronologische Abfolge meiner Mittagspausen rekonstruieren.

Wer schon mal eine heftig laufende Nase hatte, weiß, wie nötig man ein Taschentuch brauchen kann.
Das gleiche gilt für Schirme. Schon als Kind weigerte ich mich, einen Schirm mitzunehmen. Ständig musste ich sie mit mir rumtragen, steckte sie nass in den Schulranzen wo sie meine Matheaufgaben verwässerten und aufpassen musste man auch drauf.
Als ich dann älter wurde und mir mehr an der Unversehrtheit meiner Frisur gelegen war, begann ich, Schirme in die Handtasche zu stecken. Einmal aufgespannt und in nassem Zustand wanderten die kleinen Helfer natürlich nicht wieder in die Tasche zurück, die verwischten Matheaufgaben waren mir noch in schlechter Erinnerung, sondern – in meine Ablage im Auto. Was dazu führte, dass ich im nächsten Regenschauer mitten in der Fußgängerzone – einen neuen Schirm erstand. Da sich dieses Prozedere auch in Urlauben wiederholt, verfüge ich mittlerweile über eine stattliche Ansammlung von zusammenklappbaren Regenschirmen mit Erinnerungswert. Den Dunkelblauen mit rosa Punkten erstand ich in Münster. Den Pinken und einen weiteren Dunkelblauen in Berlin. Den Schwarzen in der Stadt, in der ich arbeite, der mit den Teddybären drauf ist ein Geschenk meiner Mama, die nicht fassen kann, welch Schirmmonster sie da heranerzogen hat, der große Gelbe ist ein Werbegeschenk. Und der kleine Rote… ist mein neuestes Objekt. Gestern in der Fußgängerzone im Platschregen gekauft. Immerhin liegt er jetzt trocken in meiner Handtasche.
Ich kann mir nur noch eines vorstellen, was schlimmer ist, als ohne Schirm dazustehen: Ohne Schirm, aber mit laufender Nase.