…gerade eben habe ich etwas gemacht, was ich total gerne mache. Nachdem ich Schatzi zur Arbeit gebracht habe, habe ich den Umweg durch die Stadt genommen. “Meine Stadt”. Nicht furchtbar groß, aber auch kein Kaff. Tolle Fußgängerzone, alles, was das Herz begehrt, schöne Kirche mittendrin. Am Sonntagmorgen liegt ein ganz besonderer Zauber über den Dächern. Die Sonne kämpft sich durch wattige Nebelschwaden, das gelbe Laub raschelt über die breiten Gehwege, fast keiner ist unterwegs. Es gibt soviele freie Parkbuchten wie sonst nie. Durch die Kirchenmauern klingt die Orgel, hier und da spaziert ein Rentner mit Hund an der Leine durch die Straßen. In der Luft hängt ein Duft nach frischen Brötchen und Kaffee und wenn ich mittendrin bin und tief die frischgewaschene Sonntagmorgenluft einatme, fühle ich mich so zu Hause wie nirgends sonst. Ich kenne jeden Winkel, jedes Geschäft, weiß, wo neu gebaut und wo renoviert wird, kenne Abkürzungen und Straßennamen. Ich genieße das Gefühl des Daheim-seins. Sonntagmorgen, halb zehn in Deutschland. So sollten alle Frei-Tage anfangen.
Prioritäten sind da, um gesetzt zu werden!
Liebes Leben,
nachdem ich mir jetzt so lange einen Kopf um meine Listensüchtigkeit gemacht habe, bin ich zu des Pudels Kern (oder auch zu dem Pudel seinem Kern) vorgedrungen. Es kommt nicht darauf an, dass man alles schafft, sondern dass man erst die Pflicht schafft und dann die Kür in Angriff nimmt. Heute war Pflicht (Putzen, Einkaufen, Aufräumen, Schreiben, Geschenke besorgen und einpacken, Adventskalender fertig machen und Päckchen nummerieren), morgen ist Kür. Und dabei mache ich nur das, wozu ich spontan Lust habe. Und lasse mich nicht von meinem Gewissen zu etwas “Sinnvollem” drängen, wie endlich mal den Badschrank aufzuräumen oder die Ablage zu machen. Morgen ist mein persönlicher Frei-Tag. Ich freu mich auf die vielen Sachen, zu denen ich sonst nie komme. Dummerweise war ich schon wieder versucht, diese auf einen Zettel zu schreiben… Ich werde mir am besten demnächst einen Therapeuten suchen.
Hilfe, ich bin eine Nuss!
Das ist mir ja eben erst aufgefallen!
Auf meinem Profil heißt es Die_Venuss Profil! Trotz aller grammatikalischen Klugscheißereien meinerseits in letzter Zeit wäre es mir hier lieber, es würde “Der Venus ihr Profil” heißen…
Und wenn ich schon eine Nuss bin… was für eine denn?
Mit “Hallo” fängt man keine Venus…
Liebes Leben oder vielmehr liebe Welt um mich herum,
natürlich ehrt es mich, wenn mich jemand zur Blogfreundin haben möchte. Aber man muss sich doch erstmal kennen, bevor man sich nett finden kann, oder? Auf der Straße quatsche ich doch auch nicht wildfremde Leute an und frage, ob sie bei mir einziehen möchten…
Und wenn ich schon eine Einladung bekomme von jemandem, der noch nie nie nie bei mir einen Kommentar hinterlassen hat, dann wenigstens verbunden mit einer netten Nachricht. Was muss ich stattdessen lesen:
“Meine private Nachricht an Dich: Hallo”
Hallo? Hallo??? Was soll man da sagen?
Status quo – einmal einfrieren bitte
Liebes Leben,
mach doch mal langsam! Was hast Du es denn in letzter Zeit so eilig? Da passiert wochenlang nichts und dann packt mich der Unternehmergeist und ich bin völlig versessen auf lange to-do-Listen. Ich will Punkte abhaken können und langsam halte ich mich selbst ein wenig für behandlungsbedürftig. Denn meistens läuft mein Tag so ab: Ich stehe um kurz vor sieben auf, frühstücke und lese Zeitung. Dann hübsche ich mich auf und ziehe mich an um dann festzustellen, dass mir noch fast ein ganzes Stündchen bleibt um – richtig – Listen abzuarbeiten. Wäsche abhängen, Wäsche zusammenlegen, Trockner ein- und Spülmaschinen auszuräumen und so weiter. Die Liste dafür existiert nicht nur in meinem Kopf, ich lege mir tatsächlich einen kleinen Zettel zurecht. Wenn mir der Blick auf die Uhr sagt, dass ich in den Verlag muss, schreibe ich mir vorher noch – richtig – eine EinkaufsLISTE.
Komme ich in die Redaktion wartet dort meine vierseitige Liste und giert danach, von mir abgehakt zu werden.
Das alles wäre ja aber nicht das Problem. Vorteil der Listen ist nämlich, dass ich tatsächlich meistens alles gebacken kriege und nix vergesse. Blöderweise hält die Befriedigung über das erfüllte Pensum immer kürzer an. Und dann stellt sich die Resignation ein, dass die oberen zehn Punkte abgehakt sind und sich unten weitere 15 drangemogelt haben. Am schlimmsten ist es zu Hause, wenn die Wäsche gerade fertig gebügelt im Schrank liegt und mir ein leises Piepen die nächste fertige Waschmaschine ankündigt… kann man denn nicht irgendwann mal FERTIG sein? Ich fühle mich ein bisschen wie Don Quichotte mit seiner Windmühle. Oder ist das etwas das normale Leben und die kleine Venus regt sich mal wieder über Tatsachen auf, die eh keiner ändern kann…?
Der Fluch der Zweispurigen…
Liebes Leben,
ich glaube ja nicht an den ganzen Hokuspokus mit Geistern und Verschwörungen und so. Aber es gibt einen Fluch, den gibt es wirklich!
Den Fluch der Zweispurigen.
Jeden Morgen und jeden Abend, wenn ich zum oder vom Büro fahre, ist die Bundesstraße ein Stückchen zweispurig (sie ist es sicher auch nachmittags und nachts, aber da sehe ich sie ja nicht). Eigentlich eine schöne Sache. Meistens gelingt es dort auch kleinen Autos, wie meinem, einen Laster zu überholen. Aber genau die sind das Problem: Es kann nämlich sein, dass ich die ganze Bergstrecke runter oder rauf gemütlich vor mich hin brause, in den Kurven ein klein wenig die Reifen quietschen lasse und mich freue, dass die Straße so breit ist. Und jedes Mal, wirklich jedes Mal, wenn das Ende der Ausbaustrecke in Sicht kommt – gurkt dort ein Laster. JEDEN Tag! Das muss doch eine Verschwörung sein! Die lauern sicher auf dem großen Parkplatz und ziehen genau dann raus, wenn ich gerade um die letzte Kurve flitze.
Und ich finde das NICHT FAIR!
Action!
Liebes Leben,
ich ahnte es ja schon, als die kreative Welle mich umspült hat. Ich bin mal wieder in einer “Nachschlag, bitte”-Phase…
Es gibt Phasen, da bin ich mupig und kann mich zu nichts motivieren. Ich bin gestresst und habe das Gefühl, die Arbeits-Welle ist hinter mir und über mir und ich bin dabei, zu ertrinken. Wenn der Stress dann nachlässt – meist ist er ja beruflicher Art – dann ist es, als wäre ich von der Sturmflut an Land gespuckt geworden und liege nass und erschöpft auf der Sandbank. Nicht wirklich glücklich, alles überstanden zu haben, sondern mit dem Gefühl, alles gerade so hingekriegt zu haben.
Zur Zeit ist das anders. Ich halse mir mit Vergnügen immer noch mehr auf, weil ich weiß, dass ich es packe. Nicht die Arbeit bezwingt mich, sondern ich bezwinge mein Pensum. Ich reite ganz oben auf der Welle und kreische vergnügt dabei. (Psychologen nennen diese beiden Phänomene wahrscheinlich negativen und positiven Stress. Aber die kleine Venus denkt eben eher in Bildern…
)
So arbeite ich die ganze Woche fast zehn Stunden täglich und hatte dazu keinen einzigen freien Abend die Woche, weil ich immer unterwegs war – privat zwar, aber trotzdem auf Achse. Und was mache ich am Wochenende? Arbeiten. Und zwar als freie Mitarbeiterin für die Tagespresse. Heute steht noch der komplette Haushalt auf dem Plan und ich muss noch zwei Artikel schreiben. Bin ich genervt deswegen? Nein, ich habe Spaß dabei!
Der einzig
Die kleine Venus sieht!
Liebes Leben,
wieso bin ich nicht schon viel früher drauf gekommen?
Heute morgen endlich konnte ich mich dazu durchringen, mich beim Optiker über Kontaktlinsen zu informieren. Und weil ich so guter Dinge war, habe ich auch gleich welche bekommen. Und was soll ich sagen: Das Raus- und Reinsetzen ist kein Problem, hat auf Anhieb geklappt. Ich spüre so gut wie nichts aber ich sehe gestochen scharf!
Das Gefühl ist der helle Wahnsinn. Nicht, dass ich mit Brille schlecht gesehen hätte. Aber es ist nochmal eine andere Stufe des Sehens. Ich bin so begeistert, dass ich jedem davon erzähle, der des Weges kommt! Ich! habe! Kontaktlinsen!
Die Juchu-Frei-Was-mach-ich-bloß-mitderListe
Liebes Leben,
Freizeit ist was Tolles. Nur leider dreht immer dann jemand an der Uhr, wenn ich ein paar Tage davon habe. Ich habe mir vorgenommen, alle Viertelstunde auf die Uhr zu gucken, tief einzuatmen und zu denken: Ich! habe! frei! Vielleicht genieße ich die Zeit dann bewusster.
Heute habe ich erstmal ausgeschlafen, bis ich von alleine aufgewacht bin. Das ist ganz zuverlässig um neun. Um eins nach neun habe ich auch heute morgen auf den Wecker geschielt.
Ich habe eine Stunde lang gefrühstückt, Zeitung gelesen und mich gefreut, dass die Sonne scheint. Dabei habe ich mir einen kleinen Plan zurecht gelegt, wie ich meine drei freien Tage verbringen werde. Ich ahne jetzt schon, dass ich zur Erfüllung all meiner Wünsche mindestens 30 Tage bräuchte. Aber egal. Erstmal zählt ja der Wille. Und wenn es nach dem geht, werde ich in den nächsten drei Tagen:
– den Adventskalender für Schatzi bestücken
– das Weihnachtsgeschenk für Mami stricken (hoffentlich liest sie hier nicht heimlich mit…)
– das Geburtstagsgeschenk für Mami einpacken
– den Bastelladen stürmen und leerkaufen
– mich mal vorsichtig über Kontaktlinsen informieren (wollte ich mal testen)
– Bügeln (einen riesigen Korb voll…)
– Mein Kinderbuchprojekt weiter vorantreiben
– Basteln (aus vorweihnachtlichen Gründen kann ich nicht näher drauf eingehen…
)
– Bummeln gehen – Klamotten oder Schuhe oder beides…
– Bücher bestellen
– meiner Tätigkeit als freie Mitarbeiterin meines ehemaligen Arbeitgebers nachgehen
– Backen und Kochen
– …
Also: Ich muss los. Bevor meine freie Zeit abgelaufen ist…
Eins, zwei, drei – frei!
Die kleine Venus hat sich drei Tage Urlaub unter den Nagel gerissen.
OK, drei Tage sind nicht die Welt, aber von Mittwoch ab gerechnet sind es fünf Tage bis ich wieder Arbeiten muss! Juchuuuu!
Drei Tage, für die ich schon 578.934 Dinge geplant habe! Davon sind nur ein paar Sachen, die sein müssen, wie zum Beispiel Termine, die man unter der Woche nicht schafft – weil Banken nicht bis um acht offen haben, zum Beispiel… Alles andere plane ich so, wie ich will. Zeit, ganz alleine für mich!
Und außerdem sind es drei Tage, in denen ich in meinem Zuckerwatte-Regal herumräumen kann und noch ganz viele neue Schächtelchen einsortieren werde.
Ich freu mich schon so!
