Warum ich keine lästigen Pflichten habe.

Ich saß gestern Abend in der Redaktion an meinem Schreibtisch, hatte rote Wangen und in meinem Kopf ratterte es. Den ganzen Nachmittag hatte ich telefonisch quer durch Behörden und Gerichte recherchiert, um ein möglichst aktuelles Bild eines aktuellen Rechtsstreits wiederzugeben. Mit dem Text, den zwei Kollgen gegengelesen hatten, war ich zufrieden. Runder würde ich ihn nicht hinkriegen. Allein der zweizeilige Vorspann wollte und wollte nicht gelingen. Zu wenig Platz, zu viele und komplizierte Worte, die Sachlage zu komplex. Ich schrieb und löschte, hirnte und verwarf.

Bis ich schließlich bei meinem Chef um kreativen Input bat. Und froh war, dass der auch keine perfekte Lösung mal eben so aus dem Ärmel schüttelte, sondern durchaus verstand, wo meine Schwierigkeiten lagen. Wir hirnten also zusammen. Und fanden schließlich eine Lösung, mit der wir beide zufrieden waren. Kurz danach stand der Verleger in der Redaktion und fragte nach einem Kollegen. Wir kamen ins Plaudern und er fragte mich, ob ich zufrieden sei und ob ich mich wohlfühlte. Als ich eine Weile später nach Hause fuhr und den Tag an mir vorbeiziehen ließ, fiel mir eines auf. Ich fühlte mich unfassbar zufrieden. „Warum ich keine lästigen Pflichten habe.“ weiterlesen

Working-mom-Studie: Das Märchen der Vereinbarkeit

Heute ist die Working-Mom-Studie veröffentlicht worden, nach der sich jede dritte Mutter trotz Partner als alleinerziehend wahrnimmt. Ich habe im Radio davon gehört, als ich – Achtung Klischee – in meiner Mittagspause unterwegs war zwischen Job und Supermarkt. Frauen würden sich entgegen besseren Wissens aufreiben, um möglichst an allen Fronten mehr als hundert Prozent Leistung zu bringen. Und sich dabei nicht nur selbst verlieren, sondern auch ein schlechtes Gewissen bekommen, weil sie keiner ihrer Aufgaben zu hundert Prozent gerecht würden.

Ich habe daraufhin eine Weile überlegt, wie ich das sehe. Das hörte sich in meinem Kopf ungefähr so an: „Working-mom-Studie: Das Märchen der Vereinbarkeit“ weiterlesen

Erste Woche vorbei – Mama macht das schon

Wenn man von fünf Werktagen zweieinhalb arbeitet, bleiben rein rechnerisch zweieinhalb übrig. Da mir mein Mathelehrer in der fünften Klasse schon mal erklärt hat, dass Mathematik nicht interpretierbar ist, wird das wohl schon so sein.

Nur in echt … in echt ist das nicht so. Denn die zweieinhalb Tage Freizeit, die diese Woche hätte ausspucken sollen, die sind bei mir nicht angekommen. „Erste Woche vorbei – Mama macht das schon“ weiterlesen

Geliebte kleine Gewitterwolke … Teil 2

Teil 1 gab es hier.

Du bist wieder da. So zuverlässig wie das Aprilwetter, das unser Haus und unseren Garten gerade in eine dicke Schneeschicht hüllt, so bist auch Du wieder mal zu Gast. In wenigen Stunden hast Du aus unserem kleinen großen Mädchen einen garstigen Seeigel gemacht, der die Stacheln ausfährt, sobald er Gefahr wittert. Oder Unbill jeder anderen Art. Oder … manchmal auch einfach so. Der Orangensaft ist alle? Scheißkackablöd. Du sollst Deine Schuhe selbst aus der Garderobe holen? “Oooaar Mama, ich KANN DAS NICHT.” (Scheißkackablöd!) Den Schlafanzug anziehen, ausziehen, die Jacke aufräumen, den Teller aus der Schublade holen – was auch immer ich von Dir möchte, Du rollst mit den Augen und es fehlt nicht mehr viel zur Klage wegen Kinderausbeutung. Ich werde mich hüten, Dir zu erklären, was das bedeutet. „Geliebte kleine Gewitterwolke … Teil 2“ weiterlesen

“Wir müssen reden…”

…sagte Hannahs Erzieherin neulich mit einem bedeutungsschweren Blick und sah mir ganz tief in die Augen. Während ich in Gedanken schon sämtliche Erziehungsfehler durchging, hatte sie meinen entsetzten Blick wohl bemerkt und schob schnell ein “nix Wildes, das Entwicklungsgespräch steht halt mal wieder an”, hinterher. Ach. so.

Und so fand ich mich im Kindergartenbüro auf einem dieser Miniaturstühle wieder und lauschte mit zunehmender Begeisterung der Entwicklungsgeschichte meines Kindes. Nicht, dass das kindliche Werden bei uns zu hause gänzlich an mir vorbeiginge, aber die Fortschritte und Eigenheiten des eigenen Kindes aus dem Mund einer anderen Person zu hören, ist nochmal eine ganz andere Nummer. „“Wir müssen reden…”“ weiterlesen

Ein Brief an meine Tochter …

… mein liebes Kind, das Du demnächst Deinen unglaublichen vierten Geburtstag feierst. Noch bist Du ein unbedarftes kleines Kindergartenkind, das fröhlich in den Tag hineinlebt. Und das ist auch gut so. Du wirst noch früh genug zur Welt der Erwachsenen gehören. An manchen Tagen, das kann ich Dir aus eigener Erfahrung sagen, wirst Du den Verdacht nicht los, dass es wahrscheinlicher ist, einem Einhorn an der Kühltheke zu begegnen, als gesundem Menschenverstand.

Dir werden Menschen begegnen, die eine andere Wahrnehmung haben als Du. Erzähl Ihnen von Deiner Welt, aber erwarte kein Verständnis. Manche leben hinter Mauern, hinter denen sie sich sicher fühlen. Tu Dir und ihnen einen Gefallen und lass sie dort.

Dir werden Neider begegnen. Sie werden mit gerümpfter Nase Dein Handeln betrachten und kein gutes Haar daran lassen. Lass sie reden. Es liegt in ihrem Naturell, eigene Unzulänglichkeiten bei anderen zu finden und zu kritisieren. Bedenke, wie einfach das ist im Vergleich dazu, selbst etwas auf die Beine zu stellen.

So lange Du überzeugt Deinen Weg gehst und keinen anderen dabei aus böser Absicht heraus verletzt, geh weiter. Schau dabei nicht zurück, sondern nach vorne, denn das ist die Richtung, in die Du gehst. Du wirst manchmal missverstanden werden. Deine Worte und Taten werden vielleicht unerwartet hohe Wellen schlagen. Tritt einen Schritt zurück und sage “Verzeih mir”, wo Du es für angebracht hältst. Wo Du Dich zu Unrecht angegriffen und verletzt fühlst, setz Dich zur Wehr. Denk dabei an Deinen Taufspruch aus der Apostelgeschichte “Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht. Denn ich bin mit dir und niemand soll sich unterstehen, Dir zu schaden.” Sei stets eine Stimme, nicht nur ein Echo.

Du wirst auch jenen begegnen, die von einem Grundmisstrauen zerfressen sind. Sie werden Dir automatisch Böses unterstellen und Deine Worte als Angriff verstehen ohne Dir die Chance zur Klärung einzuräumen. Diese Menschen geben sich ihre Antworten selbst. Aber glaube mir: Groll und Missgunst sind hässliche Eigenschaften. Sie gehören nicht in DEIN Leben. Wenn Du das Bedürfnis hast, Dich zu erklären, dann tu das. Bedenke aber stets, dass es zwar löblich ist, mit Blinden über Farben zu sprechen, aber sinnlos.

Dir werden Menschen begegnen, die nie gelernt haben, mit Konflikten umzugehen. Sie werden petzen wie kleine Sandkastenkinder, sie werden hinter Deinem Rücken lästern weil sie kein Rückgrat haben (Dein Papa nennt das “Arsch in der Hose”) und keinen Mumm, mit Dir selbst zu sprechen. Sie werden stets andere vorschicken und Du wirst das nicht verstehen. Ich sage Dir – habe Geduld, aber lass diese Energie nicht in Dein Leben. Diese Menschen wollen kein Teil davon sein, also löse Dich von Ihnen und geh Deinen Weg ohne sie.

Und nicht zuletzt, das wünsche ich Dir von Herzen, wirst Du auch guten Menschen begegnen. Die Dein Herz sehen, Deine Worte nie aus Unvermögen oder Absicht auf die Goldwaage legen, sondern Dir nach jedem Streit wieder die Hand geben und mit Dir, Seite an Seite, Deinen Weg weiter gehen. Halte Dich an die und lass die anderen ziehen. Ändere die Umstände, die dich unglücklich machen. Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst, lebe damit oder lass es los. Und sei klug genug, das eine vom anderen sicher zu unterscheiden. Und vergiss niemals: Ich liebe Dich über alles.

Deine Mama

Eine Frage der Erziehung: “Liebes Kind, Du nervst!”

Es hätte ein Montagmorgen sein können, wie jeder Montagmorgen davor. Wenn das Kind nicht ohne Vorwarnung und scheinbar innerhalb weniger Stunden seinen Wortschatz um Fäkalvokabular erweitert hätte. Und wohl in der Nacht auf Montag für sich beschlossen hätte, dass “kacka” eine adäquate Vorsilbe für so ziemlich alles ist. So saß ich mit der kleinen Prinzessin beim Frühstück und lauschte mit zunehmendem Frust ihren Ausführungen. Das Kackamüsli schmeckte kacka und die Kackamilch auch. Jedesmal, wenn sie das K-Wort sagte, blitzte es in ihren blauen Augen. Wann nur hatte sie gemerkt, dass Mama das Wort weit weniger lustig findet als sie? Die Sache mit der Erziehung kommt immer ohne Vorwarnung. Innerhalb von zehn Minuten hat sich an unserem Frühstückstisch soviel Kacka angehäuft, dass es zur Düngung eines veritablen Ackers locker gereicht hätte. Was dazu führte, dass ich mich immer öfter sagen hörte: “Das sagt man nicht. Bitte lass das. Das Wort ist doof. Kacka gehört aufs Klo und nicht in Deinen Mund. Man sagt zum Essen nicht kacka. Und zu Menschen auch nicht. Bitte…”

erziehung ist nicht immer ein Zuckerschlecken „Eine Frage der Erziehung: “Liebes Kind, Du nervst!”“ weiterlesen

Drei Monate Kindergarten – ein Zwischenbericht

Ihr Lieben, gestern war so ein Tag, an dem ich mir gerne einen Gehörschutz besorgt hätte. Nicht, dass ich meinem Kind nicht gerne zuhörte. Ich liebe es, wenn sie mir morgens erzählt, was sie im Kindergarten alles basteln wird. Ich bin jeden Tag aufs Neue gespannt, welche Splitter aus dem Kindergartenvormittag sie mit mir teilt und was ich erst Tage später (von anderen Mamas) erfahre. Wir singen gerne zusammen, wir lachen und kichern und lesen uns gegenseitig (!) vor. (Ich das was da steht, sie das, was sie glaubt, was da steht.) „Drei Monate Kindergarten – ein Zwischenbericht“ weiterlesen

Jetzt, später, viel später?

Wenn es um mein Kind geht, bin ich relativ unbeeindruckt von “guten Ratschlägen” von außen. Wir handhaben unseren Alltag so, wie es sich für uns richtig anfühlt. Dinge in unserem Tempo zu tun, Möglichkeiten auch mal auszulassen (kein Pekip, kein Elba, kein Säuglings-Feng-Shui), das fühlt sich für uns einfach richtig an.

Trotzdem begegnen mir nicht nur als bloggende und lesende Mama, sondern auch als Mutter in der Gesellschaft Familien, die Dinge grundlegend anders machen als wir. Ist ja völlig normal. Was bei uns wunderbar funktioniert, funktioniert bei anderen vielleicht überhaupt nicht. Was wir uns gar nicht vorstellen können, ist in anderen Familien das Normalste der Welt. Jeder so, wie er es für richtig hält. „Jetzt, später, viel später?“ weiterlesen

Wenn die Mutter mit der Tochter …

Manchmal hat der Herr des Hauses einfach unverschiebbare Termine. Und manchmal fallen die auch auf einen Sonntag. Das Tochterkind und ich könnten dann natürlich zuhause sitzen und Däumchen drehen und warten, bis der beste Papa und Herzensmann wieder heimkommt. Tun wir aber selten. Denn seit die Kleine im Kindergarten ist und damit den halben Tag nicht da, sind Mutter-Tochter-Ausflüge selten geworden. Wir haben gestern morgen also beschlossen, den Sonntag zu nutzen und sind zu zweit losgezogen. Und zwar in österlicher Mission. „Wenn die Mutter mit der Tochter …“ weiterlesen